Kurz & bündig

- Frieren Gründüngungen nicht vollständig ab, kann dies die Bearbeitung im Frühjahr erschweren.
- Je grösser die Pflanzen einwintern, desto besser frieren sie ab.
- Sollte die Gründüngung nicht abfrieren, kann an einem Frosttag mit einer Walze oder Scheibenegge nachgeholfen werden.

Aufgrund der tendenziell eher wärmeren Winter kann es schon mal vorkommen, dass eine als abfrierend deklarierte Gründüngung nicht mehr vollständig abfriert. «Je nach Region kann man nicht mehr von abfrierend reden, sondern eher von frosttolerant oder nicht», erklärt Mike Bauert, Berater bei UFA-Samen.

Nicht abfrierende Gründüngungen können zum Problem werden, wenn man im Frühjahr frühe Kulturen wie Zuckerrüben oder Kartoffeln anbauen will und der Boden wegen der noch grünen Bodenbedeckung schlecht abtrocknen kann. Dem kann entgegengewirkt werden.

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Je grösser die Pflanze einwintert, desto besser friert sie ab

Damit eine Pflanze abfrieren kann, braucht sie vor allem Masse. Bei Frost platzen die mit Wasser gefüllten Zellen auf und die Pflanze stirbt ab. Je grösser eine Pflanze ist, desto grösser sind ihre Zellen und desto mehr Wasser ist darin enthalten, welches ge-frieren kann. Konkret heisst das, dass früh gesäte Gründüngungen tendenziell besser abfrieren können als spät gesäte, weil die Pflanzen grösser einwintern.

«Phacelia ist hier ein Paradebeispiel. Wird diese drei Wochen früher gesät, friert sie eher ab, als wenn sie nur fausthoch einwintert», sagt Mike Bauert. Nebst Phacelia werden Öl-rettich und Sommerwicken gerne in Gründüngungsmischungen eingesetzt. Diese Arten können Probleme beim Abfrieren bereiten, weil sie ziemlich frosttolerant sind (siehe Tabelle zur Frostempfindlichkeit).

Eine Schneedecke wirkt zusätzlich isolierend, sodass etwas kältetolerantere Pflanzen wie Phacelia und Ölrettich noch schlechter abfrieren (siehe Bild).

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Bei Frost eggen oder walzen und Pflanzen verletzen

Für den Fall, dass eine Gründüngungsmischung nicht vollständig abfrieren sollte, kann an einem frostigen Morgen mit der Scheibenegge oder einer Walze (Messer- oder Cambridgewalze) die Gründüngung bearbeitet werden. Mit diesem Vorgang werden die Pflanzen verletzt, wodurch das Wasser besser eindringen kann und die Pflanzen somit besser abfrieren. Alternativ kann auch der Mulcher eingesetzt werden, um die Verrottung zu fördern. Jedoch entsteht beim Mulchen eine etwas dickere Mulchmatte.

Bei schlecht abfrierendem Ölrettich empfiehlt Mike Bauert den Einsatz der Scheibenegge. Damit werden die dicken Wurzelköpfe verletzt, wodurch das Wasser besser eindringen und die Wurzeln verrotten können. Mit diesem Vorgehen können die Vorteile vom Ölrettich als Strukturator im Boden genutzt werden und gleichzeitig bereitet er keine Probleme mit Durchwuchs in der Folgekultur.

Der normale Ölrettich braucht etwas tiefere Minustemperaturen zum Abfrieren als der Ölrettich-Strukturator, weil Ersterer etwas feinere Wurzeln bildet als der Strukturator. Die dicken Pfahlwurzeln des Strukturators enthalten mehr Wasser, weshalb diese bei tiefen Temperaturen eher platzen.

«Oft kann man aber beobachten, dass der Ölrettich eher von innen nach aussen verfault. Somit sieht man der Wurzel von aussen kaum etwas an, obwohl der Verrottungsprozess begonnen hat», sagt Bauert. Deshalb könne ein Durchgang mit der Egge sinnvoll sein, damit man im Frühjahr bei der Aussaat der Folgekultur nicht mit zu grossen Ölrettichstücken zu kämpfen hat.

«Was will ich nach der Gründüngung anbauen und wie viel Pflanzenmasse verträgt es für die weitere Bodenbearbeitung?»

Mike Bauert, UFA-Samen

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Gründüngung im Herbst mulchen oder lieber stehen lassen?

Besteht die Gefahr, dass Gründüngungen nicht mehr vollständig abfrieren, stellt sich die Frage, ob diese nicht besser im Herbst terminiert werden sollen. Mike Bauert stellt als Antwort auf diese Frage die Vorteile des Abfrierens in den Vordergrund: «Wenn man die Gründüngung stehend abfrieren lässt, entsteht keine Mulchmatte, der Boden trocknet besser ab und es werden keine Schnecken gezüchtet.» Dafür könne die Pflanze aufgrund des längeren Wachstums mehr Pflanzenmasse bilden, womit sie auch eher verholzen kann, was wiederum den Verrottungsprozess verlangsamt.

«Man muss sich immer die Frage stellen, was ich nach der Gründüngung anbauen will und wie viel Pflanzenmasse es für die weitere Bearbeitung verträgt», erklärt Mike Bauert. Wenn man nicht zu viel Pflanzenmasse produzieren will oder die Gründüngung im Herbst noch in die Blüte kommt, sei eine Terminierung im Herbst sinnvoller.