Annelie Holzkämper leitet bei Agroscope das Team Gewässerschutz. Sie befasst sich im Projekt KlimAdapt mit den Klimarisiken für die Landwirtschaft und den Möglichkeiten der Anpassung. Agroscope will eine solide naturwissenschaftliche Basis schaffen. Darauf lassen sich dann Anpassungsstrategien an den Klimawandel planen und steuern.
Sie arbeitet auch im EU-Projekt Optain mit. Dieses sucht nach Strategien, Wasser und Nährstoffe zu speichern und wiederzuverwerten.
Was sind die Schlussfolgerungen aus dem Optain-Projekt?
Annelie Holzkämper: Ganz wichtig ist, die Rolle des Bodens als Wasserspeicher nicht zu vernachlässigen. Das zeigt auch das Projekt SoilX.[IMG 1]Darin untersuchen Natur- und Sozialwissenschaftler gemeinsam, wie man die Bodenstruktur in Europa wirkungsvoll verbessern kann, um Auswirkungen zukünftiger Dürreperioden und Extremniederschläge bestmöglich abzufedern.
Die Kohlenstoffreserven im Boden stärken das Wasserhaltevermögen der Böden. Sie nehmen im Ackerland der Schweiz aber tendenziell ab. Diese Tendenz verschärft sich mit fortschreitendem Klimawandel und den steigenden Temperaturen.
Was können LandwirtInnen dagegen tun?
Sie können versuchen, die Bewirtschaftung anzupassen, um diese wichtige Bodenfunktion zu erhalten – dazu eignen sich zum Beispiel Zwischenkulturen oder Kunstwiese in Rotationen.
Wenn das Wasser tatsächlich immer knapper wird: Welche Kulturen brauchen zwingend Bewässerung?
Grundsätzlich alle Kulturen mit hoher Wertschöpfung. Das sind Spezialkulturen wie Gemüse, auch Beeren und Obst werden häufig bewässert – zumindest in trockeneren Lagen. Im Ackerbau sind es Kartoffeln, die häufig bewässert werden.
Für alle anderen Ackerkulturen und Grünland nimmt man in der Regel nicht an, dass Bewässerung wirtschaftlich ist – ausser vielleicht bei Kunstwiese nach Ansaat.
Das heisst aber nicht, dass diese Kulturen nie bewässert werden. In Graubünden und im Wallis wird auch Grünland zu einem grossen Teil traditionell bewässert. Auch Mais und Zuckerrüben werden gelegentlich bewässert.
Wie reagieren Landwirte auf den steigenden Wasserbedarf?
Sie bauen ihre Infrastruktur aus oder stellen diese um. Das kann zum Beispiel heissen, dass sie Bewässerungsgenossenschaften gründen.
Durch die Wetterextreme sinkt die Planungssicherheit: Wie können sich Landwirte absichern? Sind Versicherungen die Lösung?
Versicherungen können extreme Auswirkungen auf die Betriebe abfedern. Diversifizierung kann helfen. Für kleine Betriebe ist das aber herausfordernd. Zum Beispiel brauchen verschiedene Kulturen unterschiedliche Gerätschaften, was eine finanzielle Belastung werden kann.