Im Rahmen des Messnetzwerks Swiss Fluxnet misst die Gruppe Graslandwissenschaften der ETH Zürich, wie viel Lachgas (N2O) von Wiesen und Äckern entweicht. Die Emissionen werden 10-mal pro Sekunde gemessen. So kann man sehr genau sehen, wie sich die N2O-Verluste rund um die Uhr verändern. N2O ist rund 300-mal klimawirksamer als Kohlendioxid und trägt zu Stickstoff-(N)Verlusten aus der Landwirtschaft bei, die es zu reduzieren gilt.

N2O entsteht durch Mikroorganismen aus Nitrat, vor allem in nassen Böden nach einer N-Düngung – so das Lehrbuch. Doch die Forschungsergebnisse im Grasland und auf dem Acker zeigen: Es ist komplizierter! Die N2O-Verluste sind umso höher, je geringer das Pflanzenwachstum und damit die N-Aufnahme sind – unabhängig davon, wie feucht der Boden ist. Das heisst, die Pflanzenwurzeln konkurrieren mit Mikroorganismen, vor allem nach einer Düngung. Bei kleinen/jungen Pflanzen gewinnen die Mikroorganismen und die N2O-Verluste sind hoch. Bei grossen/etablierten Pflanzen sind die N2O-Verluste dagegen gering.

Eine zeitlich angepasste Düngung hilft, ein Missverhältnis von N-Angebot und N-Bedarf zu reduzieren. Auch Mischungen, biologische Nitrifikationshemmer und Präzisionslandwirtschaft bieten sich an. Hauptsache, die Pflanze gewinnt den Wettstreit um den Boden-N.

 

Pflanzenpower nutzen: Kommentar von  Hans Frei, ehem. Vizepräsident SBV [IMG 2]

Ja, die Pflanzen müssen wieder gewinnen. Dies zeigt sich deutlich bei unserer Inlandversorgung: Wir importieren pflanzliche Rohstoffe in Rekordhöhe. ExponentInnen unserer Umweltpolitik rufen nach mehr pflanzlicher Produktion bei gleichzeitiger Extensivierung. Die N-Versorgung unserer Böden wurde angeprangert und als zu hohe Umweltbelastung verurteilt. 

Die Landwirtschaft weiss: Pflanzenwachstum bedingt gezielt verfüg­bare Nährstoffe. Wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen nun, dass N₂O-Verluste bei reduziertem Pflanzenwachstum zunehmen. Bei gut entwickelten Beständen ist die N₂O-Belastung geringer als bisher angenommen. Dies gilt es bei Forderungen nach mehr pflanzlicher Produktion im Ackerbau zu beachten.

Je schöner und geschlossener sich ein Pflanzenbestand präsentiert, desto ausgeprägter steht das Wurzelwerk in Konkurrenz zu den Mikroorganismen. Damit mindert es die N2O-Belastung unseres Klimas.

Fazit: Wissenschaftliche Erkenntnisse finden den Weg zurück zur guten landwirtschaftlichen Praxis und hoffentlich auch in die Agrarpolitik.