Welchen Stellenwert hat das Schweizerhuhn in der Schweiz?
Barbara Jakob, Vize-Präsidentin ZUN: Die Schweizerhühner sind eine Haustierrasse, die zunehmend auch eine Bedeutung in der Landwirtschaft erhält. Letztes Jahr konnten wir beispielsweise 200 Küken an einen Landwirt liefern, der auf eine Zweinutzungsrasse umstellen wollte und sich für die Schweizerhühner entschied.
Ich denke, dass die Bedeutung der Schweizerhühner auch noch zunehmen kann, gerade auch, weil Bio-Legebetriebe nach dem Kükentöten-Verbot im letzten Jahr vermehrt auf Zweinutzungshühner setzen.
Worauf wird bei der Zucht Wert gelegt?
Bei den Schweizerhühnern geht es um Erhaltungszucht. Das heisst, die ursprünglichen Merkmale werden beibehalten. Diese Merkmale sind einerseits Äusserlichkeiten wie beispielsweise der schöne Rosenkamm, starke Beine und weisse Federn.
Andererseits sind die Fleischmerkmale der Rasse wichtig: Das Schweizerhuhn ist ein schweres Tier, das leckeres, wenn auch etwas grobfaserigeres Fleisch liefert.
Für den ZUN und Pro Specie Rara ist die Erhaltungszucht die wichtigste Voraussetzung, um die Genetik des Schweizerhuhns zu erhalten. Jedoch sind Eier und Fleisch auch wichtige Punkte, die zu beachten sind.
Wir lieferten 200 Küken an einen Landwirt, der auf Zweinutzung umstellt.
Barbara Jakob, ZUN
Wie ist die Zuchtarbeit organisiert?
Damit die Inzucht vermieden werden kann, führen wir im Herbst eine Tierbesprechung mit Geflügelrichtern von «Rassegeflügel Schweiz» durch. Dabei werden die Tiere bewertet und für zuchttauglich oder untauglich erklärt. Anschliessend werden die geeigneten Hähne in blutsfremde Zuchtgruppen vermittelt, in die sie somit neue Genetik hineinbringen.
Der ZUN führt ein Herdebuch. Seit 2020 haben wir ein Neues, welches einige praktische Werkzeuge für die Zuchtarbeit enthält. So können wir beispielsweise den Inzuchtgrad basierend auf den letzten sechs bis acht Generationen berechnen.
Wie sieht die Zukunft des Schweizerhuhns aus?
Das Schweizerhuhn ist fit für die heutigen und künftigen Herausforderungen. Seit einigen Jahren steigen die Zahlen der Schweizerhuhn Züchter stetig. Das ist auch gut so. Denn die 200 Küken an den Landwirt zu liefern, war für uns aufgrund der Menge eine Herausforderung.
Das klingt, als werde die Zucht des Schweizerhuhns professionalisiert. Inwiefern hilft dabei das Projekt «Nachhaltige Absicherung der Zucht der drei Schweizer Hühnerrassen»?
Richtig, wir wollen die Züchtung weiterführen. Im Projekt, an dem der ZUN, Pro Specie Rara, die HAFL und die Vetsuisse Fakultät der Universität Bern beteiligt sind (mit Unterstützung durch das Bundesamt für Landwirtschaft BLW), geht es darum, die drei Schweizer Hühnerrassen – Schweizerhuhn, Appenzeller Barthuhn, Appenzeller Spitzhaubenhuhn – sauber zu charakterisieren:
- Verwandtschaftsgrade werden bestimmt. Zu diesem Zweck wurden pro Zuchtgruppe einem Hahn und zwei Hennen Blut genommen. Aus den Blutzellen lässt sich die DNA, also die Erbinformation, gewinnen und analysieren. So können die Verwandtschaften genetisch bestimmt werden.
- Legeleistung, Brut- und Aufzuchtleistung werden systematisch erhoben.
Diese Erhebungen werden alle im neuen Herdebuch hinterlegt. So kann die Züchtung künftig aufgrund von breit abgestützten Informationen geplant werden.
Schweizer Nutztierrassen-Lexikon
Aus der Vielfalt der in der Schweiz gezüchteten Nutztier-Rassen gelten heute 38 als Schweizer Rassen.
Wir stellen diese Rinder, Schweine, Hühner und Co. im neuen Nutztier-Lexikon vor.