Fragmentiertes Zweigholz kann den Gehalt an organischer Substanz in landwirtschaftlichen Böden effizient erhöhen, insbesondere in Produktionssystemen, in denen nur begrenzt Hofdünger zur Verfügung steht. Allerdings ist fragmentiertes Zweigholz nicht ohne Weiteres verfügbar, was dessen Verwendung einschränkt.

Als Reaktion auf diesen Mangel wurde 2023 bei Agroscope (Nyon) ein neues Agroforstexperiment gestartet, bei dem sich Streifen mit schnell wachsenden Weidenhecken und Streifen mit Ackerkulturen wie Winterweizen, Raps und Sojabohnen abwechseln. Die Hecken werden regelmässig (alle 5 bis 6 Jahre) geschnitten, um fragmentiertes Zweigholz zu erzeugen, das in den Boden der angrenzenden Kulturen eingearbeitet wird.

In diesem neuen experimentellen Versuch wird die Möglichkeit untersucht, die erwarteten Vorteile eines Agroforstsystems mit der In-situ-Produktion von fragmentiertem Zweigholz zu verbinden. Tatsächlich soll dieses neue Agroforstsystem nicht nur dazu beitragen, den atmosphärischen Kohlenstoff durch die Hecken zu binden, sondern auch den Gehalt an organischer Substanz in landwirtschaftlichen Böden langfristig durch das fragmentierte Zweigholz zu erhöhen.

Das Produktionssystem wird auch untersucht, um mögliche Konkurrenzphänomene zwischen Feldfrüchten und Hecken sowie die Widerstandsfähigkeit dieses Systems gegenüber extremen Klimaereignissen besser zu verstehen.

 

AutorInnen: Luca Bragazza, Yves Grosjean, Giotto Roberti, Sonja Kay 

Kommentar von Johanna Schoop, Agridea: Vor Ort erzeugen [IMG 2]

Auch wir haben in Projekten die Erfahrung gemacht, dass es schwierig ist, fragmentiertes Zweig-holz zu bekommen oder überhaupt geeignetes Astmaterial zu finden. Oft sind die Äste schon zu stark verholzt (mehr als 7 cm Durchmesser) oder die Gehölzarten sind nicht geeignet, weil das Material z. B. aus der Pflege von Zierhecken stammt. Wenn das Material über weite Strecken zusammengetragen werden muss, um fragmentiertes Zweigholz zu produzieren, ist dies nicht sehr effizient. Viel interessanter ist es, das Material direkt auf dem Betrieb zu erzeugen und zu verarbeiten.

Wenn es die Standortfaktoren zulassen, kann es sinnvoll sein, Weidenhecken (oder andere schnell wachsende, heimische und schnittverträgliche Gehölze) direkt am Feldrand oder streifenförmig im Feld anzulegen. Auf diese Weise können die Ökosystemleistungen der Bäume genutzt und gleichzeitig zusätzliche Biomasse produziert werden, die dann zu fragmentiertem Zweigholz verarbeitet und zur Bodenverbesserung auf dem Feld ausgebracht werden kann. So kann auf dem Betrieb ein Kreislauf geschlossen werden.