Die Herdebuchzahlen bei der Rasse Simmental bleiben annähernd konstant, nehmen nur leicht ab. Gleichzeitig steigen mehr und mehr Betriebeaus der Milchproduktion aus und andere Milchrassen gehen zurück. Was macht Simmentaler so beliebt?
Martin Liechti, SVS: Wir geben Gas und sind sehr zufrieden mit den Zahlen. Aber dass wir es besser machen als alle anderen, das möchte ich nicht sagen.
Unser Ziel ist es, die Simmentaler Kuh weiterhin breit aufzustellen, damit sie im Tal und auf dem Berg geeignet ist: Im Flachland gibt die Simmentaler Kuh bis zu 10'000 Liter Milch, ist gross und schwer. Im Berggebiet funktioniert eine kleinere Simmentaler Kuh aber ebenfalls.
Hinzu kommt, dass aktuell der Fleischmarkt preislich sehr interessant ist. Da entscheiden sich vielleicht mehr Betriebe für eine Zweinutzungskuh. Die Simmentaler können als Mutterkuh gehalten werden oder aber die Tränkekälber werden zu aktuell guten Preisen verkauft.
Woran arbeiten Sie im Moment züchterisch?
Zuletzt konnten wir Zuchterfolge bei der Milchmenge erzielen. Dieses Milchniveau wollen wir sicherlich halten, legen aber vermehrt auch wieder ein Augenmerk auf die Bemuskelung. Denn die Zweinutzung ist bei Simmentalern sehr wichtig und wir wollen uns nicht an reine Milchrassen angleichen.
Auf dem Markt hat niemand auf uns gewartet.
Martin Liechti, SVS
Und wie sieht es mit der Zucht auf Hornlosigkeit aus?
Aktuell arbeiten wir tatsächlich intensiv an der Zucht zu genetischer Hornlosigkeit. Wir spüren ein grosses Interesse bei den Produzenten. Statt nur ausländische Stiere im Katalog anzubieten – was wir seit 2017 mit einigen Stieren tun – wollen wir längerfristig auch Schweizer Hornlos-Genetik im Angebot haben.
Um das Gen in die Population zu bekommen, arbeiten wir mit deutschem Fleckvieh, welches homozygote hornlose Tiere hat (PP: englisch für «polled» = «hornlos»). Das deutsche Fleckvieh stammt übrigens ursprünglich von den Schweizer Simmentaler Kühen ab.
Nach der Einkreuzung ist unser Ziel, möglichst schnell den Rassecode 60 zu erreichen: über drei Generationen in der Schweiz rein gezüchtet. Denn eine Schweizer Simmentaler Kuh ist uns wichtig.
Der Verein «Simmentaler Original» hat sich zum Ziel gesetzt, die Simmental-Population bis 2030 zu verdoppeln. Arbeiten Sie ebenfalls auf dieses Ziel hin? Wie ist das zu schaffen?
Wir vom SVS verfolgen die gleichen Ziele und ziehen gemeinsam mit dem Verein am gleichen Strick. Wir wollen die Zahlen steigern, indem wir einen Mehrwert für die Milch- und Fleischprodukte von Simmentalern generieren. «Simmentaler Original» will dies mit einem Label fördern.
Es geht darum, diese ursprüngliche Schweizer Zweinutzungsrasse zu vermarkten. Im Herbst wollen wir den Käse «Original Simmentaler» lancieren, unser Flaggschiff.
Das wird wahrscheinlich nicht ganz einfach, auf dem Markt hat niemand auf uns gewartet. Aber wir haben ein gutes Produkt, liegen aktuell gut im Fahrplan und sind zuversichtlich. Sind wir erfolgreich, können wir dank der Zweinutzung eine breite Produktpalette anbieten, vom Fleisch über die Milch bis zum Käse.
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