Der Ausstieg aus dem Kükentöten ist Tatsache. Die Schweizer Eierbranche hat es geschafft und eine Branchenlösung gefunden, die (hoffentlich) längerfristig funktionieren wird. Die konventionelle Branche hat sich für die In-ovo-Methode, die Geschlechtserkennung im Ei, entschieden. Die Biobranche geht mit der Bruderhahnaufzucht einen anderen Weg. Beim Ausstieg aus dem Kükentöten steht neben dem Küken auch die gesamte Wertschöpfungskette im Zentrum.
Bei Landwirt Marc Keller ist die Legehennenhaltung seit mehreren Generationen ein Betriebszweig. Auch bei ihm werden die Investitionskosten für den Zukauf seiner Küken steigen. Konkret bedeutet das jährlich gut 36 000 Franken mehr. Die Mehrkosten für die Geschlechtsbestimmung im Ei fallen bei der Brüterei an, werden an den Aufzüchter der Junghennen weitergegeben und landen vorübergehend beim Produzenten.
Die Mehrkosten sollen dem Produzenten am Ende über das Ei vergütet werden. Ob diese direkt an den Konsumenten weitergegeben werden, indem die Eierpreise erhöht werden, oder ob der Handel die Margen senken wird, ist noch offen. Fakt ist, dass sich der Handel verpflichtet hat, die zusätzlichen Kosten mitzutragen. Trotzdem bleibt bei den ProduzentInnen eine gewisse Restsorge, ob ihnen die im Voraus getätigten Investitionen auch tatsächlich rückvergütet werden.
Auch die Kartoffelproduzenten kennen die Situation, dass Kosten entlang der Wertschöpfungskette weitergegeben werden. Im Gegensatz zu den Eierproduzenten, denen die Mehrkosten über das Ei vergütet werden sollen, bleiben viele Kartoffelproduzenten dieses Jahr auf ihren Mehrkosten sitzen – so wie Samuel Guggisberg, der alleine für zusätzlichen Pflanzenschutz pro Hektare rund 1500 Franken mehr bezahlt hat. Diese Kosten werden vom Markt nicht abgedeckt. Tiefere Erträge und gleichzeitig erhöhte Produktionskosten haben im Erntejahr 2024 einigen ProduzentInnen zu schaffen gemacht.
Damit die Kosten letztlich nicht bei den ProduzentInnen hängen bleiben, braucht es mehr Sicherheit. Doch wer garantiert diese Sicherheit? Eine grosse Rolle spielt hier, wie schon angesprochen, der Handel. Ganz am Ende der Wertschöpfungskette stehen dann noch der Konsument und seine Zahlungsbereitschaft. Zusätzlich kommen auch Umweltbedingungen dazu, welche die Produktion erschweren. So zum Beispiel die Kraut- und Knollenfäule, welche bei den Kartoffeln insbesondere dieses Jahr für Probleme gesorgt hat.
So stehen LandwirtInnen oftmals vor vielen offenen Fragen. Lohnen sich höhere Investitionen? Wer kommt für meine Mehrkosten auf? Wird der Absatz meiner Produkte garantiert? Wie viel ist der Konsument bereit, in Zukunft zu bezahlen? Es sind viele Faktoren, die gut zusammen spielen müssen. Nur so können auch in Zukunft wertvolle Schweizer Lebensmittel – seien es Eier, Kartoffeln oder andere Produkte – produziert werden.