Kurz & bündig
- Zur Biosicherheit gehören Eingangsbereich und Hygieneschleuse, Fliegen- und Schadnager-Bekämpfung, die Umzäunung von Ausläufen und der korrekte Umgang mit Kadavern.
- Mangelnde Biosicherheit erhöht das Risiko von Eintrag und Verschleppung resistenter Krankheitserreger.
- Resistente Bakterien reagieren nicht mehr auf Antibiotika.

Ein aufgebrachter Mäster meldete sich beim Schweinegesundheitsdienst SGD. Unter seinen vor zwei Tagen gelieferten Jagern gibt es sehr viele Tiere, die an Durchfall leiden und kümmern. Beim folgenden Betriebsbesuch des Zulieferers konnte bei den Saugferkeln und bei den Absetzjagern die vom Mäster genannten Symptome ebenfalls beobachtet werden.

Sowohl das in Zürich untersuchte Saugferkel als auch der untersuchte Absetzjager wurden positiv auf das Bakterium E. coli F4 getestet. Das zugehörige Antibiogramm wies für diesen Erreger diverse Resistenzen auf. Einzig auf die Antibiotika Doxycyclin und Cefquinom reagierte der Erreger sensibel.

Bakterien von Kälbern auf die Schweine übertragen

Auf dem bäuerlichen Betrieb werden nebst 15 Muttersauen in einem separaten Stallgebäude zusätzlich einige Milchkühe, Kälber und Schafe gehalten. Bei den Schweinen wurden schon seit Jahren keine antibiotischen Behandlungen mehr durchgeführt. Die Gesundheit der Kälber war jedoch nicht immer stabil. So musste dort mehrfach mit verschiedensten Wirkstoffen gegen Husten und Durchfall therapiert werden.

Kälber und Schweine werden durch die gleiche Person betreut und es erfolgte kein Kleider- und Stiefelwechsel beim Eintritt in den Schweinestall. Das vorhandene, saubere Desinfektionsbecken wurde beim SGD-Besuch durch den Landwirt selber «elegant» umgangen.

Eine Schadnager- und Fliegenbekämpfung wurde bisher nicht durchgeführt. Diese Tatsachen wiesen auf eine mögliche Übertragung der multiresistenten Coli-Bakterien von den Kälbern auf die Schweine hin.

Enstehung und Übertragung von Antibiotikaresistenzen

Jedes Mal, wenn Antibiotika zum Einsatz kommen, können resistente Bakterien entstehen. Die Resistenz gegen Antibiotika ist ein natürliches Phänomen, das es schon seit Millionen von Jahren gibt. Es sind nämlich die Bakterien und Pilze selbst, die Antibiotika produzieren, um sich zu schützen oder um anzugreifen. Wenn sich Bakterien vermehren, müssen sie ihr Erbgut (DNA) kopieren. Beim Erstellen der Kopien unterlaufen den Bakterien Fehler, sogenannte Mutationen.

Einige dieser Fehler können dazu führen, dass die Bakterien die Präsenz von Antibiotika tolerieren. Solche Resistenzgene können in Form von DNA-Ringen unter Bakterien ausgetauscht werden.

Bakterien mit Resistenzgenen haben einen deutlichen Vorteil, wenn sie den entsprechenden Antibiotika ausgesetzt sind. Somit sind sie lebensfähiger und setzen sich innerhalb der Population durch, vererben also die entsprechende Information weiter.

Beunruhigend ist, dass einige krankmachende Bakterien mehrere Arten von Resistenzen anhäufen können, wie in diesem Betrieb. Diese so genannten multiresistenten Bakterien können weiterwachsen, auch wenn sie mit mehreren Antibiotikaklassen gleichzeitig behandelt werden.

Die Übertragung resistenter Bakterien kann über direkten Tier-zu-Tier-Kontakt erfolgen, aber auch über belebte (Mäuse, Fliegen usw.) und unbelebte Vektoren (Gerätschaften, Stiefel usw.). Achtung: Resistente Bakterien können natürlich auch von Tieren auf den Menschen und umgekehrt übertragen werden.

Antibiotika nur fachgerecht einsetzen

Im aktuellen Fall wurden die kranken Tiere mit einem Doxycyclin behandelt. Unterstützend wurden eine Elektrolytlösung und Emd zur Verfügung gestellt. Zusätzlich wurde die Temperatur in den Liegebereichen erhöht. Buchten und Gerätschaften wurden gereinigt und desinfiziert.

Die Bildung von resistenten Keimen zu verhindern gelingt nur, wenn Antibiotika nicht oder nur fachgerecht eingesetzt werden. Nebst einer guten gesundheitlichen Prophylaxe (Wasserversorgung, Fütterung, Stallklima) nimmt auch die Biosicherheit eine wichtige Stellung ein. Darunter versteht man die sichere Handhabung und Eindämmung von infektiösen Mikroorganismen und gefährlichen biologischen Materialien.

