Frühere Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass der Milchharnstoffgehalt ein guter Indikator ist, um die Stickstoffausscheidungen und damit die Ammoniak-Emissionen aus der Milchproduktion zu schätzen. Aus der Praxis ist bekannt, dass der Milchharnstoffgehalt nicht nur von der Fütterung abhängt, sondern je nach Rasse unterschiedlich ist. Insbesondere hat Braunvieh bei gleicher Fütterung einen höheren Harnstoffgehalt als die übrigen Milchviehrassen. Heisst das nun, Braunvieh hat höhere Ausscheidungen und Emissionen?

Da die bisherigen Arbeiten meistens mit Holsteinkühen durchgeführt wurden, hat sich die BFH-HAFL im Auftrag des BLW dieser Frage angenommen. Dazu wurden Daten von Fütterungsversuchen verwendet, welche in der Schweiz an der ETH Zürich und bei Agroscope Posieux durchgeführt wurden.

In Zukunft: Ein Instrument für die Betriebe

Die Ergebnisse zeigen, dass bei der Umrechnung von Milchharnstoff in Stickstoffausscheidungen für jede Rasse ein anderer Zusammenhang besteht und somit ein rassenspezifisches Modell verwendet werden muss. Braunvieh hat bei gleicher Fütterung zwar höhere Milchharnstoffgehalte als Holstein, die Emissionen sind jedoch vergleichbar.

Mit den Ergebnissen soll den Betrieben für die Zukunft ein Instrument in die Hand gegeben werden, mit welchem sie die Auswirkungen von Fütterungsmassnahmen für die Emissionen des Betriebs direkt abschätzen können, und das für jede Rasse.

Unterschiede zwischen Rassen: Kommentar von Martin Rust, Direktor Braunvieh Schweiz [IMG 2]

Harnstoffgehalte, die im Rahmen der Milchleistungsprüfung in der Milch ermittelt werden, haben in den letzten Jahren eine weitere Dimension bekommen. Einerseits ist der Milchharnstoff ein wichtiger Parameter zur Bestimmung der Rohproteinversorgung der Herde. Andererseits ist der Horizont um die Thematik «Emissionen» erweitert.

Die Schwellenwerte für die MLP geben einen Idealbereich des Harnstoffgehaltes von 18 bis 25 mg/dl vor, bei dem eine Milchkuh ihr Leistungspotenzial effizient abrufen kann. Dass der Stoffwechsel je nach Rasse unterschiedlich ist, belegen Forschungsstudien. Es ist wichtig, dass die Forschungstätigkeit mit allen wichtigen Rassen in der Schweiz betrieben wird. Braunvieh weist hohe Inhaltsstoffe auf und liegt im Harnstoffgehalt höher als andere Milchrassen. Dass daraus nicht höhere Emissionen abgeleitet werden dürfen, zeigt die Arbeit der HAFL. Sie liefert wertvolle Werkzeuge für eine genauere Bestimmung der Ammoniak-Emissionen.