Die zum ersten Mal veröffentlichten Berechnungen der Risiko-Indikatoren für Pflanzenschutzmittel zeigen, dass die Massnahmen zur Risikoreduktion beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Schweizer Landwirtschaft wirksam sind. Dies erklärte Christian Hofer, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft BLW in einer Medienkonferenz in Bern.
Das Fazit von BLW-Direktor Christan Hofer:
- Die ersten Ergebnisse der Risiko-Indikatoren für Pflanzenschutzmittel sind vielversprechend
- Die Schweizer Landwirtschaft engagiert sich sehr stark für die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln
- Bis zur Erreichung der Ziele in der Praxis ist es aber noch ein herausfordernder Weg
- Ein wirksamer Schutz der Kulturen ist notwendig, um die Ernährungssicherheit nachhaltig gewährleisten zu können.
Die Berechnungen der Risiko-Indikatoren sind europaweit einmalig
Im Jahr 2021 legte das Parlament das Ziel fest, bis 2027 die mit Pflanzenschutzmitteln verbundenen Risiken für Oberflächengewässer, das Grundwasser und naturnahe Lebensräume wie beispielsweise Biotope um 50 Prozent zu reduzieren.
Um diese Risiken berechnen zu können, wurden Indikatoren entwickelt. Diese basieren auf dem Risiko-Potenzial jeder einzelnen Substanz, auf den davon verkauften Mengen und auf den zur Risiko-Minderung getroffenen Massnahmen. Die ersten Berechnungen sind vielversprechend, doch bis zur Erreichung der Ziele in der Praxis ist es gemäss dem Bundesamt für Landwirtschaft BLW noch ein weiter Weg.
Das Kontaminations-Risiko wurde um die Hälfte verringert
Die Berechnungen zeigen, dass dank der deutlichen Reduzierung des Einsatzes von Produkten, die das Grundwasser verunreinigen könnten, das Kontaminations-Risiko verglichen mit dem Referenz-Zeitraum 2012–2015 um die Hälfte verringert werden konnte. Auch das Risiko für Oberflächengewässer ist rückläufig.
Das ist unter anderem der Sanierung von Waschplätzen für Spritzgeräte und den Massnahmen zur Verringerung von Abdrift und Abschwemmung zu verdanken. Der Indikator für naturnahe Lebensräume zeigt noch keine Verbesserung bezüglich Risikoreduktion.
Um die Risiken noch weiter senken zu können, führt der Bundesrat am 1. Januar 2023 zusätzliche Reduktionsmassnahmen ein. Dazu zählt, dass Antidrift-Düsen obligatorisch werden. Ausserdem werden im ökologischen Leistungsnachweis bestimmte Pestizide verboten, wenn ein weniger gefährliches Alternativprodukt zugelassen ist. Dies wird helfen, das Risiko für Oberflächengewässer und naturnahe Lebensräume weiter zu reduzieren.
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2021 wurden mehr (Bio-)Pflanzenschutzmittel verkauft
«Im Jahr 2021 musste die Schweizer Landwirtschaft wieder mehr Pflanzenschutzmittel einsetzen, weil die Witterungsbedingungen schlecht waren», erklärte BLW-Direktor Christian Hofer. Die starken Niederschläge begünstigten die Ausbreitung von Krankheiten zum Beispiel bei Reben, Obst und Kartoffeln. Um die Ernte zu schützen oder schlechthin zu retten, mussten die LandwirtInnen mehr Behandlungen durchführen.
Hofer betonte aber, dass dieser Anstieg zwar den Reduktions-Trend der letzten Jahre verlangsamt, «der Anstieg betrifft aber in erster Linie Pflanzenschutzmittel, die auch in der Bio-Landwirtschaft zugelassen sind.» Wobei diese nicht immer «besser» sind. So ist zum Beispiel das Fungizid Kupfer ein problematisches Schwermetall, das sich im Boden ansammelt und dort über Jahrzehnte Bodenorganismen schädigt.
Die Verkaufsmengen von Pflanzenschutzmitteln 2021
- Bei den Fungiziden lässt sich im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg der Verkaufsmengen um 187 Tonnen feststellen; davon wurden Schwefel, Kupfer und Kaliumbicarbonat insge- samt 170 Tonnen mehr verkauft.
- Bei den Insektiziden wurde eine Zunahme beim Paraffinöl verzeichnet (+154 t). Dabei handelt es sich um ein Insektizid, das in der Bio-Landwirtschaft zugelassen ist und als Ersatz für Chlorpyrifos dient, das im Jahr 2020 verboten wurde.
- Bei den Herbiziden ist hingegen ein erneuter Rückgang der Verkaufsmengen festzustellen (– 18 t gegenüber 2020). Im Jahr 2021 wurden insgesamt 2259 Tonnen Pflanzenschutzmittel verkauft.