Den Jahreswechsel nehme ich meist nicht bloss zum Anlass, um üppig Alkohol zu süffeln. Um diese Zeit halte ich gerne Rückschau auf das, was war –und versuche, den einen oder anderen schlauen Schluss zu ziehen für das, was kommt. Dabei ist mir aufgefallen: So ein Bauernjahr beinhaltet sehr viel jährlich Wiederkehrendes, zu ähnlichen Zeitpunkten und in sehr ähnlicher Form. Oder erfinden Sie das Rad beim Heuen, Silieren oder Säen jedes Jahr neu?
Natürlich ist kein Jahr genau gleich wie das vorherige. Die Märkte sind ebenso dynamisch wie das Wetter. Und es gibt sowohl persönliche als auch berufliche Achterbahnfahrten. Hinzu kommt, dass man Betriebszweige aufgibt oder umstrukturiert. Neue Maschinen werden gekauft, alte Maschinen geflickt oder verkauft, es wird gebaut und abgerissen. Das alles gefällt mir äusserst gut am Beruf und stresst mich selten. Lustigerweise ist es eher so, dass mich Dinge belasten, die alle Jahre gleich sind. Besonders jene Routinearbeiten, die unabhängig von Wind und Wetter gemacht werden müssen.
Als Beispiele seien hier die Abrechnung der Mehrwertsteuer, der Service an Maschinen, das Schneiden der Bäume und Sträucher oder das genaue Erfassen von Daten (Feldkalender, Abrechnungen und Rapporte, usw.) genannt.
Samt und sonders relativ einfache, jährlich wiederkehrende Arbeiten. Ich weiss, dass ich sie irgendwann erledigen muss. Das Problem an der Sache ist vermutlich das Wörtchen «irgendwann». Ich kann diese Pendenzen gut viele Tage oder sogar Wochen vor mich herschieben – und denke gleichwohl fast täglich, dass ich sie möglichst bald einmal erledigen sollte. Das bringt die Gefahr von geistiger Verstopfung mit sich –kein sehr gutes Gefühl.
Nehmen wir die Mehrwertsteuer-abrechnung. Einloggen, Daten sauber zusammentragen und erfassen, speichern und absenden. Wirklich keine Hexerei. Und doch dauert es immer eine Weile, bis ich die Arbeit erledige. Es gibt eine Hemmschwelle, mich hinzusetzen und diese Notwendigkeit einfach zu erledigen. Weil ich die Mehrwertsteuer-Abrechnung nur alle sechs Monate erledigen muss, weiss ich jedes Mal nicht mehr ganz genau, wie ich im Detail genau vorgehen muss. Wie war das wieder mit dem Login? In welches Feld gehören welche Zahlen schon wieder? Muss ich die Zahlen nun brutto oder netto zusammenzählen?
Darauf habe ich eigentlich keine Lust mehr. Es raubt mir Energie, sorgt für ein schlechtes Gewissen und verstopft meine Gedanken. Was also ist zu tun?
Ich glaube, ich komme nicht um das Erstellen von Checklisten herum für die sich jährlich wiederholenden, aber doch nicht alltäglichen Arbeiten. Und zwar so, dass ich weiss, wie eine solche Arbeit genau zu erledigen ist. Idealerweise kombinieren ich das Ganze gleich mit einem Termin: Ich möchte auch eine Grobplanung, was ich wann ungefähr tue. Januar: Mehrwertsteuerabrechnung erstellen, zum Beispiel.
Davon erhoffe ich mir dreierlei:
- Bekämpfung des unguten Gefühls, ich könnte etwas vergessen haben.
- Jährlich wiederkehrende Arbeiten schneller und effizienter erledigen.
- Könnte so auch eine andere Person relativ einfach gewisse Arbeiten übernehmen.
Die Frage ist jetzt bloss, auf wann genau ich das Erstellen dieser Checklisten terminiere und ob ich für das genau Vorgehen auch eine Liste schreiben sollte…
«Plötzlich Bauer»
Sebastian Hagenbuch ist Landwirt und Agronom. Er bewirtschaftet mit seinen Eltern einen Betrieb mit zwei Standorten im Freiamt AG. Er arbeitet in einem Teilzeitpensum als Redaktor Pflanzenbau für «die grüne».
Hagenbuch begann sich erst spät für die Landwirtschaft zu interessieren. In seiner Kolumne erzählt ervon Alltäglichem und Ausser-gewöhnlichem, wechselt ab zwischen Innen- und Aussensicht, immer mit kritischen Blick und einem Augenzwinkern.