Darf man eigentlich noch über das Wetter schreiben? Ist zu diesem Thema nicht längst alles gesagt, was es zu sagen gibt? Scheinbar nicht, jedenfalls nimmt das unbeständige Wetter auch in diesem Jahr sehr viel Platz in meinem und vermutlich auch in Ihrem Alltag ein. Und wenn schon die Leute im Büro ständig übers Wetter reden dürfen, wird es uns wohl auch noch gestattet sein. Nun denn.

Am 11. Juni wollten wir eigentlich endlich einen Teil Öko-Gras mähen, um zu heuen. Stattdessen sitze ich am Schreibtisch und blicke nach draussen in den Nieselregen. Das Thermometer zeigt stolze 13 Grad.

Vereinfacht gesagt, gilt für unseren Standort und unsere Betriebszweige: Trockene Jahre sind gute Jahre. Das heisst, bis jetzt lief es seit letztem November nicht ganz so geschmeidig. Ich habe seither genau einmal, nämlich am 3. Mai, einen Landwirt sagen gehört, dass jetzt so ein Sprutz Regen wieder mal gut wäre.

Es lief zwar nicht ideal, aber immerhin lief es, und zwar nicht nur den Bach runter. Immer wieder gab es kurze Zeitfenster, die intensiv genutzt werden konnten (und mussten), weil alle zur Verfügung stehenden Kräfte dann zur Stelle waren und mitgeholfen haben. Darum sieht es gemessen an den Umständen auch gar (noch?) nicht so schlecht aus auf den Feldern.

Die guten Zeitfenster auf keinen Fall verpassen

Für die Zukunft stimmt mich das Wetter aber etwas nachdenklich. Der Hof wurde stetig erweitert, neue Ideen hatten mehr Arbeit zur Folge, insbesondere während der Vegetationszeit läuft viel bis sehr viel. Ein gutes Zeitfenster zu verpassen, liegt fast nicht mehr drin. Wie ist das künftig schlau zu organisieren? Wie schaffen wir es, an den entscheidenden Tagen auf viele Mitarbeitende zählen zu dürfen, und was tun diese, wenn es dann wieder zwei Wochen lang regnet? Der Schlüssel wird wohl wieder einmal in der Zusammenarbeit liegen, doch wie genau diese aussehen wird, wenn wichtige Kräfte auf dem Betrieb kürzertreten, weiss ich noch nicht.

Ich bin heuer angespannter als auch schon, und ich vermute, das hängt auch irgendwie mit dem Wetter zusammen. Eigentlich geschahen sämtliche Feldarbeiten unter ziemlich grossem Zeitdruck. Verschiebe bloss nichts auf morgen, was du heute kannst besorgen! Hinzu kam noch die eine oder andere Panne an der Maschinerie, was auch kein guter Stimmungsmacher war.

Eine Nebenbeschäftigung als Luftveränderung

Na ja, so ist das halt als Landwirt, werden die Erfahrenen unter Ihnen denken. Sicher, das ist mir schon auch klar. Glücklicherweise hatte ich ja noch eine wetterunabhängige Nebenbeschäftigung. Dieses Jahr hat es sich ergeben, dass ich eine Stellvertretung an der Berufsschule Liebegg als Lehrperson antreten durfte, was ganz gut passte, und zwar in mancherlei Hinsicht:

Erstens gab es wieder mal eine Luftveränderung, und Luftveränderungen finde ich selbst dann gut, wenn die bereits vorhandene Luft gar nicht mal schlecht ist.

Zweitens habe ich jeweils am Freitag unterrichtet. Und freitags hat es fast immer geschifft, daher liess sich das gut mit dem Betrieb vereinen. Okay, alle anderen Tage wären wohl auch gegangen. Am wenigsten geschifft hat es in meiner Erinnerung sonntags, nicht selten mussten wir auch dann noch ausrücken.

Und drittens hat das Unterrichten zwar Spass gemacht, aber auch die Tätigkeit als Lehrperson ist eine mit Sonnen- und Schattenseiten. Genauso wie die Landwirtschaft und alles andere auch. 2024 ist in landwirtschaftlicher Hinsicht eher ein schattiges Jahr bisher. Vielleicht änderts ja noch. Und sonst dann vielleicht 2025. Vorerst bleibt uns aber nur, das Heuen zu vertagen. Es ist noch grauer geworden, und die Wetterprognose wurde auch korrigiert: Es könnte nun doch jeden Tag der Woche wieder einen Sprutz regnen.

Hagenbuchs Randnotizen

Sebastian Hagenbuch ist Landwirt und Agronom. Er bewirtschaftet mit seinen Eltern einen Betrieb mit zwei Standorten in Rottenschwil und Unterlunkhofen im Kanton Aargau.

Hagenbuch erzählt in seiner Kolumne von Alltäglichem und Aussergewöhnlichem, wechselt ab zwischen Innen- und Aussensicht, immer mit kritischem Blick und einem Augenzwinkern.