Für sein Berufspraktikum im Rahmen des Master-Studiums der Agrarwissenschaften wählte Manuel Mathis eine Kompostieranlage in Nairobi (Kenia). Im privatwirtschaftlichen Recyclingunternehmen «Takataka Solutions» sollte der Student beim Aufbau eines kleinen Labors helfen.
Doch es kam anders: «Bei meiner Ankunft herrschte ein riesiges Chaos», erzählt Mathis. «Die ganze Anlage war mit frischem organischem Abfall überfüllt, das Material stapelte sich und wurde nicht mehr zu Kompost verarbeitet. Alle haben damals einen Bogen um das Areal gemacht, weil es dermassen gestunken hat», erinnert sich der Student.
Nach dem ersten Schock begann er, die Lage zu analysieren. Er holte sich Hilfe vom Kompostexperten Jacques Fuchs und rasch erkannten sie zwei Flaschenhälse: Die Wirtschaftlichkeit und die Infrastruktur. Nie hätte Mathis gedacht, dass er bereits wenige Wochen nach seiner Ankunft in Nairobi das gesamte Team koordinieren würde.
Manuel Mathis schrieb Arbeitspläne und managte gemeinsam mit dem Traktorfahrer die täglichen Arbeiten auf der Anlage. Dies mit durchschlagendem Erfolg: Nach fünf Monaten harter Arbeit war die einst vernachlässigte Anlage «Takataka Solutions» wieder rentabel.
(Beitrag in voller Länge: «Globe», 21/04)
[IMG 2] Kommentar von Manuel Mathis, ETH Zürich & Jacques Fuchs, FiBL
Ungenutzte Ressource
An Rohstoffen für die Humusproduktion mangelt es nicht. Laut Regierungsangaben werden in Kenia täglich 22 000 t Abfall produziert. Der meiste Abfall landet heute auf offenen Deponien am Stadtrand oder wird direkt von den Haushalten verbrannt. 60 bis 70 % des Abfalls sind organisch und wären kompostierbar.
Kompostierung hat in Kenia und generell in afrikanischen Ländern ein enormes Potenzial. Dies liegt einerseits am Klima, andererseits daran, dass viele Böden bislang kaum gedüngt wurden. Zudem wird die Versorgung von Düngemitteln aus dem Ausland immer schwieriger. Dies gibt der Kompostierung als neue Ressource für die Landwirtschaft zusätzlich Gewicht.
Aktuell produziert das Team von «Takataka Solutions» rund 90 t Humus pro Monat. Dies reicht, um 1000 ha Land oder 50 mittelgrosse Farmen mit Humus zu versorgen. Ein kleiner, aber wichtiger Schritt, um der zunehmenden Bodenerosion entgegenzuwirken und zugleich die Abfallmenge zu vermindern.