Kurz & bündig
- Fertigställe sind im Idealfall schneller in Planung und Bau.
- Ställe für Rindvieh brauchen individuelle Lösungen, nur schon wegen der geografischen Gegebenheiten.
- Beratung und Betreuung durch die Stallbauer, besonders bei den Abklärungen rund um die Baubewilligung, sind wichtig.

Pius Bucher von der Krieger AG befasst sich seit 22 Jahren mit Stallbau. Für Geflügel und Schweine findet er eher genormte Ställe vernünftig. Anders sieht er das bei Rindviehställen: «Für Rindviehställe braucht es individuelle Lösungen.» Mit seiner Erfahrung in der Planung betont er, dass auch er nicht bei jedem Stall das Rad neu erfinde: «Natürlich ähneln sich die Ställe. Aber auf den Strich gleich ist kein Stall.»

Das liege zum einen an der Geografie: Auf 1000 m ü. M. sind die Anforderungen anders als bei einem Stall im Mittelland. Dazu kommen die regionentypischen Merkmale – in gewissen Kantonen oder Regionen sind zum Beispiel keine Blechdächer erlaubt.

Marcel Schwager von Lely sieht es ähnlich. Lely habe zwar vor 20 Jahren «schlüsselfertig» Ställe angeboten. Heute habe sich Lely auf Stallbau- und Planberatung mit Fokus Automatisierung spezialisiert. Schwager betont, dass diese kostenlos sei. Auch bei Lely gebe es Standardmodelle, aber diese würden stets auf die Gegebenheiten und die Bedürfnisse der einzelnen Betriebe angepasst.

Auch die GLB Genossenschaft, die Strüby Holzbau AG, Schauer Agrotronic, System Wolf, Zimmermann Stalltechnik und Farmwood haben keine Fertigställe im Angebot. David Krummenacher von Strüby bietet zum Beispiel ein «überzeugendes Gesamtprodukt, welches Mensch und Tier gerecht wird», und dies auf die jeweiligen Gegebenheiten abgestimmt.

Dominik Thalmann von System Wolf sagt, dass es eine der wichtigsten Aufgaben sei, sich immer wieder neu auf die Menschen und die gegebene Situation hinter dem Objekt einzulassen.

Tiefere Planungskosten beim Fertigstall

Doch was spricht für Fertigställe? Mehrfach genannt wurde in der Umfrage zum Stallbau, dass bereits gebaute Ställe vor Ort besichtigt werden könnten. Lukas Suter von DeLaval zählt einiges an Vorteilen auf: Normställe seien standardisiert, schneller in der Planung und im Bau und günstiger, etwa wegen geringerer Planungskosten. DeLaval hat Ställe für 45, 53 und 80 Kühe im Angebot. An der Agrama (November 2024 in Bern) werde ein Stall für 150 Kühe vorgestellt.

Thomas Moser von Moser Stalleinrichtungen sagt, dass seine Firma eben einen neuen, zukunftsorientierten Stall entwickelt habe. Als Vorteil sieht er, dass die Kosten frühzeitig eingeschätzt werden könnten. Selbstkritisch merkt er an, dass Fertigställe möglicherweise nicht ideal an die Arbeitsabläufe auf dem Betrieb angepasst werden könnten.

Doch auch die beiden Anbieter von Fertigställen betonen, dass Anpassungen möglich und nötig seien. Lukas Suter von DeLaval weist auf standortgebundene Vorgaben und unterschiedliche Bedürfnisse bei der Lagerung von Gülle oder Raufutter hin. Thomas Moser sagt, dass individuelle Lösungen nicht teuer sein müssten, aber gut durchdacht und optimal umgesetzt. Beat ruch, Geschäftsführer von Zimmermann Stalltechnik, sieht als Vorteil, dass die Ställe besichtigt werden können. Als Nachteil sieht er dass es wenig Spielraum bei Änderungswünschen gebe.

Die Kostenschätzung ist schwierig, da jeder Stall individuell ist

Die Kosten variieren je nach Ausstattung – das betonen alle angefragten Stallbauer.

