Durch die Mineralisierung und das Abführen von Erntegut geht jährlich rund eine Tonne Humus pro Hektare verloren. Das entspricht etwa ein bis zwei Prozent an organischer Substanz. Das berechnet das Humusbilanz-Tool von Agroscope. Diese Zahlen entsprechen dem Durchschnitt für einen mittleren Lehmboden mit etwa 25 % Ton.
Mit dem Tool kann die betriebseigene Humusbilanz für jede Parzelle berechnet werden. Die Dateineingabe ist keine Hexerei. Folgende Angaben sind pro Parzelle nötig:
Link zum Humusbilanz-Tool
Zur Nutzung des Tools ist eine Anmeldung erforderlich.
- Parzellengrösse
- Tongehalt
- Humusgehalt
- pH-Wert
- Hauptkultur
- Falls vorhanden:, Zwischenkultur
- Falls vorhanden: org. Düngung
Die Humusbilanz wird jeweils pro Jahr und pro Parzelle berechnet – eine Momentaufnahme eines Anbaujahrs. Das Berücksichtigen der Fruchtfolge und der verschiedenen Anbausysteme ist bis jetzt noch nicht möglich.
Mist, Gründüngungen und Gülle bringen Humus
Je nach Hauptkultur verliert der Boden mehr oder weniger Humus. Im System werden Kulturen wie Kartoffeln, Silomais oder Zuckerrüben aufgrund der oftmals intensiveren Bodenbearbeitung als stark humuszehrende Kulturen gewertet. Dieses Manko sollte wieder aufgefüllt werden, um einen längerfristigen Humusabbau zu verhindern. Die effektivsten Massnahmen zum Humusaufbau sind die Ausbringung von Mist, Kompost, Gülle und die Ansaat von Gründüngungen.
Bei Kunstwiesen hingegen ist die Bilanz fast ausgeglichen, aufgrund natürlicher Ernterückstände (siehe Tabelle oben «Humusbilanz einer Kunstwiese»). Mit einer Güllegabe von 20 m3 pro Hektare ist die Humusbilanz mit 436 kg/ha sogar positiv, womit ein Humusaufbau stattfinden kann.
Humusaufbau-Potenzial von Gründüngungen
Das Potenzial der Humusneubildung unterscheidet sich je nach Mischung und Dauer der Zwischenkultur. Es wird angenommen, dass früh gesäte Zwischenkulturen eine grössere Biomasse produzieren als spät gesäte, und überwinternde Zwischenkulturen mehr als abfrierende.
- Früh gesätes, überwinterndes Zwischenfutter: rund 200 kg Humus-C*/ha.
- Überwinternde Gründüngung, Saat vor 1. September: rund 400 kg Humus-C/ha.
- Nicht überwinternde Gründüngung, Saat vor 1. September: rund 310 kg Humus-C/ha.
- Überwinternde Gründüngung, Saat nach 1. September: rund 180 kg Humus-C/ha (Ausnahme: Grünschnitt-Roggen liefert rund 400 kg Humus-C/ha).
- Nicht überwinternde Gründüngung vor Winterkultur: rund 180 kg Humus-C/ha.
* Humus-C = für den Humusaufbau im Boden anrechenbarer Kohlenstoff.
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Nur Gründüngungen können die Humusbilanz nicht ausgleichen
Dabei ist zu beachten, dass lediglich mit der Saat einer Gründüngung der Humusverlust nicht kompensiert werden kann (siehe Tabelle «Humusbilanz Winterweizen mit Gründüngung und Mist»). Es braucht zusätzlich noch die Ausbringung von organischem Dünger oder das Zurücklassen der Erntereste. Mist oder noch besser Kompost haben das grösste Humusaufbau-Potenzial aller Massnahmen.
Der Ausgleich der Humusbilanz sollte aber bei jeder Parzelle individuell mit entsprechenden Massnahmen erfolgen. Deshalb ist es wichtig, die Bilanz jeder einzelnen Parzelle anzuschauen, nicht nur die Gesamtbilanz des Betriebes. Beim Ausgleich müssen natürlich trotzdem immer die Aspekte der Nährstoffbilanz berücksichtigt werden, um eine Überdüngung zu vermeiden.
Keine absoluten Zahlen – aber die Tendenz vom Betrieb wird sichtbar
Das Humusbilanz-Tool ist lediglich ein Berechnungsinstrument mit standardisierten Berechnungsfaktoren. Das heisst, man sollte sich nicht auf die absoluten Zahlen behaften. Vielmehr zeigt das Tool die Entwicklungstendenzen des Betriebes auf: Also, ob ein Humusaufbau- oder Abbau stattfindet, oder ob der Humusgehalt in etwa stabil bleibt.
Interpretation der Ergebnisse
Mit der Humusbilanz sieht man in der Tendenz, ob ein Humusaufbau, oder -abbau stattfindet oder ob der Humusgehalt stabil bleibt.
- Humusbilanz weniger als –400 kg/ha: Humusverlust zu erwarten, unbedingt humusfördernde Massnahmen umsetzen
- Zwischen –400 und –200: Erhöhtes Risiko von Humusverlust, humusfördernde Massnahmen verbessern
- Zwischen –200 und +200: Humusbilanz ausgeglichen
- Zwischen +200 und +400: Zunahme des Humusgehaltes ist eventuell zu erwarten, Bewirtschaftung beibehalten
- Zwischen +400 und +800: Zunahme des Humusgehaltes zu erwarten, Bewirtschaftung beibehalten
- Mehr als +800: hohe Zunahme des Humusgehaltes zu erwarten, Risiko von Nährstoffauswaschung steigt, allenfalls Massnahmen einleitenQuelle: Agroscope Humusbilanz