Im Biotop der Schweizer Landwirtschaft gibt es einige Tierchen, die in Relation zu ihrer Relevanz und Kompetenz einen grossen Nerv-Faktor haben. Wie Frösche sitzen sie den lieben langen Tag auf ihrem gut geschützten Platz. Je weniger sie zu sagen haben, desto lauter rufen sie durch das Biotop.
Zum Beispiel Franziska Herren. Die Initiantin der Trinkwasserinitiative war früher Flight Attendant, ein Beruf, dessen ökologische Bilanz nicht gerade berauschend ist. Trotzdem fordert sie, «dass nur noch Landwirtschaftsbetriebe Direktzahlungen erhalten, die pestizidfrei produzieren, keine prophylaktischen Antibiotika einsetzen und nur so viele Tiere halten, wie sie mit eigenem Futter ernähren können, also ohne Importfutter.»
Die Forderung nach einer nachhaltigen Landwirtschaft kann ich nur unterstützen (siehe auch unser Leitbild). Aber bitte mit wissenschaftlich fundierten Argumenten – und nicht mit Emotionen und Halbwissen.
Franziska Herren sitzt gerne in Podiumsdiskussionen und erklärt Nicht-Landwirten die Schweizer Landwirtschaft. Da hat sie ziemlich viel Meinung für nicht gerade viel Ahnung. Wenn sie aber von einer Bäuerin auf deren Hof eingeladen wird, bekommt diese nur Allgemeinplätze zu hören.
Und seit ich Franziska Herren im Januar 2018 eine ganze Seite «Carte Blanche» in unserem Fachmagazin angeboten habe – selbstverständlich ohne Kürzungen und Änderungen – ist genau Nichts gekommen. Ich habe immer wieder nachgefragt, aber während 30 Monaten nichts mehr gehört von Franziska Herren.
Ein anderer Lauttöner im Biotop ist Andreas Bosshard von der Vision Landwirtschaft. Dieses kleine Grüppchen ist eine Art Economiesuisse der Bauern-Kritiker. Der grosse Wirtschaftsdachverband übernimmt die Forderungen von Vision Landwirtschaft denn auch meist mit Copy & Paste – und umgekehrt.
Bosshard ist radikal ökologisch und fährt voll auf Konfrontationskurs – womit er in der Schweizer Landwirtschaft polarisiert:
- «Blauäugig in Bezug auf die Marktrealität» (Rudi Berli, Uniterre),
- «Kritisiert nur die Bauern und nicht auch Lebensmittelindustrie und -handel» (Maya Graf, Biobäuerin und Grünen-Ständerätin),
- «Vermischt tatsächliche und hypothetische Zahlen» (Mathias Binswanger, Ökonom).
Und nach meinem «Smart Farming-Blog» im Newsportal watson.ch mit dem zugegeben pointierten Titel «Die Pestizid-Hölle Schweiz ist nur ein Furz im Wasserglas» hyperventilierte Bosshard während Wochen. Er drohte mir und zitierten Fachleuten: «Das wird ihnen ziemlich Ärger einbringen, wenn nicht vielleicht gar den Posten kosten».
Hat es natürlich nicht. Denn Lautstärke korreliert nicht zwingend mit Relevanz. Weshalb wir die lautesten Rufer im Biotop getrost überhören können – aber gegenüber Medien und Politik betonen, dass die lautesten Stimmen nicht die Wichtigsten sind.
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