Wenn es darum geht, das Betriebsergebnis zu optimieren, setze ich gedanklich eigentlich immer zuerst beim Umsatz an. Welchen Betriebszweig könnten wir ausbauen? Was könnten wir zusätzlich noch tun? Oder, sehr banal gesprochen: Wie lassen sich neue Einnahmen für den Betrieb generieren? Ein eher umsatzorientierter Ansatz also. Mehr ist mehr.
Die Alternative wäre, bei den Kosten genauer hinzuschauen und beispielsweise gleich viel Umsatz zu erwirtschaften, dies aber bei tieferen Kosten. Es gibt wahrscheinlich mehrere Gründe, weshalb ich eher der Typ für neue Umsätze als für ein striktes Kostenmanagement bin.
Ich bin von der Veranlagung her einigermassen kreativ, und diesen Zug kann ich besser ausleben, wenn wir neue Projekte in Angriff nehmen. Wie es der Name schon sagt, kann ich hier etwas «kreieren».
Lieber kreieren als auf Effizienz trimmen
Diese Projekte, Betriebszweige oder Geschäftsideen dann auf Effizienz zu trimmen, ist für mein Empfinden hingegen eher eine trockene Knochenarbeit, weniger kreativ und für mich daher auch weniger reizvoll. Wobei es auch hier natürlich recht originelle und kreative Lösungen für Einsparungen gibt – originellere als das Einholen unterschiedlicher Offerten.
Ein weiterer Punkt ist das Alter. Ich bin jetzt 34 Jahre alt – ein Alter, in dem viele Menschen sich gerne etwas aufbauen. Die Phase der Konsolidierung oder Verwaltung kommt typischerweise eher später – vielleicht dann in Bezug auf jene Dinge, die man sich eben selber aufgebaut hat.
Vielleicht ist das auch einfach völliger aus den Fingern gesogener Quatsch –und ich werde auch auf die Pensionierung hin nicht unglaublich angetan von der Kostenführer-Strategie sein.
Die Betriebsleiter bezahlen die Rechungen
Nicht ausser Acht zu lassen ist natürlich folgender Faktor: Die Rechnungen auf unserem Betrieb bezahle nicht ich. Das ist einer der Vorteile bei der noch nicht erfolgten Betriebsübergabe.
In diesem Bereich haben wir eine klare Aufgabentrennung, die mir ganz gut passt: Meine Eltern bezahlen als Eigentümer und Betriebsleiter sämtliche Rechnungen. Vielleicht ändert sich etwas an meiner «Investieren ist reizvoller als Sparen»-Einstellung, wenn die Rechnungen und Löhne dann von meinem eigenen Konto abgebucht werden. Das scheint mir zumindest eine wahrscheinlichere Theorie als jene mit dem Alter.
Ein Teil der Strategie «Kosten senken» ist, dass man effizienter wird und Leerläufe verhindert. Und dieser Effizienzgedanke, der schwingt ja eigentlich automatisch permanent mit bei der Arbeit. Ich will bei der Arbeit immer möglichst effizient sein. Es macht mehr Spass, effizient zu arbeiten, und es bleibt nebst den Kosteneinsparungen auch mehr Zeit, die anderswo – auch im Bereich Freizeit – investiert werden kann (oder zumindest könnte).
Oder arbeiten Sie manchmal extra umständlich, um ja nicht zu früh Feierabend zu haben? Dann müssten Sie sich wohl eher die Frage stellen, weshalb Sie den Feierabend hinauszögern möchten …
Mehr Möglichkeiten in neuen Bereichen
Item. Ich sehe im Bereich der Kostensenkung weniger Möglichkeiten auf unserem Betrieb als im Bereich der noch nicht erschlossenen Potenziale. Das kann natürlich täuschen und einer gewissen Betriebsblindheit geschuldet sein.
Ich denke, es braucht beides: Ideen, was man tun oder verbessern könnte. Und die Beharrlichkeit, in dem, was man tut, gut und eben auch effizient zu sein, damit es sich als Standbein etablieren kann. Ob sich das nach der Betriebsübernahme ändert? Ich bin selber neugierig darauf, das herauszufinden.
«Plötzlich Bauer»
Sebastian Hagenbuch ist Landwirt und Agronom. Er bewirtschaftet mit seinen Eltern einen Betrieb mit zwei Standorten im Freiamt AG.
Hagenbuch erzählt in seiner Kolumne von Alltäglichem und Aussergewöhnlichem, wechselt ab zwischen Innen- und Aussensicht, immer mit kritischem Blick und einem Augenzwinkern.