Biosicherheit auf dem ganzen Betrieb konsequent durchsetzen

Im Betrieb, der den SGD um Unterstützung gebeten hat, wurde ab sofort eine konsequente Schadnager- und Fliegenbekämpfung durchgeführt. Mittels eines Baucontainers wurde eine Schleuse mit Handwaschgelegenheit und Umkleide eingerichtet. Das vorhandene Stiefeldesinfektionsbecken wird nun rege benutzt.

Nach einem einmaligen Behandlungszyklus wurden mittels Prophylaxe-Massnahmen weitere Erkrankungen verhindert. Durch eine Kotuntersuchung bei den Kälbern konnte die Herkunft der multiresistenten E. Coli ermittelt werden.


Verschiedene Aspekte der Biosicherheit

Eingangsbereich und Hygieneschleuse
Ziel und Zweck einer Hygieneschleuse ist die Minimierung der Verschleppung krankmachender Keime durch Personen und Tiere.

Checkliste für Hygieneschleuse:

  • Hinweisschild mit Aufschrift: Schweinebestand – Betreten nur mit Befugnis
  • Saubere betriebseigene Kleider, saubere Stiefel und Kopfbedeckungen für Besucher. Achtung: Auch Betriebsleiter/Stallpersonal sollen die Kleider wechseln.
  • Handwaschgelegenheit mit Seife und Papierspender
  • Stiefeldesinfektionsbecken
  • Besucherjournal

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Umgang mit Kadavermaterial auf Schweinebetrieben

Abgänge sind auch bei optimalem Management nicht zu vermeiden. Ein korrekter Umgang mit Kadavern und Organen ist unerlässlich, um die Verbreitung möglicher Krankheits- und Seuchenerreger zu verhindern.

Checkliste für Umgang mit Kadavermaterial:

  • Beim Umgang mit Kadavern immer Handschuhe tragen.
  • Kadaver müssen zügig aus dem Stallbereich entfernt werden.
  • Zwischenlagerung in dichten Behältern.
  • Kadaverkühlschrank, idealerweise abseits des Stalles.
  • Kadaverwagen regelmässig reinigen und desinfizieren, Wagen verlässt das Stallareal nicht.
  • Für Transport in Kadaversammelstelle fest verschlossene, korrosionsbeständige und leicht zu reinigende Behälter verwenden.
  • Nach Besuch in Kadaversammelstelle Kleider wechseln, Stiefel desinfizieren oder Einwegmaterial vor Ort entsorgen, Hände waschen, duschen.

Fliegenbekämpfung

Fliegen stören das Wohlbefinden der Tiere und sind verantwortlich für die Verschleppung zahlreicher viraler und bakterieller Erkrankungen. Ihre Eindämmung kann mit Nützlingen oder mit Gift erfolgen, dabei ist eine gleichzeitige Bekämpfung aller Entwicklungsstadien wichtig. [IMG 3]


    Schadnagerbekämpfung

    Schadnager sind Träger von vielen Krankheitserregern, die auf Schweine und Menschen übertragen werden können und müssen laufend bekämpft werden. Wer Nager erst bekämpft, wenn sie sichtbar sind, handelt zu spät.

    Checkliste für Schadnagerbekämpfung:

    • Saubere Köderboxen verwenden, Handschuhe tragen.
    • Im Abstand von 5 bis 20 Meter an Aussenseite des Stalles deponieren.
    • Planer Untergrund für Boxen.
    • Weitere Boxen im Futterraum, Büro und in den Gängen.
    • Dokumentation, Kontrolle der Köder.
    • Alte Köder fachgerecht entsorgen (Apotheke).

    Umzäunung von Ausläufen

    Mit einer Umzäunung soll der Tierbestand vor direktem Kontakt mit Wild- und Haustieren und deren Aus-scheidungen geschützt werden. Auch andere sensible Bereiche wie Mistplatte, Futtersilos, Stroh- und Heulager und Verladerampe sollen unzugänglich gemacht werden. [IMG 4]

    Checkliste für Zaunbau:

    • Zaunhöhe: Minimum: 1,20 m
    • Abstand zum zu schützenden Bereich: Minimum: 1 m
    • Material: Maschendraht; Maschengrösse so wählen, dass keine Saugferkel durchkommen können.
    • Pfähle sollten fest im Boden fixiert sein (ev. einbetoniert).
    • Maschendrahtzaun im Boden verankern, damit auch die Frischlinge einer Rotte nicht unter dem Zaun durchkommen können.