Die Winterfurche wird noch heute teilweise angewendet. Besonders bei schweren tonhaltigen Böden, die im Frühling schwierig zu bearbeiten sind. Durch das Pflügen im späten Herbst werden tiefere, feuchte Bodenregionen an die Oberfläche gedreht.
Mit dem Frost wird die Oberfläche des in den Erdbrocken enthaltenen Wassers vergrössert. Dadurch vergrössern sich die Risse und Erdbrocken brechen teilweise sogar auf.
Die sogenannte Frostgare lockert den Boden physikalisch und man spart einen Bodenbearbeitungsdurchgang im Frühling ein.
Ausserdem erwärmt sich der unbedeckte Boden im Frühling schneller, wodurch der vom Winter wassergesättigte Boden schneller abtrocknet und somit eher befahrbar ist. Der feiner strukturierte Boden bietet dann ein gutes Saatbeet für frühe Frühlingssaaten. Jedoch birgt eine Winterfurche auch gewisse Risiken.
Problematik der Winterfurche
«Als allgemeine Regel gilt, dass es sinnvoll ist, den Boden immer bedeckt zu halten. Dadurch werden weniger Nährstoffe ausgewaschen und das Erosionsrisiko vermindert, und das nicht nur im Winter», erklärt Stéphane Burgos, Dozent für Bodenkunde an der HAFL. [IMG 3]
«Nach dem Pflügen sollte der Boden begrünt werden, sonst verliert man die Nährstoffe»
Stéphane Burgos, HAFL
Wenn der Boden den ganzen Winter über unbedeckt und unbegrünt ist, besteht besonders in Hanglagen oder langen Parzellen die Gefahr von Erosion. Generell besteht zudem ein höheres Risiko von Nitratauswaschung in Gewässer, je sandiger die Böden sind.
«Das Auswaschungsrisiko ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Zum einen von der Niederschlagsmenge und der Versickerung, also der Aufnahmekapazität und Struktur vom Boden, zum anderen von der Nitratkonzentration im Boden», erklärt Raphaël Wittwer aus der Forschungsgruppe Pflanzen-Boden-Interaktionen bei Agroscope.
Das heisst, bei einer Winterfurche ist der Boden nicht bewachsen und die Durchwurzelung durch das Wenden der Erde zerstört. Bei starken Niederschlägen im Winter kann ein unbewachsener Boden das Wasser weniger gut aufnehmen.
Durch das Sickerwasser werden Nährstoffe in der oberen Bodenschicht herausgelöst und in tiefere Bodenschichten geschwemmt. Somit sind die Nährstoffe einerseits für Pflanzen schwieriger erreichbar und andererseits können sie ins Grundwasser gelangen.
Der Pflug setzt Nährstoffe frei
Zudem muss berücksichtigt werden, dass durch die Bodenbearbeitung Sauerstoff in den Boden gelangt, wodurch die Mineralisierung angekurbelt wird. Dadurch wird organisch gebundener Stickstoff mikrobiell umgewandelt und freigesetzt.
Dasselbe passiert, wenn noch Erntereste oder Mist eingepflügt werden, und das auch im Winter. Dann werden noch mehr Nährstoffe freigesetzt. Das Problem: Wenn wie bei der Winterfurche nach dem Pflügen nicht wieder begrünt wird, gibt es keine wachsende Pflanze, welche die freigesetzten Nährstoffe aufnehmen könnte. Deshalb ist das Nährstoff-Auswaschungsrisiko umso höher.
«Das Pflügen sollte mit einer Begrünung verbunden sein, die natürlich die Fruchtfolge berücksichtigt. Wenn man Erntereste und Mist einpflügt, verrotten diese und werden mineralisiert. Dann braucht man eine Pflanze, welche die wertvollen Nährstoffe aufnimmt, sonst verliert man sie», erklärt Stéphane Burgos.
Was ist sinnvoll: Winterfurche oder Bodenbedeckung?
Ob eine Winterfurche sinnvoll ist oder nicht, kann nicht pauschal beantwortet werden. Viel wichtiger ist die standortspezifische Beurteilung:
- Leichte sandige Böden sind stärker gefährdet für Nährstoffauswaschung als schwere tonhaltige Böden.
- Tonige Böden neigen dafür eher zu Vernässung und sind verdichtungsgefährdet.
Deshalb kann bei diesen Böden eine Winterfurche sinnvoll sein, weil sie im Herbst oftmals besser befahrbar sind. Die durch den Winter durchnässten Böden trocknen dann im Frühling eher ab. Denn ein bedeckter Boden bleibt länger feucht und kann den Saatzeitpunkt im Frühling verspäten.
Die Winterfurche hat Vor- und Nachteile. Trotzdem ist aus Sicht des Bodens eine Bodenbedeckung immer die beste Variante. «Man muss abwägen, ob man über den Winter lieber Boden verlieren will oder dafür im Frühling den Boden später befahren kann», meint Stéphane Burgos. Selbst wenn im Frühjahr früh eingesät werden soll, gibt es praktikable Alternativen zur Winterfurche.
Beispielsweise kann nach Mais eine späte winterharte Gründüngung gesät werden. Die Gründüngung kann mittels Durchwurzelung den Boden ebenfalls gut lockern. Im Frühjahr kann diese entweder flach eingearbeitet oder die Folgekultur mittels Mulch- oder Direktsaatverfahren gesät werden. Hier ist es wichtig, genügend Geduld zu haben, bis der Boden ausreichend abgetrocknet ist.
Die Fruchtfolge ist ebenfalls entscheidend, welches Verfahren sich am besten eignet. Wenn beispielsweise Körnermais spät geerntet wird, dann ist die Ansaat einer Winterbegrünung schwieriger. Beim Körnermais kann aber bereits die Bedeckung durch Erntereste den Boden über den Winter vor Nährstoffauswaschung schützen, wenn diese nicht eingepflügt werden. Natürlich muss hier auch die Pflanzengesundheit berücksichtigt werden.
Wann soll man den Mist ausbringen?
Falls man eine Winterfurche anlegen möchte, sollte man nicht noch Mist einpflügen. Durch die Bodenbewegung und zusätzliche Düngung werden noch mehr Nährstoffe frei, welche von keiner Pflanze aufgenommen werden. Bei dieser Variante müsste unbedingt eine Begrünung angesät werden. [IMG 2]
«Wie viel die Frostgare zur Bodenlockerung beiträgt, ist fraglich bei wärmer werdenden Wintern.»
Raphaël Wittwer, Agroscope
«Wann der Mist ausgebracht werden soll, ist auch von der Fruchtfolge abhängig. Man muss überlegen, wann die Nährstoffe verfügbar sein sollen. Denn Mist enthält viel Kohlenstoff, der langsam mineralisiert», erklärt Raphaël Wittwer.
Wenn man den Mist im Frühling ausbringt, ist der Boden kalt und die Nährstoffe werden beispielsweise für Kartoffeln und Zuckerrüben zu spät frei. Hier ist es sinnvoll, den Mist im Herbst vor einer Gründüngung auszubringen, damit der Mist verrottet und die Gründüngung die Nährstoffe aufnehmen kann.