Die Schweizer KonsumentInnen essen gerne Pouletfleisch. Wo eine Nachfrage herrscht, kann das Angebot ausgebaut werden. Genau dies geschieht, wenn nun die Verarbeiter nach neuen ProduzentInnen suchen.
Rebekka und Philipp Müller haben sich vor zwei Jahren entschieden, mit der Bio-Pouletproduktion zu beginnen. Der neue Betriebszweig passt zum bestehenden Konzept, in vielerlei Hinsicht: Die Arbeit rund um das Geflügel fügt sich gut in den Tagesablauf ein, bestehende Infrastruktur konnte umgenutzt werden, in der Nährstoffbilanz hatte es noch Platz und der Verdienst stimmt ebenfalls. Sie wagten also den Schritt und investierten.
Ausgezeichnete Marksituation, unklare politische Zukunft
Die Gefahr, dass zu viele LandwirtInnen mit der Pouletproduktion beginnen, ist gering. Denn in diesem Metier sind die Abnehmer von Beginn an integriert. Sie schliessen mit den LandwirtInnen Verträge ab – und wer keinen Vertrag hat, kann nicht einsteigen. Dadurch sinkt die unternehmerische Freiheit für die ProduzentInnen, gleichzeitig trägt der Abnehmer einen grossen Teil des unternehmerischen Risikos. Was wiederum bedeutet, dass die Abnehmer dafür sorgen, dass der Preis stabil und die ProduzentInnen zufrieden sind. Letztere schliessen sich zusammen und nehmen als Produzentenorganisationen an den Preisverhandlungen teil.
Die Marktsituation beim Geflügel ist aktuell ausgezeichnet. Was die Aussichten trübt, ist die politische Grosswetterlage. Denn das Geflügel frisst dieselbe Nahrung, wie sie auch der Mensch isst. In der «Klima- und Ernährungsstrategie 2050» des Bundes ist die Rede davon, ebendiese Nahrungsmittelkonkurrenz zu reduzieren. Dabei wird nicht explizit gefordert, dass die Tierzahlen sinken sollen. Dass sie aktuell steigen, trägt aber sicherlich nicht zu einer verringerten Nahrungsmittelkonkurrenz bei.
Es müssen Lösungen her. Es wird nicht reichen, zu betonen, dass das Huhn das Futter effizient verwertet – viel effizienter als Kühe. Werden mehr Hühner gehalten, braucht es mehr Futter, welches heute zu 70 bis 80 Prozent (je nach Inlandernte) aus dem Ausland kommt. Die Produktion zu drosseln, wird nicht helfen. Denn bei dieser Nachfrage würde es bedeuten, dass die Schweiz statt des Futters das Pouletfleisch importiert. Damit wäre nichts gewonnen.
Technische Vorgaben gibt es auch etliche
Auf den Betrieben bestimmen solche Strategien aus Bern zwar langfristig mit. Kurzfristig muss vor dem Einstieg in die Pouletproduktion eher auf technische Vorgaben wie Luftreinhalte-Verordnung, Raumplanungsgesetz oder Nährstoffbilanz geschaut werden. Auch nicht ganz einfach.
Solange am Ende des Tages der Konsument für das Poulet den angemessenen Preis zahlt – in Zukunft vielleicht einen höheren Preis, weil Umweltmassnahmen umgesetzt werden müssen – wird sich die Pouletproduktion trotz Vorschriften und politischem Gegenwind lohnen.