«Deine Misserfolge interessieren alle, deine Erfolge hingegen nur deine Mutter.»

Dieser Satz des Kolumnisten Harald Martenstein ist mir von einer zweitägigen Weiterbildung mit Abstand am stärksten haften geblieben. Und ich nehme ihn mir für diese Kolumne zu Herzen.

Ich nehme mir immer wieder mal vor, mir die Namen von Menschen besser merken zu können. Es ist mir stets etwas unangenehm, wenn ich irgendwo bin, mehrere neue Gesichter kennenlerne und bei der Verabschiedung dann mit ein paar gequälten Scherzen versuchen muss, über mein lausiges Namensgedächtnis hinwegzutäuschen. Da ist es ein schwacher Trost, dass es den Menschen gegenüber oft ähnlich geht. Scheinbar war es bislang aber doch noch nicht derart unangenehm, als dass es gereicht hätte, dass ich mir eine griffige Strategie zum Namenmerken zugelegt hätte. Und dafür büsse ich jetzt etwas.

Ehrlichkeit währt am längsten…

Ich gebe es gleich zu, diese Kolumne ist auch ein bisschen ein Inserat in eigener Sache. Und dies, obwohl sie mich nicht unbedingt in einem guten Licht dastehen lässt. Na ja, Marketing ist halt eine komplizierte Angelegenheit, und ich versuche es tendenziell mit dem Spruch zu halten, dass Ehrlichkeit am längsten währt. Nun denn.

Als klar war, dass wir eine neue Pflanzenschutzspritze anschaffen, habe ich die alte, 21 m breite Hardi-Master-Spritze zum Verkauf ausgeschrieben. Sie war innert Kürze verkauft. Die Vereinbarung lautete, dass wir die Spritze erst dann abgeben, sobald die neue Spritze effektiv voll funktionsfähig auf Platz steht.

Wie es spätestens seit Corona so üblich zu sein scheint, verzögerte sich die Ankunft der neuen Spritze. Nach mehrmaliger Nachfrage des Käufers vereinbarten wir, dass er sich nicht mehr melden muss, weil ich mich stattdessen umgehend bei ihm melde, sobald die Spritze da ist. Das war vor vier Monaten.

Käufer: Bitte melden!

Nun ist die neue Spritze da und seit Längerem in Betrieb, die alte wäre – ebenfalls voll funktionsfähig – zu haben. Dummerweise hatte ich in der Zwischenzeit ein Handyproblem und die Nummer des Käufers ist mir abhandengekommen. Wenn ich den Namen oder Wohnort noch wüsste, würden meine bescheidenen Recherchefähigkeiten wohl ausreichen, die Person ausfindig zu machen und zu kontaktieren. Aber nein, auch diese Angaben sind im Rahmen meiner Handypanne in den Untiefen des digitalen Äthers verloren gegangen.

Ich weiss nicht, woher der Käufer kommt oder wie er heisst. Aber ich hoffe, er liest «die grüne». Wenn dem so ist – oder wenn Sie wissen, dass es Ihr Nachbar war, der eine Occasions-Spritze gekauft, aber noch nicht bekommen hat –, dann melden Sie sich bitte umgehend bei mir. Ansonsten muss ich die Spritze wieder ausschreiben.

Mit dem Satz Harald Martensteins im Kopf kann ich dem Jahr 2024 übrigens viel Positives abgewinnen: Wenn seine Aussage stimmt, so sollte es an Stoff für einige Kolumnen nicht mangeln. Vielleicht schreibe ich nächstes Mal etwas über unsere Getreideerträge. Das war nämlich definitiv keine Erfolgsgeschichte.

Hagenbuchs Randnotizen

Sebastian Hagenbuch ist Landwirt und Agronom. Er bewirtschaftet mit seinen Eltern einen Betrieb mit zwei Standorten in Rottenschwil und Unterlunkhofen im Kanton Aargau.
Hagenbuch erzählt in seiner Kolumne von Alltäglichem und Aussergewöhnlichem, wechselt ab zwischen Innen- und Aussensicht, immer mit kritischem Blick und einem Augenzwinkern.