Kurz & bündig
- Die männlichen Ferkel eines Schweinezuchtbetriebs hatten oft Abszesse an den Hinterteilen.
- Der Schweinegesundheitsdienst schaute dem Landwirt daraufhin bei der Ferkel-Kastration über die Schulter.
- Die Tierärztin gab Tipps für eine bessere Hygiene, beispielsweise die Skalpellklinge zwischendurch in Jodlösung zu desinfizieren.
- Nachdem der Landwirt die Punkte berücksichtige, traten keine Abszesse an den Kastrationswunden mehr auf.
Wie wichtig die Hygiene bei der Ferkel-Kastration ist, zeigt der Fall eines Schweinezuchtbetriebes im Kanton Luzern. Während eines Routinebesuchs durch den Schweinegesundheitsdienst SGD sind der Tierärztin bei einigen männlichen Saugferkeln Abszesse am Hinterteil aufgefallen.
Auf Nachfrage sagte der Landwirt, dass diese Abszesse der Hauptbehandlungsgrund mit Antibiotika bei den Saugferkeln wären. Dementsprechend lag auch der Tierbehandlungsindex bei den Saugferkeln über dem Durchschnitt von Schweizer Zuchtbetrieben (Information aus dem Elektronischen Behandlungsjournal EBJ).
Alle vier Wochen werden 140 Ferkel kastriert
Auf dem Betrieb sind 70 Muttersauen, sechs Remonten und zwei Eber. Ausserdem ist Platz für 300 Absetzferkel. Ein Teil der Ferkel wird als Babyferkel direkt nach dem Absetzen verkauft. Der Landwirt kastriert mit Unterstützung einer Mitarbeiterin alle vier Wochen rund 140 Ferkel. Die Narkose wird mittels Inhalation durchgeführt.
Die männlichen Ferkel werden zwischen dem fünften bis siebten Lebenstag von den weiblichen Ferkeln getrennt und in die Ferkelkiste eingesperrt. Dabei bekommen sie ein Schmerzmittel gespritzt.
Wenn alle Ferkel getrennt und gespritzt sind, wird bei der ersten Bucht angefangen zu kastrieren. Die Ferkel werden mit einem Wagen in den Vorraum gefahren, in dem das Narkosegerät aufgebaut ist.
Nach der Kastration werden die männlichen Ferkel wieder in den Wagen gesetzt. Sie wachen innerhalb von fünf Minuten auf und werden wieder in die Ferkelkiste zurückgebracht. Wenn alle Ferkel kastriert und auch in der letzten Bucht wieder wach sind, werden alle Absperrungen der Ferkelkisten entfernt, so dass auch die männlichen Ferkel wieder zur Sau können.
Um sich ein genaueres Bild von dem Eingriff machen zu können, wurde mit dem Landwirt ein neuer Termin vereinbart, um ihm bei der Kastration über die Schulter schauen zu können.
Besuch vor Ort für ein genaueres Bild
Zwei Wochen später wurde der Landwirt wieder besucht. Er hatte bereits angefangen, die Tiere abzutrennen und Schmerzmittel zu spritzen. Aufgrund der sommerlichen Aussentemperaturen, war es weiterhin warm im Stall und die Ferkel befanden sich überwiegend ausserhalb der Ferkelkiste. Manche Ferkelkisten waren durch Kot verschmutzt. [IMG 2]
Es wurde eine frische Skalpellklinge in den Halter gespannt und der Emaskulator (ein Instrument, das die Strukturen im Samenstrang abquetscht und gleichzeitig schneidet) bereit gelegt. Der Emaskulator wurde zwischen den jeweiligen Ferkeln in einem Edelstahlbecher aufbewahrt, die Skalpellklinge wurde auf dem Kastrationsgerät abgelegt, da sie laut Aussage des Landwirts im Becher zu schnell stumpf wird.
Nachdem im Vorraum alles vorbereitet war, wurden die männlichen Ferkel durch die Stallmitarbeiterin wurfweise in einen Wagen gesetzt und in den Vorraum zum Kastrationsgerät gefahren. Der umfunktionierte Futterwagen aus Metall wurde zuvor mit Stroh eingestreut, damit die Ferkel nicht zu kalt haben.
Der Mitarbeiterin standen zwei Wagen zur Verfügung, so dass sie die Ferkel bringen und auf dem Rückweg die kastrierten Ferkel zurück transportieren konnte. So konnte der Landwirt ohne Wartezeiten kastrieren.
Kein Schmerzempfinden während der Kastration
[IMG 3] Das Narkosegerät war mit drei Ferkelplätzen ausgestattet. Es wurde bei jedem Ferkel 90 Sekunden abgewartet, bevor es kastriert wurde.
Die meisten Ferkel haben nach dieser Zeitspanne auch keine Reflexe oder Abwehrbewegungen mehr gezeigt. Konnte der Landwirt noch Abwehrbewegungen feststellen, wurde das Ferkel für weitere 60 Sekunden nachnarkotisiert.
Bei der Kastration waren die Tiere ruhig und zeigten keinerlei Schmerzempfinden. Es gab kein Papier, um verschmutzte Ferkel zu reinigen. Nach etwa sieben Würfen wurde die Skalpellklinge ausgetauscht, da sie nicht mehr gut geschnitten hatte.
Nach der Kastration wurden die Ferkel jeweils in den Wagen zurückgelegt. Die Stallmitarbeiterin fuhr den gesamten Wurf dann wieder zurück zur entsprechenden Bucht und legte die frisch kastrierten Ferkel in das Ferkelnest. Die meisten der Ferkel waren schon wieder wach oder hoben zumindest schon wieder den Kopf.
Die Tipps der Tierärztin wurden erfolgreich umgesetzt
Der Tierärztin fielen einige Punkte rund um die Kastration auf (siehe Tabelle). Sie wurden mit dem Landwirt besprochen, um die Hygiene bei der Kastration zu verbessern und so die Abszesse zu verhindern.
[IMG 4]
Beim nächsten Umtrieb waren die Temperaturen nicht mehr so hoch. Die Ferkelnester waren sauber und nicht mehr mit Kot verschmutzt. Auch die Ferkel waren sauber und es mussten nur vereinzelte Tiere mit einem trockenen Papier gereinigt werden. Zur Wundbehandlung wurde ein Spray aufgetragen. Es wurden keine Ferkel mehr mit Abszessen an den Hinterteilen festgestellt.