Das Walliser Schwarznasenschaf (SN) gehört zu den wichtigsten Schafrassen der Schweiz. Was macht die Rasse so beliebt?

Nutztier-LexikonNutztier-Rassen der ZukunftMontag, 25. Juli 2022Rolf Kalbermatten, Präsident Oberwalliser Schwarznasen-Schafzuchtverband: Das Schwarznasenschaf ist sehr genügsam und standorttreu. Seine Wolle wird für Teppiche oder als Isolationsmaterial verwendet. Für die Fleischproduktion eignet es sich auch, allerdings gibt es diesbezüglich sicher interessantere Rassen. 

In erster Linie züchtet man Schwarznasenschafe der Liebhaberei wegen, weil es eines der schönsten Schafe weltweit ist. Im gepflegten Wollkleid ist ihr Ansehen eine Augenweide. Interessant an der Zucht ist die strikte Einhaltung der Rassenmerkmale, die von unseren Experten jeweils beurteilt und überwacht wird.

Wie entwickeln sich die Bestände des Walliser Schwarznasenschafs?

Momentan haben wir noch eine Zahl von 10'000 Tieren. Leider zeigt die Tendenz nach unten. Die Wolfsproblematik macht uns sehr zu schaffen und entwickelt sich gegen unseren Willen in eine falsche Richtung.

Der Grossteil der gesamten Population befindet sich im Oberwallis. Mittlerweile gibt es vereinzelt SN in der übrigen Schweiz, in Österreich, Deutschland, Schottland, Irland, Schweden, den USA und Australien.

Das SN stammt aus dem Wallis, einem Bergkanton. Wie wichtig ist die Alpung für die Rasse? Und wie wichtig ist die Rasse für die Alpen?

Das SN ist ein ausgesprochenes Gebirgsschaf. Es fühlt sich im Sommer in den Hochalpen am wohlsten. Andererseits ist es wichtig, dass die Alpen mit den SN bestossen werden, damit diese nicht verganden und stattdessen eine Pflanzenvielfalt und damit auch die Biodiversität gewährleistet sind. Das gilt auch für Mähwiesen, Frühjahrs- und Herbstweiden. Die Landschaftspflege ist somit gegeben. Davon profitiert auch der Tourismus.

Leider wird diese Landschaftsidylle mehr denn je durch die Grossraubtiere aus dem Gleichgewicht gebracht.

Sie haben bereits mehrmals die Grossraubtiere angesprochen. Sind sie für die Haltung von SN aktuell die grösste Herausforderung?

Die stark ansteigende Wolfspopulation ist tatsächlich die grösste Herausforderung für uns HalterInnen. Der angedachte Herdenschutz hat kläglich versagt. Risse gibt es noch und noch und Krankheiten wie Moderhinke, Lippengrind und Gämsblindheit werden mit der Haltung im Nachtpferch zwecks Herdenschutz richtiggehend gefördert.

 

«Es ist wichtig, dass die Schwarznasenschafe die Alpen bestossen.»

Rolf Kalbermatten, Oberwalliser Schwarznasen-Schafzuchtverband

Auch weisen die Tiere eine geringe Fleischigkeit auf, da sie den Weidegang unter Herdenschutz nicht selbst bestimmen können. Ihr Weidegang findet frühmorgens oder abends statt, wenn sich die Tiere in den Nachtpferchen befinden.

Zudem wird der arbeitsintensive sowie finanzielle Aufwand immer grösser. Auch die psychische Belastung für die Schäfer nimmt stark zu und ist kaum mehr zu ertragen.

Grundsätzlich sind SN sehr genügsame Tiere. Das heisst natürlich nicht, dass sie keiner Pflege bedürfen. Äussere Witterungsverhältnissen und die Empfindlichkeit gegenüber hohen Temperaturen müssen beachtet werden. Die Tiere meiden die Sonne und bevorzugen aufgrund ihrer schönen, langen Wolle schattige Plätze. Man muss auf den Weiden unbedingt Schattenplätze anbieten.

Worauf legen Sie bei der Zucht Wert?

In erster Linie legen wir den Fokus auf den definierten Rassenstandard der SN. Das SN ist ein grossrahmiges, widerstandsfähiges, genügsames, harmonisches Gebirgsschaf mit starkem Fundament. Die Behornung, die markanten Farbmerkmale an Kopf und Beinen sowie die lange Wolle zeichnen das Tier als ausdrucksstark und einzigartig aus.

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