Auf unserem Betrieb begann mein Vater vor rund 30 Jahren mit der Direktsaat und der Mulchsaat. Ich habe die Direktsaat in den letzten Jahren noch intensiviert. Direktsaat bringt aus meiner Sicht viele Vorteile, wenn man ein gesundes Umfeld für das Pflanzenwachstum schaffen will. Als Nebeneffekt schützt Direktsaat bei einem Starkregen vor Erosion», sagt Andreas Indermühle.

Besonders von der Bodenerosion betroffen sind junge Kulturen bei wenig Bodenbedeckung. Bei der Direktsaatfläche wird dank einer Mulchschicht mit Gründüngungsrückständen der Starkregen wirkungsvoll abgebremst und die Bodenpartikel darunter vor dem Aufplatzen geschützt. Das hat sich auch im Frühjahr 2023 bewährt.

Andreas Indermühle hat sein Anbausystem gefunden

In der Schweiz wird heftig über Anbauverfahren diskutiert. Dabei wird auch der schwarze Peter verteilt. Für die einen ist der Pflug das Beste, für die anderen ist es die Direktsaat, wiederum andere sind für Mulchsaat oder weitere Systeme. Das Ganze ist auch ein ewiges Hin und Her aufgrund der Agrarpolitik. Diese bewirkt mit Fördergeldern, dass entweder das eine oder das andere System auf dem Vormarsch ist.

Momentan ist man gut angesehen, wenn man pflügt, hackt und auf Herbizide verzichtet. Genau solche Parzellen sind jedoch am stärksten von Bodenerosion betroffen, wenn im Frühling bei wenig Pflanzenbedeckung ein Starkregen fällt.

Die Frage steht weiterhin im Raum, ob die Direktsaat, welche immer noch in Zusammenhang mit Glyphosat als Nachteil gesehen wird, oder erosionsgefährdete Intensivbodenbearbeitung schädlicher ist.

Andreas Indermühle kümmert sich nicht um solche Diskussionen. Sein Betriebssystem hat sich bewährt, da es durch Erfahrung gewachsen ist und unter den meisten Witterungsbedingungen ausgeführt werden kann.

«In diesem Frühjahr war es ziemlich nass, da haben wir vor dem Hafer mit der Kurzscheibenegge ohne Nachläufer die Mulchschicht zerschnitten, damit der Boden trocknen konnte. Die Scheiben sind nur etwas zwei Zentimeter ohne Auflockerung im Boden gelaufen. Hier hat es sich gelohnt, etwas mehr Aufwand als üblich bei Direktsaat zu betreiben.»

Die Direktsaat bringe jedoch nicht nur Vorteile, warnt Indermühle vor uneingeschränkter Euphorie. In diesem Jahr hatte er zum Teil grosse Schäden durch Schnecken. Da will er vermehrt ein Auge drauf haben und in Zukunft den Strohstriegel wieder intensiver einsetzen. Damit wird nicht nur das Kurzstroh verteilt, sondern auch Schneckennester zerstört.

Direktsaat in Kombination mit einer langjährigen Fruchtfolge

Das Beispiel zeigt, dass ein Landwirt stets präsent sein muss, um Entscheidungen zu treffen. Je ausgeprägter Wetterereignisse den Ackerbau beeinflussen, desto mehr Lösungsmöglichkeiten sind notwendig, um den Kulturen möglichst ungehinderte Wachstumsbedingungen zu ermöglichen.

«Ich will ein gesundes Umfeld für die Kulturen schaffen, damit ich den Hilfsstoffbedarf reduzieren kann. Dazu braucht es ein gutes Bodenklima mit genügend Sauerstoff und Wasserspeichervermögen sowie ausgewogener Nährstoffversorgung. Erosion macht hier schnell alles wieder kaputt. Hier sehe ich die Direktsaat in Kombination mit einer langjährigen Fruchtfolge als gute Variante. Dabei spielen auch Gründüngungen eine wichtige Rolle. Sie geben organisches Material für die Bodenlebewesen her und führen letztlich zur Humusbildung. Zudem unterdrücken sie Unkraut und Ausfallgetreide.»

