Kurz & bündig

- Der zwanzigjährige Laufstall für Mutterkühe wurde umgebaut für mehr «Kuh-Komfort».
- Der Bauplatz war aufgrund der Hanglage beschränkt.
- Dank dem platzsparenden Futterband konnte den Kühen im Stall mehr Platz gegeben werden.
- Durch die kompakte Umbaulösung konnte die Kuhzahl verdoppelt werden.

Sackgassen und schmale Durchgänge. So hat der Laufstall für die Mutterkühe von Edi Tanner vor dem Umbau ausgesehen. «Für mich hat es damals gut funktioniert, aber wenn ich zurückschaue, liegen Welten dazwischen», sagt Edi Tanner, als er sich die Bilder vom alten Stall ansieht und mit dem frisch umgebauten Stall vergleicht.

Als die Kühe auf der Alp waren, hat Tanner im Sommer 2023 den schon zwanzigjährigen Laufstall komplett umgebaut. «Beim alten Stall haben die Boxenbügel durchzurosten begonnen. Dann fand ich, jetzt muss etwas gehen», erzählt der Landwirt. Sein Betrieb befindet sich in Teufen im Appenzellerland. Die Mutterkuhherde ist auf zwei Laufställe aufgeteilt, welche direkt übereinander an den Hang gebaut wurden. Nun wurde der obere Stall umgebaut. Aufgrund der topografischen Gegebenheiten war der Platz limitiert, weshalb auch hier beim Umbau auf eine kompakte Lösung geachtet werden musste.

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Den Stall einmal umgedreht und die Tierzahl verdoppelt

Beim alten Stall war das Futtertenn gegen hinten, also gegen den Hang, eingebaut. Der Laufhof befand sich vorne mit einer Reihe Liegeboxen. Vom Fressbereich zum Aussenbereich gab es nur einen schmalen Durchgang. «Wenn der Stier im Gang stand, war alles blockiert», erzählt Tanner.

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Zuerst war geplant, beim Stall die baulichen Strukturen mit Futtertenn zu erhalten. Das Problem war aber, dass aufgrund der Hanglage gegen den Hang nach hinten nicht weiter ausgebaut werden konnte. Es konnte nur der Laufhof nach vorne verbreitert werden, aber auch dort war der Platz limitiert wegen des zweiten Stalles darunter. Nachdem ein Kuhsignale-Kurs auf dem Betrieb von Tanners stattgefunden hat, verstand Edi Tanner, was einen «Kuh-konformen» Stall auszeichnet. Bei der Umbauplanung kam schliesslich auch Kuhsignal-Trainer Christian Manser als Berater ins Spiel.

So kam die Idee auf, statt dem Bau eines Futtertenns, das rund 4,5 Meter breit hätte sein müssen, ein Futterband im Laufhof einzubauen. Der Laufhof wurde um 2 Meter verbreitert und in den Fressbereich integriert. So konnte den Kühen dort 6 Meter Platz gegeben werden. Der Platz des ehemaligen Futtertenns konnte für eine weitere Reihe Liegeboxen genutzt werden. Zudem wurde der Stall auf beiden Seiten leicht verlängert, wodurch zwei Quergänge und somit ein Rundlauf erstellt werden konnte. Im angebauten Teil westlich des Gebäudes wurde ein Kälberschlupf mit integrierter Abkalbebucht eingebaut.

Mit dieser kompakten Bauweise konnte nicht nur das Tierwohl verbessert, sondern gleichzeitig noch die Tierzahl verdoppelt werden. Vor dem Umbau hatten 17 Kühe Platz. Jetzt kann Tanner 35 Kühe halten und jede hat ihren Fressplatz am Futterband.

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Viele Mutterkuhkälber haben gebrochene Rippen

Der Stall ist heute viel übersichtlicher, heller und besser durchlüftet – dank den zwei neuen Quergängen, mehr Platz im Fressbereich sowie der komplett geöffneten Südseite. «Die Übersicht im Stall ist wichtiger, als man denkt. So sehen rangniedere Kühe sofort, wenn eine ranghöhere um die Ecke kommt und können dieser ausweichen, wenn genug Platz vorhanden ist», erklärt Christian Manser.

Manser mahnt auch, dass gerade Mutterkuhkälber sehr gefährdet sind. Bei zu wenig Platz und starren Liegeboxenbügeln kommen sie schnell unter die Räder. «Zu viele Schlachttiere aus Mutterkuhhaltung haben gebrochene Rippen, weil sie von grösseren Kälbern oder Kühen irgendwo hineingedrückt werden, wenn sie nicht flüchten können. Boxenbügel aus Stahl, mit Rohren verbaute Durchgänge in den Kälberschlupf, Pfosten an einer Ecke und weitere bauliche Einschränkungen sind Rippenbrecher», erklärt Manser.

Ein Tier mit gebrochenen oder gequetschten Rippen sei dann wegen den Schmerzen nicht mehr gleich leistungsfähig. Häufig werden sie aufgrund von weniger Futter- und Wasseraufnahme auch noch krank. Deshalb hat sich Edi Tanner auch für den Einbau beweglicher Boxenbügel entschieden. Wenn sich ein Kalb stösst, geben sie nach. «Natürlich, je mehr Platz die Tiere in den Boxen haben, desto eher drehen sie sich darin. Aber das ist ja auch nicht schlimm», meint Tanner.

