Kurz & bündig

- Drei neue Fungizide im Getreide verbessern das Resistenzmanagement bei der Pilzbekämpfung.
- Spinosad sollte gegen Kartoffelkäfer pro Saison nur einmal eingesetzt werden.
- Netz- und Haftmittel optimieren Insektizidwirkung durch bessere Verteilung, Verdunstungs- und UV-Schutz.

Bei uns am Strickhof in Lindau ZH fiel im Jahr 2024 an 90 Tagen – und damit an fast jedem vierten Tag – mehr als 5 mm Regen. Entsprechend herausfordernd war in der ganzen Schweiz die Kulturpflege in der vergangenen Saison und uns allen wurde nach einer Serie von «Schönwetterjahren» wieder einmal vor Augen geführt, wie wichtig es ist, im Bedarfsfall auf einen wirksamen chemischen Pflanzenschutz [IMG 2] zurückgreifen zu können. So fiel beispielsweise beim Getreide die mechanische Unkrautbekämpfung im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser und von den ohnehin schon stark dezimierten Erträgen mussten grosse Posten infolge Mykotoxinbelastung deklassiert sowie rund 2000 Tonnen Erntegut sogar vernichtet werden. Bei den Kartoffeln war die Krautfäulesituation dermassen prekär, dass für gewisse Fungizide per Notfallverfügung kurzerhand bis zu acht Anwendungen zugelassen wurden. Leider wird es immer schwieriger, zur Resistenzvorbeugung die Aktivsubstanzen abzuwechseln. Denn auch in diesem Jahr entfallen wieder deutlich mehr Wirkstoffe, als dass es Neuzulassungen gibt.

«Leider wird es immer schwieriger, zur Resistenzvorbeugung die Aktivsubstanzen abzuwechseln.»

Simon Binder, Strickhof

Aktualisierte Broschüre «Pflanzenschutzmittel im Feldbau»
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Das «Mittelheft» bietet einen Überblick über die im Schweizer Acker- und Futterbau bewilligten PSM. Ausführliche Tabellen geben Auskunft über Wirkungsspektrum, Aufbrauchfristen und Anwenderschutz. Den Abonnenten wird die diesjährige Auflage ab Mitte Februar 2025 zugestellt. Die Broschüre kann zum Selbstkostenpreis von 6 Franken pro Stück (inklusive Porto) bestellt werden.


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Neue Fungizide im Getreide

Erfreuliche Ausnahme ist der Getreidebau, wo gleich drei neue fungizide Wirkstoffe bewilligt wurden:

Das Produkt Revystar XL (BASF) bringt mit «Mefentrifluconazol» einen neuen Triazol-Wirkstoff. Dieser vereinfacht das Resistenzmanagement bei den drei bisher bekannten Triazolen (Resistenzgruppe 3) im Getreide.

Das neue Mittel Ascra Xpro (Bayer) enthält neben den bekannten Wirkstoffen Prothioconazol und Bixafen zusätzlich das erstmals im Getreide zugelassene Fluopyram. Durch die Kombination von zwei SDHI (Resistenzgruppe 7) soll insbesondere die Resistenzentwicklung von Septoria-Stämmen verlangsamt werden.

Bei Amistar Max (Syngenta) ist mit Folpet endlich wieder ein Kontaktwirkstoff im Getreide zugelassen. Dieser bildet auf der Blattoberfläche einen Belag, der vorbeugend Pilzsporen von Septoria und Ramularia an der Auskeimung hindert.

Fallstricke im Kartoffelanbau

Vorsicht ist geboten beim Produkt Teppeki, das gegen Blattläuse in Kartoffeln eingesetzt wird. Aufgrund einer regulatorischen Anpassung ist neu die Anwendung nur bis DC 15 möglich. In diesem Stadium ist am Haupttrieb das fünfte Blatt entfaltet und die Staude ca. 25 cm hoch. In dieser frühen Phase sind Blattläuse nicht vorhanden. Bis sich die Zulassungssituation geklärt hat, ist ein Einsatz von Teppeki in Kartoffeln nicht möglich.


Um einer möglichen Resistenzentwicklung von Kartoffelkäfern auf Spinosad (Audienz/Elvis) entgegenzuwirken, sollte dieser Wirkstoff pro Saison maximal einmal angewendet werden. Zudem erlauben gewisse Kantone für die Saison 2025 den sonderbewilligungspflichtigen Einsatz von Coragen bereits bei erstmaligem Überschreiten der Bekämpfungsschwelle.

Vielseitige Netz- und Haftmittel

Für eine gute Wirkung von Insektiziden empfehlen wir eine erhöhte Wassermenge von 350 bis 500 l/ha in Abhängigkeit des Blattvolumens, eine korrekte Dosierung (keine Teilmengen!) sowie die Behandlung ausserhalb Zeiten starker Sonneneinstrahlung.


Weiter verbessern geeignete Netz- und Haftmittel nicht nur die Verteilung und minimieren die Abwaschung, sondern gewährleisten gleichzeitig einen Verdunstungs- und UV-Schutz. Neu hinzugekommen ist in dieser Kategorie das Produkt Heliofix (Stähler), bestehend aus Kiefernholz-Terpen.