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Den Boden sorgfältig mit Nährstoffen versorgen

AboTrotz einem eigentlich schwierigen Pflanzenbaujahr hatte Reto Minder in Jeuss 2021 das schönste Tabakfeld weit und breit.Alle vier bis fünf Jahre lässt er seine Boden nach Kinsey analysieren und erhält Düngeempfehlungen.BodenanalyseGesunder Boden: Mit der Kinsey-Analyse die Nährstoffversorgung optimierenDonnerstag, 7. April 2022 Andreas Indermühle achtet exakt auf eine gute Nährstoffversorgung des Bodens mit der Kinsey-Bodenanalyse. Hier geht es nicht nur um das Gleichgewicht der Hauptnährstoffe, sondern auch um die Spurenelemente. Indermühle sieht ein grosses Potenzial für die Pflanzengesundheit, wenn der Nährstoffgehalt in einem idealen Gleichgewicht vorhanden ist. «Gesunde Pflanzen benötigen weniger Hilfsstoffe und können bei einem Krankheits- oder Schädlingsdruck mehr aushalten. Bei Raps konnte ich sehr gute Erfahrungen machen und muss nur noch etwa jedes fünfte Jahr Insektizid einsetzen.»

Damit der Raps jedoch so verträglich sei, brauche er «Wuchs», sagt Andreas Indermühle. «Er muss richtig vorwärts machen, dann erträgt er viel. Wenn es jedoch notwendig ist, setze ich die entsprechenden Mittel ein. Darauf würde ich nicht verzichten wollen. Ich will die Ernte sichern können.»

Was hat das mit Direktsaat zu tun? «Mit Direktsaat kann ich die erwähnten Bedingungen am besten erreichen. Der Boden ist tragfähig, da er nicht tief und ganzflächig gelockert wird, und es kommt nicht zu Spurbildungen oder Verdichtungen. Verdichtete Bodenzonen bieten keinen guten Wurzelraum und die Pflanzen haben dort Mühe. Auch die Nährstoffverfügbarkeit ist eingeschränkt. Ein Raps erreicht so nie die Vitalität und Robustheit, die es braucht, um gegen Krankheiten und Schädlinge zu bestehen.»

Mit moderner Technik Überlappungen vermeiden

AboBei Arbeitsbreiten von drei Metern lohnt sich GPS-RTK. Dabei wird die Traktor-Position mit einem Korrektursignal auf eine Genauigkeit von +/- 2 Zentimetern gefahren. Damit werden Überlappungen vermieden. Bild: zVgLandtechnikGPS: Genau oder ungefähr?Freitag, 29. November 2019 Die stabile Bodenstruktur mit viel Direktsaat und etwas Mulchsaat ist für Andreas Indermühle ein wichtiger Bereich, um ein gesundes Umfeld für die Kulturen zu schaffen. Er nutzt seit über zehn Jahren auch moderne Technik wie GPS, damit er Überlappungen vermeiden und die Überfahrten reduzieren kann. Beim Wenden am Feldrand kann er dank GPS Spuren überspringen und in einem Zug in die nächstpassende Spur ziehen.

Bei den Traktoren achtet er auf das Gewicht und setzt eher leichtere Modelle ein. Ebenso bei den Mäh-dreschern seines Lohnunternehmens, wo er 5-Schüttler-Maschinen einsetzt, weil die mit breiteren Reifen bestückt werden können als die schwereren 6-Schüttler-Maschinen. Für die Zuckerrübenernte setzt Indermühle aus Gewichtsgründen einen gezogenen zweireihigen Vollernter ein, der leichter ist als ein Selbstfahrer.

«Wenn man Direktsaat macht, muss man also viele Details beachten, die dazu führen, dass der Boden gut durchwurzelt werden kann und Nährstoffe zur Verfügung stehen. Dies kann man auch nicht mit einem Ruck erzwingen, es braucht gute Voraussetzungen.»

Wo bisher konventionelle Bewirtschaftung mit Pflug und Egge und womöglich Bodenverdichtungen vorhanden sind, müssen die Voraussetzungen zuerst noch über mehrere Jahre aufgebaut werden.

So arbeitet Andreas Indermühle

Andreas Indermühle baut auf 40 Hektaren Triticale, Wintergerste, Zuckerrüben, Winterweizen, Silomais, Raps, Hafer, Soja an.
Nach Wintergerste, Winterweizen, Triticale und Silomais baut er eine Zwischenkultur an und setzt vorher teilweise Mist ein von 60 Munimastplätzen auf Tiefstroh.

Die Zwischenkultur nach Gerste und Triticale vor Zuckerrüben wird mittels Mulchsaat gesät, da der Mist leicht eingearbeitet wird. Dabei erfolgt die Mulchsaat innert 24 Stunden nach der Bodenbearbeitung, damit Unkraut gut unterdrückt werden kann.
Glyphosat wird nach der Zwischen-kultur und nach Raps eingesetzt.

Der Betrieb produziert Weizen, Raps und Zuckerrüben nach IP-Suisse-Label. Triticale, Wintergerste und Hafer werden für die Saatgut-Herstellung angebaut.