Nebst dem Kälberschlupf steht den Kälbern ein Liegebereich an der Stirnseite der Liegeboxen zur Verfügung, was sich bereits im alten Stall bewährt hat. Die Kälber gelangen unter dem Nackenband durch in die Tiefstreue. So haben die Mütter immer Sichtkontakt zu den Kälbern, was die Herde ebenfalls beruhigt.

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Neu scheint die Nachmittagssonne bis in die Liegeboxen

Um die Luft und die Sicht zu verbessern, wurde der Stall vorne gegen den Laufhof komplett aufgesägt. Vorher bestanden einige Fenster gegen die Südseite, jetzt ist die ganze Seitenwand offen. Dadurch ist die Luft auch im Liegeboxenbereich frisch und der Stall wurde noch übersichtlicher.

Zudem kann die Nachmittagssonne bis in die Liegeboxenreihe ganz hinten im Stall scheinen. Das war nur möglich, dank dem das Dach über dem Fressbereich schräg nach hinten unten verbaut wurde. Ursprünglich war geplant, das Dach anders auszurichten – mit der Absicht, dass es bei einem Sturm nicht in die Krippe regnet. Aber dann wäre der Laufhof und der Stall komplett im Schatten gestanden.

«Jetzt scheint die Sonne im Winter schön auf den Laufhof und taut alles auf», erklärt Tanner. Zum Schattieren im Sommer und um den Regen abzufangen, hat der Landwirt eine lichtdurchlässige Plane vorne an der Fressachse montiert.

Kompakt gebaut, Kosten gespart

Anfänglich war geplant, ein Gülleloch zu bauen. Das wäre aber ziemlich teuer und aufwändig geworden. Das «Gülleproblem» wurde nun mit einer Umspülung gelöst. Zwei Schieber, einer im Fressbereich und einer hinten im Liegeboxengang, bringen den Mist in einen Querkanal. Wenn der Schieber fast beim Abwurf ist, beginnt er zu takten: 5 Sekunden fahren, 5 Sekunden warten. So können die Kühe und Kälber dem Schieber vor dem Abwurf ruhig ausweichen.

In diesem Moment wird die Gülle vom unteren Stall nach oben in den Querkanal gepumpt und spült den frischen Mist einmal rundherum. Mit Hilfe des Gefälles läuft die Gülle auf der anderen Seite durch ein Rohr wieder hinunter ins grosse Gülleloch. «Dank des Umbaus hat sich die Handarbeit im Stall stark verringert, und ich habe mehr Zeit zum Beobachten der Tiere», sagt Tanner.

Auch die Fütterung wurde effizient umgesetzt. Tanner kann vorne mit dem Mischwagen ans Futterband fahren, abladen und das Band nach hinten ziehen. Es muss nie gewischt oder Futter angeschoben werden. Tanner macht etwa alle 1,5 Tage eine neue Mischung.

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«Jetzt scheint die Sonne im Winter schön auf den Laufhof und taut alles auf.»

Edi Tanner, Landwirt

Speziell ist ausserdem, dass der Futtertisch nicht wie üblich um 10 bis 20 Zentimeter erhöht wurde. Die Kühe fressen also auf demselben Niveau wie sie stehen. Christian Manser erklärt, dass dadurch auf einer Stalllänge von 33 Meter mal 85 Zentimeter Krippenbreite 2,8 m3 mehr Futter vorgelegt werden kann. Deshalb reicht es, wenn Tanner im Winter alle 1,5 Tage füttert. Auch das ist arbeitseffizient. Wenn alle drei Tage nur zweimal gefüttert werden muss, spart man wieder Zeit.

«Beachtet werden muss in der Gestaltung der Fressplätze, dass die Oberkante des unteren Rohrs des Fangfressgitters bei maximal 45 cm liegt und dadurch auch die Kälber das Futter gut erreichen», erklärt Manser. Alles in allem hat der Stall-Umbau rund 500 000 Franken gekostet, inklusive Futterband.

Edi Tanner: «Die Kühe danken mir jeden Tag»

Edi Tanner ist sehr zufrieden mit seinem neuen Stall. «Die Kühe zeigen es mir jeden Tag, dass es ihnen gefällt», erzählt Tanner stolz. Die Kühe seien schon vorher eher ruhig gewesen, aber jetzt würden sie einen richtig zufriedenen Eindruck machen. Wenn Tanner frisches Futter gibt, würden nicht einmal mehr alle aufstehen. Und rangniedere Kühe hätten gemerkt, dass sie den Ranghöheren gut ausweichen können. «Bis jetzt würde ich nichts am Umbau ändern wollen. Es macht richtig Freude, im neuen Stall zu arbeiten und die Tiere so zufrieden zu sehen», sagt Tanner.

Betriebsspiegel der Familie Tanner
Edi Tanner, Teufen AR

LN: 41,5 ha
Kulturen: Grünland
Tierbestand: 54 Mutterkühe,2 Stiere, 35–50 Bioweidebeef jährlich vermarktet, 20 Jager im Sommer, 100 Legehennen
Weitere Betriebszweige: Direktvermarktung mit Hofladen (Hoftötung seit zwei Jahren), Winterdienst, Transporte von Holzelementen einer Zimmerei

www.muehltoblerhof.ch