Die Schweiz hat sich Rahmen des Pariser Klimaabkommens verpflichtet, bis 2050 die Treibhausgas-Emissionen auf Netto-Null zu senken. Im Gebäude- und Mobilitätsbereich sollen Emissionen durch den Ausstieg aus fossilen Brenn- und Treibstoffen auf Null gebracht werden. 2050 wird die Schweiz trotz des eingeleiteten Absenkpfads noch 12 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausstossen. Die Landwirtschaft wird ihre Emissionen im Vergleich zu 1990 zwar um 40 % reduzieren, aber 2050 noch 5 Millionen Tonnen CO2- Äquivalente emittieren. Damit wird sie zur grössten Treibhausgas-Emittentin, vor der Chemie- oder der Zementindustrie. Damit auch die Landwirtschaft Netto-Null erreicht, muss CO2 sequestriert werden, also aufgefangen und eingelagert. Die grössten Treibhausgas­quellen in der Landwirtschaft sind die Methan-Emissionen der Wiederkäuer, die Hofdüngerlagerung sowie der Einsatz von Stickstoffdüngern, dessen Herstellung einen hohen Energieaufwand benötigt.

Die Forschungsgruppe Studer fokussiert auf die Hofdünger und entwickelt Technologien, wie bei der Lagerung Treibhausgas-Emissionen verhindert und wie diese «Emissionen» gleichzeitig in Wert gesetzt werden können. Dies kann zum Beispiel durch die gasdichte und anaerobe Lagerung von Hofdünger erreicht werden, in der das produzierte und sonst emittierte Biogas als Energie- oder Kohlenstoffquelle oder auch zur Einlagerung von CO2 genutzt wird.

 

Chancen nutzen durch proaktives Handeln: Kommentar von Markus Aebi,  Markus Aebi, Landwirt und Grossrat Kanton Bern [IMG 2]

Die Landwirtschaft muss gemäss dem Pariser Klimaabkommen ihre Emissionen parallel zu allen anderen Wirtschaftssektoren senken. Dänemark führte im November die weltweit erste CO2-Abgabe für die Landwirtschaft ein und wird ab 2030 den Methanausstoss von Nutztieren besteuern. Irland will die Nutztierbestände halbieren.

Als Grasland Schweiz sind wir auf die Nutzung unserer Grünflächen durch Wiederkäuer angewiesen. Die Landwirtschaft muss mit Hochdruck nach Lösungen suchen, um die Schadgas-Ein­tragungen in die Atmosphäre zu reduzieren. Forschung und Entwicklung in diesem Bereich bieten auch wirtschaftliche Chancen für die Schweizer Landwirtschaft.

Die Landwirtschaft besitzt mit Hofdüngern die mit Abstand grösste noch verfügbare Biomasse­quelle. Gelingt es uns, mit dieser Biomasse THG-Emissionen zu verhindern oder CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen und einzulagern, kann damit Geld verdient werden, indem Emissionszertifikate verkauft werden können. Verhinderte und negative Emissionen haben einen hohen ökonomischen Wert auf dem Treibhausgas-Markt: nicht zuletzt auch durch die Bioga­sproduktion.