Optimaler Liegebereich ist wichtig für die Milchleistung
Bei optimalen Bedingungen liegen Kühe 12 bis 14 Stunden pro Tag. Während dem Liegen wird der Bewegungsapparat entlastet, die Durchblutung des Euters, sowie das Wiederkauen gefördert. Im Liegen produziert die Kuh im Schnitt einen Liter mehr Milch pro Stunde als im Stehen. Bei einer guten Liegeboxe liegen die Kühe innerhalb einer Minute ab.
Mängel im Liegebereich erkennen
- Kuh steht nur mit Vorderbeinen in der Liegeboxe ▶ Nackenrohr zu weit hinten
- Haarlose, geschwollene Knie- und Sprunggelenke ▶ harte Matratze
- «Dinosaurier-Buckel» auf Wirbelsäule (siehe Bild) ▶ starre Boxenseiten-bügel, die zu tief sind, so dass sich Kühe beim Hinlegen stossen
- Kuh kann beim Aufstehen nicht genügend Schwung holen ▶ Wand vorne an Liegeboxe
- Tiere, bei denen das Hinterteil aus der Liegeboxe ragt ▶ zu kurze Liegeflächen oder Wand vorne an Liegeboxe, dann liegen die Tiere nicht ganz nach vorne
Massnahmen
- Kniefall-Test: in Liegeboxe aus 20 cm Höhe auf die Knie plumpsen und spüren, wie weich die Unterlage ist
- Strohmatratze machen
- Bewegliche Boxenbügel mit Nackenband anstatt Nackenrohr
- Wände an Stirnseite der Liegeboxen entfernen für mehr Kopfschwungraum
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Genug Platz, damit rangniedere Tiere ausweichen können
Die Kuh ist ein Fluchttier, wobei rangniedere Tiere Rangkämpfe möglichst vermeiden. Deshalb muss gerade im Fressbereich möglichst viel Platz gegeben werden, weil dort am meisten Rangkämpfe entstehen.
Massnahmen
- Keine Sackgassen
- Breite Quergänge (mindestens 3 Meter breit)
- Breiter Fressbereich (je nach Herdengrösse mind. 5 Meter breit)
- Rutschfester Untergrund: Beton mit eingefrästen Rillen, Gussasphalt, Spaltenboden ohne oder mit Gummimatten
- Keine vorstehenden Einrichtungen
- Tränke nicht bei schmalem Durchgang (< 3 m) montieren, da Durchgang versperrt wird
Eine Tränke sollte sich neben dem Melkbereich befinden
Eine laktierende Kuh hat einen Wasserbedarf von 100 bis 180 Litern pro Tag. Im Stall geht sie pro Tag 3 bis 10 Mal, auf der Weide 2 bis 5 Mal zur Tränke.
30 % des Tagesbedarfs wird direkt nach dem Melken aufgenommen. Deshalb sollte eine Tränke beim Ausgang des Melkstands oder Roboters montiert werden. Am liebsten trinken Kühe aus Trögen, in welche sie das Flotzmaul ganz eintauchen können. Schlürfen Kühe, kann es sein, dass die Wasserdurchflussrate beim Tränkebecken zu tief ist.
Massnahmen
- Montieren einer einfach zu reinigendem Chromstahl-Tränkewanne
- Bei 20 Kühen mind. 2 Tränken, pro weitere 20 Kühe eine zusätzliche
- Wasserdurchflussrate von 15 bis 20 L/Min. ▶ überprüfen mit Eimer und Stoppuhr
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Kühe sind keine Höhlenbewohner
Kühe sind keine Höhlenbewohner. Licht hat einen positiven Einfluss auf die Gesundheit. Die optimale Lichtintensität für Kühen liegt bei etwa 150 Lux und somit deutlich über den gesetzlichen Mindest-anforderungen von 15 Lux beim Schweizer Tierschutz. Tageslicht sollte bevorzugt werden, da dieses zur Produktion lebenswichtiger Vitamine in der Haut wie Vitamin D3 beiträgt.
Alternativ kann mit künstlichem Licht nachgeholfen werden. Doch auch Dunkelphasen sind wichtig, um das lebenswichtige Hormon Melatonin zu produzieren. Dieses steuert den Schlaf-Wach-Rhythmus. Zur Orientierung brauchen Kühe kein Nachtlicht, weil sie in der Dunkelheit besser sehen als Menschen.
Massnahmen
- Fenster reinigen, vergrössern oder herausnehmen
- Seitenwände öffnen, Stall-öffnungen gegen Süden ausrichten
Künstliche Lichtquellen montieren, Nachtlicht < 10 Lux
Pro Kuh ein Fressplatz ist essentiell für die Leistung
Wichtig ist, dass jede Kuh einen Fressplatz zur Verfügung hat. So können auch rangniedere Tiere ihren Futterbedarf decken. Wichtige Indikatoren für gutes Fütterungsmanagement:
Pansenfüllung
Die «Hungergrube» vor dem Hüfthöcker auf der linken Körperseite sollte schön gefüllt und nicht eingefallen sein (siehe Bild).
Wiederkau-Tätigkeit
- Optimal: 60 Kauschläge pro Bissen
- < 55 Kauschläge: strukturarmes Futter
- > 70 Kauschläge: zu viel Struktur
Kot-Konsistenz
- Optimal: Kuchenform mit Einbuchtung in der Mitte
- Zu trocken, Kot türmt sich auf: Wasser-mangel, zu viel Struktur, zu wenig pansenlösliches Protein und Stärke
- Zu dünn: nasses Futter (z.B. Herbstgras), Protein- oder Stärkeüberschuss, zu wenig Struktur, Mineralstoffüberversorgung
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Frischluft trägt zur Tiergesundheit bei
Frischluft und gemässigte Temperaturen sind für ein Rind-vieh essenziell, auch im Winter. Als ursprüngliche Wald- und Steppenbewohner bevorzugen Rinder Temperaturen zwischen 0 und 7 Grad. Minustemperaturen sind für Rinder leichter zu bewältigen als Temperaturen über 15 Grad, die bereits Hitzestress auslösen können. Zudem können Ammoniakemissionen im Stall gesundheitsschädigend sein. Daher ist es wichtig, dass der Stall genügend Luftaustausch gewährleistet.
Massnahmen
- Offene Seitenwände, Fenster und Tore
- Ventilatoren
- Liegeboxen beschatten
Quellen
«Die fruchtbare Kuh», Swissgenetics
Christian Manser, Nathalie Roth