Der Schweizer Bauernverband SBV hat am 12. Februar 2024 eine Online-Petition mit fünf «Forderungen der Landwirtschaft» an den Bundesrat und die marktbeherrschenden Schweizer Detailhändler sowie Discounter übergeben. Empfänger waren Landwirtschaftsminister Guy Parmelin sowie Migros und Coop, Aldi und Lidl.
Die Online-Petition hat der Bauernverband zusammen mit der Produzentenorganisation Association des groupements et organisations romands de l’agriculture (Agora) am 30. Januar 2024 auf der Petitions-Plattform ACT.campax lanciert. Über 65'000 Schweizer haben die Petition innert zwölf Tagen unterzeichnet.
Die fünf Forderungen der Landwirtschaft in der Petition des Schweizer Bauernverbandes SBV
Die Petition des Schweizer Bauernverbandes richtet sich an den Bundesrat und die marktbeherrschenden Lebensmittel-Einzelhändler, konkret also auch an die Detailhändler Migros und Coop sowie die Discounter Aldi und Lidl. Der Bauernverband stell darin fünf Forderungen:
- Bessere Anerkennung der vielfältigen Rollen der Landwirtschaft, ihres Engagements und ihrer Hauptaufgabe: Die nachhaltige und tierfreundliche Lebensmittelproduktion.
- Keine Sparprogramme auf dem Rücken der Landwirtschaft.
- Erhöhung der Produzentenpreise und eine Preisbildung, die auf den effektiven Kosten basiert.
- Keine neuen Auflagen im Umweltbereich, die nicht entschädigt sind.
- Berücksichtigung der Realität und der Situation der Bauernfamilien. Bundesverwaltung und Politik müssten auf die regionalen Probleme eingehen und Lösungen anbieten, die der Praxis und dem regionalen Kontext angepasst sind.
Petitions-Übergabe an Migros und Coop, Aldi und Lidl
Für den Tag der Petitions-Übergabe hatte der Schweizer Bauernverband mit Junglandwirten aus der jeweiligen Region eine regelrechte Tour de Suisse an die Hauptsitze der Detailhändler und Discounter sowie ins Bundeshaus organisiert:
- Lidl Schweiz, Weinfelden TG
- Migros, Zürich
- Aldi Suisse, Schwarzenbach SG
- Coop, Basel
- Bundesrat Guy Parmelin, Bern
Von Migros und Coop sowie Aldi und Lidl fordert der Schweizer Bauernverband eine Erhöhung der Produzentenpreise um mindestens 5 bis 10 Prozent noch in diesem Jahr. Bisher wurden solche Verhandlungen mit jedem einzelnen Detailhändler und Discounter geführt – und das auch noch von jeder einzelnen landwirtschaftlichen Branchenorganisation.
«Der Schweizer Bauernverband wird bei neu bei all diesen Verhandlungen eine koordinierende Rolle einnehmen», erklärte der SBV-Präsident und Nationalrat Markus Ritter am Montag in Bern. Damit solle sichergestellt werden, dass die Branchenorganisationen eine gemeinsame Strategie verfolgen. Und wenn nötig, werde der Schweizer Bauernverband auf übergeordneter Ebene mit den Geschäftsführern der Detailhändler und Discounter verhandeln.
Gemäss SBV-Direktor Martin Rufer sei dies «ein entscheidender Schritt, um sicherzustellen, dass die in der Petition gestellten Forderungen in den kommenden Preisdiskussionen nicht ignoriert werden».
Der Bauernverband übergibt Bundesrat Parmelin die Petition und 4000 Seiten Gesetzestexte
Am Nachmittag marschierten die Bauernvertreter vor dem Bundeshaus auf: Markus Ritter (Präsident des Schweizer Bauernverbandes SBV), Loïc Bardet (Direktor von Agora), Francis Egger (stv. Direktor des Schweizer Bauernverbandes SBV) sowie die Junglandwirtin Leana Waber (Kiesen BE) und Arnaud Rochat (Bavois VD, Gründer der «Révolte agricole Suisse»)
Diese Delegation der Schweizer Landwirtschaft übergab die gesammelten Unterschriften an Bundesrat Guy Parmelin – zusammen mit einem Stapel von 4000 Seiten Gesetzestexten, welche für die Regulierungswut im Agrarsektor stehen.
Im Gespräch mit Landwirtschaftsminister Guy Parmelin forderten die Bauernvertreter neben einer administrativen Vereinfachung «einen Verzicht auf Sparmassnahmen auf Kosten der Landwirtschaft». Der Hintergrund dieser Forderung: Der Bundesrat möchte wegen der angespannten Finanzlage in den Jahren 2026 bis 2029 insgesamt 347 Millionen Franken weniger für die Landwirtschaft ausgeben.