Wenn mich Nicht-Landwirte fragen, wie sie sich die Schweizer Landwirtschaft vorstellen sollen, dann verblüffe ich die Fragenden jedes Mal mit meiner Antwort:
«Die Landwirtschaft ist wie ein grosser Busch auf dem weiten Feld»
Die Schweizer Landwirtschaft ist ein sehr grosser Busch. In diesem Busch stecken die 48'000 Schweizer Landwirtschaftsbetriebe, deren Zulieferer sowie die 1. Verarbeitungsstufe (Käse, Mehl, gerüstetes Gemüse) und 2. Verarbeitungsstufe (Milchpulver, Brot, Gemüsesuppe).
Im Busch stecken zudem die Fenaco, das Bundesamt für Landwirtschaft, Agroscope und FiBL sowie Organisationen und Verbände wie der Schweizer Bauernverband SBV.
Im Busch stecken aber auch die Label-Organisationen Bio Suisse und IP-Suisse und der Schweizer Tierschutz STS. Hinter denen wiederum – oder um beim Bild vom Busch zu bleiben, vor ihnen – stehen die beiden orangen Elefanten Migros und Coop.
Wenn es in der Schweizer Landwirtschaft «stinkt», stecken fast immer Migros und Coop dahinter
Wenn es aus unserem Busch wieder einmal unerträglich stinkt, wenn auf Kosten der Existenz von Schweizer Bauernfamilien unanständig hohe Unternehmensgewinne gemacht werden, dann nehme ich meinen (imaginären) Bergstutzen und schiesse in den Busch. Ich treffe eigentlich immer – und immer die Richtigen.
Das liegt nicht an meiner Herkunft im Jagd-Kanton Graubünden. Das liegt daran, dass praktisch immer die gleichen «grossen Tiere» vorne stehen, wenn Schweizer Bauernfamilien ausgenutzt werden: Migros und Coop, die orangen Elefanten im Busch.
«Die Schweizer Bauern sind nur noch Durchlauferhitzer»
«Die Schweizer Bauern sind nur noch Durchlauferhitzer, viele Agrarsubventionen gehen gar nicht an die Landwirte», stellte Avenir Suisse in einer Kritik an den Agrar-Subventionen fest. Sogar dieses Sprachrohr der Konzerne und Grossunternehmen schiesst scharf auf die orangen Elefanten.
Denn die Verarbeitungsbetriebe von Migros und Coop gehören zu den grössten Schweizer Lebensmittelproduzenten. Zum Beispiel die Fleischverarbeiter Micarna (Migros) und Bell (Coop), Chocolat Frey (Migros) und Chocolats Halba (Coop) und viele andere.
Bio Suisse, IP-Suisse und der Schweizer Tierschutz im Griff von Migros und Coop
Migros und Coop haben aber auch die beiden führenden Schweizer Label-Organisationen Bio Suisse und IP-Suisse fest im Griff. Wenn Migros und Coop nur noch Bio-Brot wollen, dann muss Bio Suisse 500 neue Bio-Landwirtschaftsbetriebe mit 15'000 ha Bio-Weizen aus dem Boden stampfen. Dasselbe mit anderen Zahlen und/oder anderen Produkten bei IP-Suisse.
Die orangen Elefanten haben auch beim Schweizer Tierschutz STS ihre Hände im Spiel: Gemäss STS-Studien verlangen Migros und Coop überhöhte Preise für Label- und Bio-Fleisch – zu Lasten der Bauernfamilien und der KonsumentInnen.
Der STS wollte zusammen mit dem Schweizer Bauernverband SBV bei der Wettbewerbskommission gegen Migros und Coop eine Anzeige einreichen. Der SBV machte «den Bläss» (bellen und wegrennen), aber auch der Schweizer Tierschutz zog den Schwanz ein. Denn Migros und Coop bezahlen dem STS jährlich rund 800'000 Franken für den Kontrolldienst auf Transporten und in Schlachthöfen von Micarna und Bell.
Nun möchte der Verein Faire Märkte Schweiz FMS die Migros und Coop zu fairen Preisen für die Landwirtschaftsbetriebe zwingen. Das ist sinnvoll – aber noch viel zu wenig! Wann endlich stehen Bio Suisse, IP-Suisse, der Schweizer Tierschutz und die ganzen Landwirtschafts-Politiker auf die Hinterbeine? Oder haben sie alle Angst vor den orangen Elefanten im Busch?