Der Anbau von Getreide war im Obertoggenburg bis ins 17. Jahrhundert weit verbreitet. Nach und nach wurde dieser jedoch von der Milch- und Viehwirtschaft verdrängt. Heute besteht wieder mehr Interesse am Bergackerbau. Aktuell gibt es keine Sortenprüfung für die Extrem-bedingungen im Berggebiet und auch keine entsprechende Sortenliste. Die Gruppe für Kulturpflanzenwissenschaften an der ETH Zürich hat deshalb im Jahr 2023 einen Kleinparzellenversuch durchgeführt. In Zusammenarbeit mit dem Verein Alpsteinkorn und weiteren PraxispartnerInnen wurden über 20 Weizensorten beurteilt, fotografiert und mithilfe von KI-Algorithmen ausgewertet.

Dank dieser Algorithmen können die über den Winter abgestorbenen Pflanzenteile quantifiziert und später im Jahr die Ähren gezählt werden. Der Bodenbedeckungsgrad und somit die Jugendentwicklung, Winterfestigkeit und Bestockungs­intensität können damit objektiv bewertet werden.

Mit einer intensiven Ernteanalyse wurden auch Ertragsparameter erhoben. Die Agroscope-Sorten Alpval, Bodeli, Montalbano und Posmeda zeigten einen hohen Ertrag, kombiniert mit einem hohen Proteingehalt und guter Standfestigkeit. Für eine klare Sortenempfehlung müssen jedoch weitere Versuchsjahre folgen.

 

Vom Berggetreide zum Brot: Kommentar von Lena Geiger, Verein Alpsteinkorn [IMG 2]

Die langen Winter und die Umstellung auf Ackerbau stellen die Bergbauernbetriebe beim Anbau von Getreide im Alpstein vor Herausforderungen. Der Verein Alpsteinkorn unterstützt den Austausch von Wissen über den Bergackerbau und sucht gemeinsam mit LandwirtInnen und ForscherInnen nach geeigneten Sorten. Dabei ist vor allem die Winterfestigkeit, aber auch die Resistenz gegen Pilzkrankheiten wie Schneeschimmel und Zwergbrand zentral. Durch Kleinparzellenversuche und die Zusammenarbeit mit ZüchterInnen konnten bereits Fortschritte erzielt werden. Gerade aber in Bezug auf die Brandkrankheiten müssen noch geeignete Praktiken erforscht werden.

In Zukunft soll Getreide aus dem Alpsteingebiet direkt lokal weiterverarbeitet und vermarktet werden. Dafür wird eine neue Mühle in Nesslau im Kanton St. Gallen gebaut. Ihre Unterstützung ist willkommen!