In der Schweiz stammen 14 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft. Bio Suisse und das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL prüfen deshalb in einer Vorstudie, ob und wie die biologische Landwirtschaft klimaneutral werden kann.
Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft
Die Treibhausgas-Emissionen der Schweizer Landwirtschaft kommen vor allem aus der Nutztierhaltung, dem Düngereinsatz und dem Energieverbrauch. Vor allem Methan (CH4) und Lachgas (N2O), Kohlendioxid (CO2) aus der Nutzung fossiler Energieträger sowie der Kalk- und Harnstoffdüngung macht nur einen kleinen Teil aus.
56 Prozent Methan (CH4) aus der Verdauung der Nutztiere
25 Prozent Lachgas-Emissionen (N2O) der landwirtschaftlichen Böden
18 Prozent CH4- und N2O-Emissionen aus der Hofdüngerlagerung
1 Prozent u.a. Kohlendioxid (CO2) aus der Kalk- und Harnstoffdüngung
Quelle: Landwirtschaftliches Treibhausgas-Inventar Schweiz
Bio-Landwirte wollen zu einer klimaneutralen Landwirtschaft beitragen
Denn nicht nur der Detailhandel fordert klimaneutrale Produkte, «auch die Bio-BäuerInnen selbst wollen ihren Teil zu einer klimaschonenden Landwirtschaft beitragen», erklärte Bio Suisse-Präsident Urs Brändli an einer Medienorientierung auf den Agrino Landwirtschafts-Betrieben in Busslingen/Remetschwil AG.
«Die Motivation, sich dem Thema anzunehmen sowie bewusst Eigenverantwortung zu übernehmen, sind im Bio-Landbau sehr hoch», betonte Urs Brändli und ergänzte: «Es ist ein grosser Wille zur Veränderung spürbar – das ist äusserst wichtig, um das Ziel einer klimaneutralen Bio-Landwirtschaft anzugehen».
Bio Suisse hat den Prozess zu einem klimaneutralen Bio-Landbau zusammen mit dem FiBL im August 2021 mit einem «Fokustag Klima» gestartet: Ziel des Workshops mit rund 80 Knospe-BäuerInnen war es, den Meinungsbildungsprozess voranzubringen und ein gemeinsames Zielbild zu definieren.
Die Schweiz ist der Pionier für eine klimaneutrale Bio-Landwirtschaft
Dass die Herausforderung gross ist, betont auch Knut Schmidtke. Auch wenn die Vorstudie noch nicht abgeschlossen ist, nennt der Direktor für Forschung, Extension und Innovation am FiBL bereits erste Punkte, bei welchen bezüglich Klimaneutralität angesetzt werden kann.
Das grösste Potenzial bieten gemäss Schmidtke die Rinder, die rund 75 Prozent der Treibhausgas-Emissionen in der Schweizer Landwirtschaft verursachen:
- Vegetation auf klimaschonendere Pflanzen umstellen
- Zusammensetzung der Fütterung anpassen, um Methan zu reduzieren
- Längere Nutzungsdauer von Milchkühen
Knut Schmidtke betonte, dass die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen bei den Rindern und anderen Nutztieren nicht auf die Abschaffung der Nutztier-Haltung hinauslaufen dürfe: «Wir müssen einen neuen Konsens für die Nutztier-Haltung finden: Weniger Nutztiere, die weniger Treibhausgas-Emissionen verursachen.»
Zudem werde auch die Nutzung regenerativer Energiequellen für den Betrieb der landwirtschaftlichen Maschinen und Gebäuden in Zukunft ein wichtiges Thema sein.
Erste Resulate der Vorstudie zur klimaneutralen Bio-Landwirtschaft
Eine Vorstudie von Bio Suisse und FiBL soll zeigen, wie eine solche Reduktion möglich ist. Auf Basis dieser Vorstudie entwickeln die beiden Organisationen eine gemeinsame Strategie und Erweiterung von Klimaschutz-Massnahmen in der Bio-Landwirtschaft.
Inhaltlich behandelt die Vorstudie Fragekomplexe rund um Mess-, Reporting- und Monitoring-Systeme/Metriken, Kosteneffizienz sowie die Bewertung von Massnahmen in Nutztier-Haltung und Pflanzenbau.
Laut ersten Erkenntnissen der Vorstudie werde es nur möglich sein, die Klimaneutralität zu erreichen, wenn unvermeidliche Emissionen kompensiert werden, «beispielsweise durch die Speicherung von Kohlenstoff über pflanzliche Biomasse», führt Schmidtke weiter aus.
Die Vorstudie werde genauere Anhaltspunkte geben, welchen Weg Bio Suisse und das FiBL zur Erreichung des ambitionierten Zieles gehen werden.