Schlau bauenAm Beispiel des Milchvieh-Laufstalls: Investitionssummen beim Stallbau steigenMontag, 25. März 2024 Einige Firmen verzichten auf konkrete Zahlen: Marcel Schwager von Lely erklärt, dass zum Beispiel die topografischen Gegebenheiten die Kosten für Aushub- und Baumeisterarbeiten stark beeinflussen. Dominik Thalmann von System Wolf sagt, dass sie bewusst vermeiden, Preisrahmen aufgrund von Einzelparametern anzugeben. Jedes einzelne Projekt würde auf Basis von übermittelten Unterlagen oder persönlichen Erläuterungen kalkuliert. System Wolf beschränkt sich bei den Bauleistungen auf den sogenannten Oberbau. Das bedeutet beispielsweise, dass die Gebäude auf bereits erstellten Fundamenten errichtet werden.

Auch Pius Bucher von Krieger ist sehr vorsichtig, wenn es um Kostenschätzungen geht, da jeder Bau individuell sei. Er nennt als Richtwert für einen Stallbau im Tal für 60 Kühe mit Güllelager und Roboter 27'000 bis 30'000 Franken pro GVE. Die Agroscope-Erhebungen zeigen, dass Bauen in den letzten Jahren teurer geworden ist.

Beratung und Betreuung sind Match-entscheidend

AboVideoVier Reihen Liegeboxen, eine lange Fressachse und für die Laufgänge angepasste Bodenbeläge: Christine und Kurt Huber haben viel überlegt beim Bau ihres Stalls.Schlau bauenWeniger Ammoniak im Stall fördert die TiergesundheitDonnerstag, 23. Mai 2024 Stets ein Thema ist die Finanzierung des Baus. Lukas Suter von DeLaval teilt mit, dass die Finanzierungsabklärungen von den Kunden zu erbringen seien. Die GLB und Pius Bucher von Krieger erwähnen explizit, dass sie die Landwirte bei den Abklärungen rund um die Finanzierung unterstützen. Bei den Behördengängen bieten alle Firmen Hand: Thomas Moser sagt, dass die Anforderungen der Behörden in den letzten Jahren rasant gestiegen seien und in Zukunft voraussichtlich zunehmen werden.

Mit Moser gehen alle einig: Beratung und Betreuung seien Match-entscheidend. Deshalb bieten alle angefragten Stallbauer Planungs- und Beratungsleistungen. Pius Bucher sagt sogar, dass die Arbeiten rund um die Baubewilligung fast zur Hauptaufgabe geworden seien. Dazu gehören zum Beispiel auch die Auflagen rund um Ammoniakreduktion. Bei System Wolf gehört zu den Planungsleistungen, dass sämtliche behördlichen und kantonalen Vorgaben berücksichtigt werden.

Automatisierung als Investition in Arbeitserleichterung

Der Stall ist als Hülle das eine – die Einrichtung das andere. Diese muss bei keinem der Anbieter zwingend von ihm bezogen werden. DeLaval empfiehlt es, da es weniger Schnittstellen gebe und die Gesamtkosten dadurch tiefer seien.

Marcel Schwager von Lely betont, dass die Automatisierung (Melk-, Mist- und Fütterungsroboter) ganz früh in den Planungsprozess einbezogen werden sollten. Sie würden neue Formen des Stalllayouts ermöglichen. Er sagt, dass solche Ställe am Ende günstiger seien, da die Bauherrschaft in Technik, Energieersparnis und Arbeitserleichterung investiere statt in Beton- und Volumenbau.

Die Umfrage
«die grüne» hat zehn Stallbaufirmen um Auskünfte rund um Fertigställe gebeten. Was spricht dafür, was dagegen? Welche Leistungen erbringen die Firmen und was kostet ein Stall?

Das Fazit: Moser Stalleinrichtungen und DeLaval bieten ein Fertigstall-Modell an, die anderen Firmen setzen auf individuelle Lösungen. Daher ist eine Tabelle mit einer Kostenübersicht nicht sinnvoll.

Angefragt wurden DeLaval, Farmwood, GLB Genossenschaft, Krieger Stalltechnik, Lely, Moser Stalleinrichtungen, Schauer Agrotronic, Strüby Holzbau, System Wolf und Zimmermann Stalltechnik.