Die Generalversammlung des Milchverarbeiters Hochdorf wurde mit Spannung erwartet: Im Vorfeld stellte der neue Aktionär Newlat den Antrag, den gesamten Verwaltungsrat auszutauschen und mit vornehmlich italienischen Staatsbürgern zu besetzen.
Diese Übernahme durch Newlat wurde von den Aktionären an der GV abgelehnt. Das wird aus einer Mitteilung ersichtlich, die die Hochdorf Holding AG nach der Versammlung vom 15. Mai 2024 verschickt hat.
Bisheriger Verwaltungsrat bestätigt
Stattdessen wurde der bisherige Verwaltungsrat im Amt bestätigt: Jürg Oleas, Andreas Herzog, Thierry Philardeau, Jean-Philippe Rochat und Ralph Siegl (Geschäftsführer und Delegierter des Verwaltungsrats) erhielten einen Stimmenanteil von 71,8 bis 81,8 Prozent. Oleas wurde zudem erneut als Verwaltungsratspräsident gewählt.
Die Bisherige Marjan Skotnicki-Hoogland verlässt den Verwaltungsrat. Ihr Sitz wird nicht neu besetzt.
Newlat ist Grossaktionär, mit 11 Prozent Aktienanteil
Ende April 2024 wurde bekannt, dass ein neuer Grossaktionär bei Hochdorf einsteigt. Es ist das italienische Unternehmen Newlat, welches knapp 11 Prozent an Hochdorf kauft. Newlat ist im Bereich Landwirtschaft und Ernährung tätig und besitzt Produktionswerke für Teigwaren, Milchprodukte und Babynahrung.
Anfang Mai 2024 stellte der neue Aktionär dann Anträge für die Generalversammlung vom 15. Mai. Der pikanteste Antrag: Der gesamte Verwaltungsrat sollte abgewählt und die Sitze durch sechs neue Personen besetzt werden. Mit einer Ausnahme handelte es sich bei den vorgeschlagenen Personen um italienische Staatsbürger.
Als Verwaltungsratspräsident sollte Angelo Mastrolia, der exekutive Präsident von Newlat, gewählt werden, so der Antrag von Newlat.
«Feindliche Übernahme» oder Rettung?
Hochdorf geht es schon länger schlecht. Der Milchverarbeiter tätigte in der Vergangenheit etliche Fehlinvestitionen, verschuldete sich und geriet in finanzielle Schieflage. Das Management ist daher auf der Suche nach einem Käufer – bisher ohne Erfolg.
Newlat schrieb noch vor der Generalversammlung in einer Stellungnahme, dass ihr Einstieg auf eine potenzielle Restrukturierung von Hochdorf abziele. Man prüfe einerseits die Möglichkeit eines Neustarts der Hochdorf-Gruppe, andererseits aber auch den Kauf des operativen Geschäfts.
Ist das nun eine «feindliche Übernahme», wie der «Schweizer Bauer» schrieb? Oder ist es die Rettung für den viertgrössten Schweizer Milchverarbeiter (verarbeitete Milchmenge 2022: 239 Mio kg)? Oder wird es beides zugleich sein?
Keine Kleiderfirmen, grosse Marken oder Immobilienunternehmen
Ein erster Angriff durch Newlat wurde von den AktionärInnen abgewehrt. Dennoch bleibt der Verkauf der Hochdorf Swiss Nutrition AG weiterhin ein Thema. An der Generalversammlung war die Rede davon, die Firma noch 2024 zu verkaufen. Kleiderfirmen, grosse Marken oder Immobilienunternehmen kämen jedoch nicht infrage, heisst es im News-Ticker auf dem Portal von 20Minuten. Potenzielle Käufer nennt Hochdorf noch keine.