Der Milchverarbeiter Emmi hat 2022 wegen der steigenden Kosten mehr Umsatz gemacht, aber weniger verdient als im Jahr davor.
Der Umsatz auf Konzernebene stieg preisgetrieben um 8,1 Prozent auf 4,23 Milliarden Franken, wie Emmi-CEO Ricarda Demarmels an der Bilanzmedienkonferenz in Luzern mitteilte. Demarmels hatte dabei ihren ersten grossen Auftritt als Chefin des Innerschweizer Milchverarbeiters (lesen Sie dazu «Ricarda Demarmels – die neue CEO der Emmi Gruppe steht für Kontinuität»).
Die gebürtige Bündnerin und HSG-Absolventin war bis Ende 2022 Chief Financial Officer CFO der Emmi Gruppe und ist seit 1. Januar 2023 Emmi-CEO (Vorsitzende der Geschäftsleitung).
Den Umsatz hatte Emmi bereits Ende Januar 2023 kommuniziert. Organisch, das heisst aus eigener Kraft, ging der Umsatz um 7,0 Prozent hoch. Damit liegt Emmi deutlich über dem eigenen Zielband eines organischen Wachstums von 5 bis 6 Prozent. Dazu beigetragen haben unter anderem höhere Verkaufspreise aufgrund der gestiegenen Einkaufs-, Transport- und Energiekosten.
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Zum Verständnis der Infografik «Emmi Nettoumsatz und Reingewinn»
– Die Umsätze nach Divisionen gibt es erst seit 2013.
– Die Umsätze von «Americas» für 2013 bis 2021 beinhalten auch Frankreich (das seit 2022 zur Division Europa gehört).
– Die Reingewinne sind um Sondereffekte bereinigt und rückwirkend bis 2013 angepasst aufgrund der Änderung der Goodwill Accounting Policy von 2020.
Emmi machte 2022 mehr Umsatz und «es bitzeli» weniger Gewinn
Der Betriebsgewinn (Ebit) fiel mit 266,1 Millionen Franken 18 Millionen tiefer aus als im Vorjahr (wobei ein Abschreiber von 13 Millionen Franken auf die kriselnde deutsche Biomilch-Tochter «Gläserne Molkerei» herausgerechnet wurde).
Die bereinigte Ebit-Marge als Mass für die Profitabilität lag bei 6,3 Prozent (7,3 Prozent im Vorjahr). Im ersten Halbjahr 2022 lag diese noch bei 5,4 Prozent, Emmi steigerte die Ebit-Marge im zweiten Halbjahr auf 7,2 Prozent.
Unter dem Strich bleibt ein bereinigter Reingewinn von 194,3 Millionen Franken und damit 22,4 Millionen weniger als im Jahr 2021. Die Aktionäre sollen aber trotzdem eine um 3,6 Prozent oder 50 Rappen höhere Dividende von 14,50 Franken erhalten, erklärte CEO Ricarda Demarmels.
Emmi läuft es vor allem in den internationalen Märkten sehr gut, das Unternehmen erzielt 60 Prozent seines Umsatzes im Ausland. Wichtige strategische Nischen wie gekühlte Premium-Desserts und vor allem das Flaggschiff der Gruppe – der Emmi Caffè Latte – haben viel zur positiven Umsatzentwicklung beigetragen. Alleine im Juli 2022 hat das Emmi-Werk in Ostermundigen 20 Millionen Becher Caffè Latte produziert.
Am stärksten zulegen konnte der Bereich «Americas», zu dem nebst dem wichtigen US-amerikanischen und kanadischen Markt auch das Geschäft in Brasilien, Chile, Mexiko sowie Tunesien und Spanien gehört.
Ein interessantes Detail: Deutschland ist aus den «Top 5-Märkten» von Emmi rausgefallen – und wurde von Brasilien ersetzt. Neu sind neben der Schweiz die USA, Brasilien (neu), Italien und Spanien die wichtigsten Märkte für Emmi.
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Emmi läuft es im Heimmarkt Schweiz gut – in Europa und «Americas» aber besser
Im Auslandsgeschäft hielt die hohe Dynamik mit organischen Wachstumsraten von 13.1 Prozent in der Division «Americas» beziehungsweise 6.7 Prozent in der Division Europa an. Insbesondere die Wachstumsmärkte Brasilien, Mexiko und Chile, aber auch die USA und Spanien verzeichneten deutliches Wachstum.
Dank erfolgreicher Marken-Konzepte sowie der wiedergewonnenen Dynamik im Food Service- und Food Industriekunden-Bereich entwickelte sich auch das Geschäft im Heimmarkt Schweiz erfreulich mit einem organischen Wachstum von 2.9 Prozent. Die Division Schweiz erzielte 2022 einen Umsatz von 1,7 Milliarden Franken (Vorjahr: 1,65 Milliarden).
Gut verkaut werden im Heimmarkt Schweiz vor allem Caffè Latte und Energy Drink. Volumen-Rückgänge musste Emmi dafür im Detailhandelsgeschäft hinnehmen, primär in den Segmenten Molkereiprodukte und Käse. Der Anteil der Division Schweiz am Gesamtmarkt beträgt nur noch 40,1 Prozent (2021: 42,2 Prozent, 2015: 44 Prozent). Davor lag der Anteil deutlich über 50 Prozent.
Emmi erwartet für 2023 mehr Umsatz und Gewinn – vor allem in Europa und «Americas»
Für das Geschäftsjahr 2023 rechnet Emmi-CEO Ricarda Demarmels mit einem organischen Umsatzwachstum von 3 bis 4 Prozent, einem Ergebnis auf Stufe EBIT zwischen 275 und 295 Millionen Franken und einer Reingewinn-Marge von 4.5 bis 5.0 Prozent.
Das angestrebte Wachstum will Emmi 2023 mit höheren Preise erreichen, «mit verantwortungsvollen Preiserhöhungen», wie Ricarda Demarmels präzisierte. «Aber wir haben die Spitze in den Beschaffungskosten noch nicht erreicht. Entsprechend sind weitere Preiserhöhungen notwendig.»
Der Bereich Schweiz dürfte «nur» um 1 bis 2 Prozent wachsen, die ausländischen Bereiche sollten jedoch mit 3 bis 5 Prozent (Europa) und 6 bis 8 Prozent («Americas») wachsen.
Wem gehört die Emmi AG?
Aktien an der Emmi AG halten:
- 53,2 % Zentralschweizer Milchproduzenten ZMP, Luzern (über die 100 %-Tochtergesellschaft ZMP Invest AG)
- 4,1 % Zentralschweizer Käsermeister Genossenschaft ZSKM, Sursee LU
- 3,3 % MIBA Milchverband der Nordwestschweiz, Aesch BL
- 39,4 % Übrige
Seit dem Zusammenbruch von Swiss Dairy Food SDF in Ostermundigen BE Mitte 2002 ist Emmi der führende Lebensmittelkonzern in der Schweizer Milchwirtschaft.