Christian Manser, worauf ist beim Stallbau zu achten?
Christian Manser, LZ St. Gallen: Beim Stallbau sollten vier wichtige Punkte berücksichtigt werden:
- Arbeitseffizienz
- Tiergesundheit
- Kosten und Dauerhaftigkeit
- Erweiterbarkeit
Wie kann ein Stall arbeitseffizient gebaut werden?
Bereits bei der Planung muss man sich beim Anblick des Stallplans überlegen, wie man sich als Landwirt durch den Stall bewegen wird. Arbeitseffizienz ist, wenn man die wichtigen Arbeiten einfach erledigen kann und generell kurze Arbeitswege hat. Dazu sollte man sich folgendes fragen:
- Wie läuft die Kuh durch den Stall bei Tag, übers Jahr? Wo laufe ich bei der täglichen Arbeit durch?
- Wie kommt das Futter zu den Tieren und wie bleibt es dort? Wie und wo werden die Futterreste entsorgt?
- Wie kommt die Einstreu in die Liegeboxen und wie werden Mist und Gülle aus dem Stall zum Gülle- oder Mistlager gebracht?
- Wo stelle ich das Werkzeug hin?
- Auf welche Seite gehen die Türen auf, damit sie nicht im Weg sind?
- Wo kommt der Tierarzt rein und wie kommt er mit sauberen Schuhen und Händen wieder hinaus?
«Bereits bei der Planung muss man sich beim Anblick des Stallplans überlegen, wie man sich als Landwirt durch den Stall bewegen wird.»
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Wie können die Kosten tief gehalten werden?
Arbeitseffizienz bedeutet auch, Kosten zu sparen. Das vergessen leider viele Landwirte. Wenn man im Alltag bei einer Arbeit wie zum Beispiel Futterreste wegräumen früher täglich 15 Minuten hatte und mit dem neuen Stall nur noch 5 Minuten, dann spart man aufs Jahr sieben volle Arbeitstage, die vorher nur zum Wegräumen von Futterresten verwendet wurden.
Zudem werden bei neuen Ställen häufig Unmengen an Beton verbaut, die oftmals gar nicht nötig wären. Ich frage die Landwirte immer, wollt ihr lieber Geld für Beton oder für Arbeitserleichterung ausgeben? Die Antwort ist immer dieselbe. Deshalb hat beispielsweise Bruno Sonderegger etwas mehr Geld für die Fütterungs- und Melktechnik ausgegeben, ist gleichzeitig aber auch effizienter in der täglichen Arbeit geworden.
Bei jedem Quadratmeter, der nicht verbaut wird, können einerseits Land und andererseits Kosten gespart werden. Ich plädiere dafür, die Ställe möglichst kompakt zu bauen.
Sie sagen, kompakte Ställe sind Ihnen wichtig. Das Tierwohl sollte doch auch Platz haben?
Beim Stallbau muss man in Linien denken und sich fragen, welches die wichtigste Linie in meinem Stall ist. Das ist der Fressbereich. Dort entscheidet sich der Erfolg. Mit dem Bau eines breiten Futtertenns oder einem breiten Laufgang im Liegebereich verdiene ich kein Geld.
Deshalb ist es wichtig, im Fressbereich genügend Platz zu geben (lieber sechs als nur fünf Meter einplanen) und dafür an einem anderen Ort Platz einzusparen.
Was passiert, wenn die Tiere zu wenig Platz im Stall haben?
Ich ging einmal einen Tag lang in einen Schlachthof, um zu sehen, wie viele Kühe gebrochene Rippen haben. Es war erschreckend. 17 Prozent der untersuchten Schlachtkörper wiesen Rippenbrüche und Brüche von Dorn- und Querfortsätzen auf. Diese können entstehen, wenn die Tiere zu wenig Platz im Fressbereich haben oder Eisenteile in den Tierbereich ragen.
Auch ungeeignete Liegeboxenabtrennungen und Engpässe sind Gefahrenquellen fürs Anschlagen. Ein Tier mit einer gequetschten oder gebrochenen Rippe scheut sich, ins Gerangel zu den Fressplätzen zu gehen.
Was bedeutet Erweiterbarkeit?
Wenn der Stall in Linien aufgebaut wurde, ist er einfacher erweiterbar. Man sollte sich beim Bau möglichst nicht zu viel «verbauen» und nicht zu viele Verwinkelungen einbauen. Das erschwert die tägliche Arbeit.
Steht ein Stall zu nahe bei bestehenden Gebäuden wird es oft schwierig, später noch zusätzliche Kuhplätze anzuhängen.
15. Schweizer Stallbauseminar
Es richtet sich vor allem an Landwirte, die sich aktuell oder in naher Zukunft mit einem Stallbau (Neu- oder Umbau) im Bereich Rindvieh beschäftigen sowie Stallbauplaner und -berater. Mit Hilfe von umfassender Grundlagenvermittlung, ausgewählten Betriebsbesuchen, gezielten Diskussionen sowie unabhängigem Coaching analysieren und entwickeln Sie Ihr Bauvorhaben bis zur Umsetzungsreife. Wir berücksichtigen die bewährten Grundsätze von Kuhsignale. Zudem behalten wir arbeitseffiziente und kostengünstige Baulösungen im Auge.
Durchgeführt von Christian Manser, Nathalie Roth und Thyas Künzle vom Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen
Sonntag, 3. März 2024 (16.00 Uhr) bis Mittwoch, 6. März 2024 (17.00 Uhr)
Link zu mehr Informationen und Anmeldung