«Nur 12 Prozent aller Nutztiere in der Schweiz erhalten einen regelmässigen Auslauf im Freien», wiederholen die Initianten der Massentierhaltungs-Initiative MTI immer wieder ihr Mantra.
Nur 12 Prozent? Ja Gopfriedschtutz! Ich sehe überall Kühe, Schweine und Geflügel im Freien (Letzteres im BTS-Programm im geschützten Aussenklimabereich, im RAUS-Programm mit Weideauslauf). Wo stehen dann die Riesen-Ställe für die restlichen 88 Prozent der Nutztiere?
In einer Podiumsdiskussion, die ich kürzlich leitete, erklärte mir MTI-Kampagnenleiter Philipp Ryf, dass der Bund und der Schweizer Bauernverband SBV «die Zahlen mit unfairen Tricks schönrechnen».
Tatsächlich rechnen die Statistiker mit Grossvieheinheiten GVE, bei denen 100 Legehennen oder 250 Masthühner einer Kuh entsprechen. «Eine unfaire und skandalöse Rechenweise!», wetterte Ryf. Wirklich? Müssen wir künftig auch Wachteln (0,004 GVE) und Chüngeli (0,011 GVE) gleich rechnen wie eine Milchkuh?
86 Prozent der Kühe, 84 Prozent der Legehennen und 60 Prozent der Mastschweine haben Auslauf im Freien
Tatsächlich hat eine grosse Mehrheit der Schweizer Nutztiere Auslauf im Freien:
- 86 Prozent der Kühe
- 84 Prozent der Legehennen und
- 60 Prozent der Mastschweine
profitieren vom Tierwohlprogramm «Regelmässiger Auslauf im Freien» RAUS.
Es ist einzig und alleine das Mastgeflügel, welches zu diesen rein nach Köpfen gerechneten 12 Prozent der Initianten führt. Denn logischerweise leben in einem 1000 Quadratmeter grossen, topmodernen Mastgeflügelstall mehr Poulets (nämlich 14'500) als in einem gleich grossen Kuhstall. Zum Vergleich: Der Laufstall von Agroscope in Grangeneuve bietet auf 3600 Quadratmetern Platz für 50 Kühe.
Und auch diese Mastpoulets leben praktisch alle im BTS-Tierwohlprogramm. Sie haben also einen gedeckten und eingestreuten Aussenklimabereich, in dem sie – vor Raubvögeln, Fuchs, Wiesel und Marder geschützt – im Freien sind.
Die Stimmbürger werden auf den 12-Prozent-Bschiss der MTI-Initianten nicht reinfallen
Die MTI-Initianten kritisieren die Haltung vom Mastgeflügel – und nehmen dabei alle anderen Nutztierhalter in Geiselhaft. Sie machen daraus einen Vorwurf zur gesamten Nutztierhaltung in der Schweiz. DAS ist unfair und skandalös! Und nicht die GVE-Berechnung.
Die Schweizer LandwirtInnen sind in der Nutztierhaltung weltweit ein Vorbild. Deshalb ist die Massentierhaltungs-Initiative MTI unnötig und wird am 25. September abgelehnt.
Die Schweizer Stimmbürger sind zwar (als KonsumentInnen) inkonsequent, weil sie in Migros, Coop & Co. zu den billigsten Produkten greifen. Aber dumm sind sie nicht. Auf den 12-Prozent-Bschiss der MTI-Initianten fallen sie nicht rein.