Das Berner Seeland ist eines der produktivsten landwirtschaftlichen Gebiete der Schweiz. Hier wird etwa ein Viertel der nationalen Gemüseproduktion erzeugt. Das ehemalige Sumpfgebiet wurde im Zuge der beiden Juragewässer-Korrektionen im 19. und 20. Jahrhundert entwässert. Diese Hochwasserschutzmassnahmen verbesserten das Leben der Menschen in der Region und ermöglichten eine intensive landwirtschaftliche Produktion. Die Gemüseproduktion ist jedoch in Anbetracht der starken Degradierung der Torfböden in dieser Region gefährdet.
Die Gemüseproduktion ist sehr anspruchsvoll und hängt stark von einer intensiven Bodenbearbeitung ab. Wenn das Seeland der Gemüsegarten der Schweiz bleiben soll, müssen nachhaltige, pfluglose Techniken entwickelt werden, die den Grundsätzen der konservierenden Landwirtschaft entsprechen: keine Störung des Bodens, Bodenbedeckung, Vielfalt der Pflanzenarten.
Zu diesem Zweck hat sich die HAFL mit dem Inforama Seeland zusammengeschlossen, um unter anderem Methoden der Direktsaat oder Direktpflanzung in Kombination mit verschiedenen Gründüngungen zu testen. Seit 2017 vergleichen wir in einem Langzeitversuch verschiedene agronomische Parameter von gesäten und gepflanzten Gemüsekulturen und die Bodeneigenschaften, die mit konventioneller und reduzierter Bodenbearbeitung erzielt werden.
Standpunkt von Reto Minder, Präsident Swiss No-Till :
Praxisorientierte Forschung [IMG 2]
Boden und Ressourcen schonende Anbausysteme sind im Ackerbau bereits weit erprobt und finden in der Praxis eine breit abgestützte Resonanz und Akzeptanz.
Im Gegensatz dazu werden die Prinzipien der konservierenden Landwirtschaft (Bodenruhe, Bodenbedeckung, Pflanzenartenvielfalt) im Gemüsebau nur minimal angewendet. Gründe sind die hohen Qualitätsanforderungen sowie das erhöhte unternehmerische Risiko bei Kulturen mit hohen Produktionskosten. Ausserdem ist die vom Landtechnikmarkt angebotene Technik nicht für reduzierte Bodenbearbeitungsverfahren konzipiert.
Der Gemüsebau ist jedoch auf resiliente Anbausysteme angewiesen, wenn er den zunehmenden Wetterextremen standhalten soll. Hierzu kann die praxisorientierte Forschung, wie sie am Inforama Ins betrieben wird, einen wertvollen Beitrag leisten, um der Produktion mögliche Lösungsansätze aufzuzeigen. Es soll die Produzenten dazu ermutigen, Methoden der konservierenden Landwirtschaft auszuprobieren und das System weiter zu entwickeln.