roduzieren: Das mag Jörg Lisebach. Auf dem Hof «Winon» in Beromünster LU seiner Eltern leben 60 Milchkühe, 60 Jungtiere und 200 Mastschweine. Landwirtschaft ist für den 28-Jährigen mehr als ein Beruf. Es ist seine Herzensangelegenheit, in welche er nicht nur Arbeitszeit steckt, sondern auch seine Freizeit.
Hauptberuflich ist Lisebach bei der UFA AG in Sursee LU angestellt. Als Ressortleiter Rindvieh führt er zehn Mitarbeitende und berät Landwirte. Lisebach ist Landwirt EFZ und Agrotechniker. Er wohnt aber auf dem Hof, den seine Eltern führen und auf welchem sein Bruder angestellt ist. Gerne würden Jörg Lisebach und sein Bruder Adrian den Betrieb später gemeinsam übernehmen – ob das klappt und wann das ist, steht noch in den Sternen.
Jörg Lisebach präsidiert den Young Farmers Day
Hat jemand in der Familie Ferien oder frei, hilft Lisebach auf dem Hof mit. Und nebenbei organisiert er als Präsident des Organisationskomitees noch den Young Farmers Day am 23. November 2019. Wobei der Begriff «nebenbei» weder dem Aufwand noch dem Engagement gerecht wird …
Jörg Lisebach ist seit der Gründung der Junglandwirte-Kommission des Luzerner Bauernverbands LBV 2015 aktiv dabei, aktuell ist er für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.
Die Idee, mit den Junglandwirten an der Messe «Suisse Tier» in Luzern präsent zu sein, gibt es seit Jahren. Vor zwei Jahren sei die Anfrage der Messe aber etwas zu kurzfristig gekommen, erinnert sich Jörg Lisebach.
Doch seither ist er dran: Er hat sich ein Team aus sechs Leuten zusammengestellt. Darunter sind nicht nur Mitglieder der Junglandwirte-Kommission und des LBV. Lisebach hat auch zwei Schulkollegen aus dem Agrotechniker-Lehrgang angefragt und einen Freund, der in der Gastronomie arbeitet. «Das ist wertvoll. Wir wollen nämlich auch Nicht-Landwirte ansprechen. Und seine Aussensicht hilft uns dabei sehr.»
Die Junglandwirte sind an der ganzen «Suisse Tier» mit einem Stand präsent. Dort zeigen sie am Beispiel der Plattformen ADA und Barto, was die Digitalisierung in der Landwirtschaft bringt. Am eigentlichen Young Farmers Day diskutieren Martin Pfister vom LBBZ Schluechthof und Francis Egger vom SBV über «Zukunft Berufsfeld Landwirtschaft – wie die Weichen stellen?». Und am Abend steigt in Kriens im Vegas Club die Young Farmers Party.
Bewusst haben sich Lisebach und seine OK-Kollegen für das Thema Bildung und gegen aktuelle politische Themen entschieden: «Eine Diskussions-Runde zum Thema Pestizid-Initiativen rutscht rasch ins Negative ab. Wir wollen nicht polarisieren, sondern über unsere Zukunft diskutieren.»
In der Zentralschweiz sind die Junglandwirte diskussionsfreudig
Über aktuelle Themen diskutieren die Zentralschweizer Junglandwirte jeweils im Herbst an den «Foren»: An diesen Veranstaltungen gehe es lebhaft zu und her, erzählt Jörg Lisebach. Bis zu 200 Landwirte zwischen 18 und 36 Jahren kommen an die Anlässe, hören einen Vortrag und reden dann mit. «Meistens müssen wir die Junglandwirte ein bisschen bremsen», sagt Lisebach.
In der Organisation des Young Farmers Day geht Lisebach ganz pragmatisch vor: Haupt-Kommunikationsmittel ist eine WhatsApp-Gruppe. Das sei praktischer als E-Mail, ist Lisebach überzeugt. «Das Handy haben alle stets dabei, ich weiss, ob meine Nachrichten angekommen sind und antworten ist einfach.» Dennoch treffen sich die sechs OK-Mitglieder regelmässig, besprechen etwa den Flyer und den genauen Ablauf des Young Farmers Day und der Party.
Lisebach freut sich auf den Anlass an der «Suisse Tier» und die Party: «Früher gab es das Chäsi-Gespräch. Das ist im Lauf der Jahre verloren gegangen. Wir wollen mit der Party den Kontakt unter den jung gebliebenen Landwirten fördern.» Ziel sei, eine «Community» aufzubauen, eine Gemeinschaft von jungen Leuten, die zusammen redet, sich austauscht und zusammensteht.
Spürbares Unverständnis der Bevölkerung für die Landwirtschaft
Jörg Lisebach selbst hat keine Scheu zu kommunizieren: Der Betrieb «Winon» liegt direkt an einem Wanderweg mit Bächlein. Er hat oft Spaziergänger auf dem Hof und redet mit ihnen. «Wir werden zwar oft gelobt, weil unser Hof stets sauber ist. Aber manchmal spüren wir schon viel Unverständnis für die Landwirtschaft», sagt Lisebach.
Deshalb findet er es sinnvoll, dass sich die Landwirte äussern, kein Geheimnis aus ihrem Alltag machen und das Positive hervorheben. Lisebachs empfangen regelmässig eine Schulklasse aus dem benachbarten Menziken auf dem Hof: «So können wir schon den Schulkindern vermitteln, was produzierende Landwirtschaft ist.»
Während Jörg Lisebach für mehr Toleranz gegenüber der Landwirtschaft plädiert, ist er dem eigenen Berufsstand gegenüber nicht unkritisch: «Wenn es nicht nötig ist und die Anwohner stören würde, muss man nicht am Sonntag heuen und dauernd durchs Dorf fahren.» Und darauf sollten sich die Berufskollegen untereinander durchaus mal ansprechen.
Jörg Lisebach liegen die Tiere am Herzen: «Bei uns kommen immer zuerst die Kühe und dann erst wir.» Die Tiere haben mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben ist, die Ställe sind luftig und trotz der Sommerhitze angenehm gekühlt. Jedes Tier hat seinen Namen.
Am Familientisch wird bei Lisebachs über die Kühe, Jungtiere und Kälber diskutiert und in der Wohnung hängen sorgfältig gerahmte Bilder von besonders schönen Kühen.
Jörg Lisebach wünscht sich faire Preise für die Produkte der Landwirtschaft
Wie stellt sich Jörg Lisebach die Zukunft der Landwirtschaft vor? «Es braucht mehr Zusammenarbeit, wenn wir im Markt bestehen wollen», sagt er. Seine Familie hat zum Beispiel mit drei Nachbarn eine Maschinengemeinschaft. Smart Farming habe Potenzial, findet er.
Mit Blick auf die aktuellen Milchpreise wird Lisebach sehr ernst: «Eigentlich müssten wir Landwirte ja alle optimieren und investieren.» Doch wenn Ende Jahr nur eine schwarze Null stehe, beginne das an der Substanz zu nagen. Deshalb wünscht er sich faire Preise für die Leistungen der Landwirtschaft.
In der Junglandwirte-Kommission diskutieren Lisebach und seine Kollegen auch über die Markt-Themen, verfassen Stellungnahmen und informieren sich: «Wir sind parteipolitisch sehr offen.» So habe die Kommission zum Beispiel ein gutes Einvernehmen mit den «Grünen», sie sitzen zusammen und bilden sich eine Meinung.
Ähnlich hält es Jörg Lisebach in seinem persönlichen Wahl- und Abstimmungsverhalten. «Ich bin nicht parteipolitisch engagiert – ich wähle Landwirtschaft. Und natürlich Köpfe, nicht Parteien.»
Betriebsspiegel Betrieb «Winon»
Hansjörg und Daniela Lisebach-Helfenstein, Beromünster LU
- LN: 22 ha, dazu 10 ha im Nutzungsvertrag
- Produktionsform: ÖLN
- Tierbestand: 60 Milchkühe (Holstein und Brown Swiss), 60 Stück Jungvieh, 200 Mastschweine
- Kulturen: Kunstwiese und Mais
- Arbeitskräfte: Hansjörg und Daniela Lisebach-Helfenstein, Adrian Lisebach, ein Lernender, Jörg Lisebach bei Arbeitsspitzen und als Ferienablösung
Junglandwirte Zentralschweiz
Die Junglandwirte Zentralschweiz befassen sich intensiv mit der zukünftigen Entwicklung der Landwirtschaft und würdigen diese kritisch. Sie fördern den Zusammenhalt untereinander und bringen die Anliegen und Bedürfnisse der jungen Generation aktiv in die Verbandsarbeit ein.
Die Kommission agiert in der ganzen Zentralschweiz. Die Junglandwirte Zentralschweiz sind als Kommission in den Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband eingegliedert und werden durch die Geschäftsstelle begleitet.
Im Projekt «Von Jungbauer zu Jungbauer» erarbeiten junge Landwirte zusammen Berufskollegen einen detaillierten Überblick über den Betrieb oder den künftigen Betrieb. Der Arbeitskreis wird von einem praktizierenden Landwirten geleitet, der bereits einen Betrieb führt und wertvolle Tipps und Erfahrungen rund um die Hofübernahme gibt.
www.junglandwirte-zentralschweiz.ch
Kurz & bündig
- Jörg Lisebach ist OK-Präsident des Young Farmers Day 2019 und der Young Farmers Party 2019 .
- Seit rund zwei Jahren ist der 28-jährige Landwirt und Agrotechniker mit seinen fünf Vorstandskollegen an der Arbeit.
- Der Young Farmers Day fand am 23. November 2019 während der Messe «Suisse Tier» in Luzern statt, die Party gleichentags im Vegas Club in Kriens.