Kurz & bündig
- Suissano-Kunden erhalten den Gesundheitsreport kostenlos einmal pro Jahr zugestellt.
- Die Interpretation des Gesundheitsreportes im Sinne einer Standortbestimmung oder Verlaufskontrolle kann jeder Tierhalter selbst vornehmen.
- Produzent und Tierarzt können ihre Einschätzungen gemeinsam besprechen. Dies verbessert die Zusammenarbeit und die Qualität der Bestandesbetreuung.

Die SGD-Tierärztin Annette Ogierman besucht den Betrieb von Paul Egli (Name geändert). Sein Mastbetrieb wird kontinuierlich bestossen und hat 500 Plätze. Die neugierigen Schweine sehen insgesamt gesund und gut genährt aus.

Egli ist mit den aktuellen Umtrieben zufrieden. Er gibt an, bisher keine nennenswerten Gesundheitsprobleme gehabt zu haben. Eine Behandlung mittels Schmerzmittelspritze sei lediglich bei lahmen Einzeltieren nötig gewesen. Egli berichtet weiter, dass er im Vorjahr mit Durchfall und Todesfällen in der Vormast konfrontiert war. Aktuell würden seine Schweine zum Glück keinen Durchfall mehr haben, da betroffene Tiergruppen jeweils gut auf das Fütterungsarzneimittel des Bestandestierarztes ansprechen. Abgänge habe er derzeit nur noch selten.

Gesundheitsreport als Grundlage für gemeinsame Besprechung

Annette Ogierman schaut sich im Gesundheitsreport des Vorjahres Paul Eglis Tierbehandlungsindex (TBI) im Jahresverlauf an (Grafik 1): Die Darstellung zeigt auf, dass der Antibiotikaverbrauch von Eglis Mastschweinen deutlich über dem Schweizer Durchschnitt liegt. Anhand der Gegenüberstellung der Behandlungsgründe wird klar, dass deutlich mehr Tiere gegen Durchfall behandelt wurden als gegen Lahmheiten.

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Der Anteil an verendeten oder ausgemerzten Schweinen (Abgangsrate) liegt mit 1,88 % innerhalb des Zielbereiches von unter 2 % (Grafik 3). Die Grafik zeigt zudem die Jahresverteilung der Abgänge auf die verschiedenen Abgangsgründe, wobei für 48 % der Abgänge Magen-Darm-Störungen als Ursache angegeben wurden. Verglichen mit den restlichen Schweizer Aufzeichnungen für Mastschweine ist dies eher untypisch: Dort führen Probleme mit dem Bewegungsapparat die Rangliste der Abgangsgründe an (Grafik 4). Aus dem Kapitel «Diagnostik und Untersuchungen» in Eglis Gesundheitsreport ist ersichtlich, dass bei einem zum Jahresbeginn sezierten Schwein krankmachende E.-coli-Bakterien nachgewiesen wurden.

Ogierman diskutiert beim Betriebsrundgang mit Egli mögliche Massnahmen zur Managementoptimierung, damit es möglichst gar nicht erst zum E.-coli-Durchfall kommt. Dies ist wichtig, damit die Anzahl Antibiotikabehandlungen und folglich auch das Risiko für Antibiotikaresistenzen gesenkt werden können.

Noch während des Besuches entnimmt Ogierman Wasserproben für eine Qualitätsuntersuchung im Labor, welche über das SGD-Untersuchungsguthaben abgerechnet werden kann. Darüber freut sich Egli. Hätte er nicht das Guthaben, wäre er zurückhaltender mit diagnostischen Untersuchungen. Eine Woche nach dem Betriebsbesuch wird sich herausstellen, dass die Wasserqualität bei Egli gut ist.

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Massnahmen erfolgreich umgesetzt – TBI ist rückläufig

Egli und Ogierman einigen sich zudem auf die Umsetzung der nachfolgenden Massnahmen:

  • Die Durchflussrate der Tränkenippel wird in den nächsten Tagen kontrolliert und bei Bedarf angepasst (Richtwerte: 0,6 bis 1 l/min in der Vormast; 0,8 bis 1,8 l/min in der Endmast).
  • Die Schweine erhalten zusätzlich Maissilage als Raufutter.
  • Vor dem Einstallen wird durch den Einsatz von Einweichschaum bei der Buchtenreinigung und einer anschliessenden Desinfektion der Erregerdruck gesenkt.
  • Vor dem Einstallen werden die Tränkenippel gespült durch Festklemmen von Wäscheklammern.

Bis zum nächsten Besuch von Ogierman – ein Jahr später – konnte Egli alle Massnahmen wie besprochen umsetzen. Er ist insgesamt zufrieden, dass er das Durchfallgeschehen nun wieder ohne Fütterungsarzneimittel im Griff hat.

Die Mastschweine von Egli haben keinen Durchfall mehr, weil durch die optimierte Stall- und Wasserhygiene der Erregerdruck ausreichend gesenkt und durch die Bereitstellung von ausreichend Wasser und Maissilage die Darmgesundheit der Mastschweine gestärkt wurde.

Ein Blick in den Gesundheitsreport bestätigt die Verbesserung: Die TBI-Werte sind insgesamt rückläufig und nähern sich dem Schweizer Durchschnitt an (Grafik 2). Die Abgangsrate liegt mit 1,3 % unter dem Vorjahreswert, wobei Abgänge aufgrund von Magen-Darm-Problemen deutlich seltener vorkommen (18 %).

Vollständige Datenerfassung ergibt aussagekräftigen Report

Erfolgt die Erfassung von Behandlungs-, Abgangs- und Sauenplaner-Daten zeitnah und vollständig, ist der Gesundheitsreport ein zuverlässiges und einfach zu nutzendes Werkzeug, das sowohl durch die Schweineproduzenten als auch durch ihre Tierärzte genutzt werden kann. Auch für die Diskussion mit Kollegen, einem Kontrolleur bei einer blauen Kontrolle oder Konsumenten eignet sich der Gesundheitsreport.

Im Gesundheitsreport werden nicht nur Informationen zu Behandlungen und Abgängen für jeden Betrieb individuell zusammengefasst. Enthalten sind auch die nachfolgenden Informationen:

  • Leistung: Sauenplanerdaten
  • Biosicherheitssituation: SGD-Besuche, evtl. ASP-Risikoampel
  • Eckdaten zum Betrieb (inkl. Untersuchungsguthaben)
  • durchgeführte Betriebsbesuche
  • Übersicht über Laborbefunde

Tierbehandlungsindex (TBI)

Der TBI ermöglicht eine Einschätzung der Anzahl Antibiotika-Behandlungstage pro Tier. Alle Behandlungen in einer Tierkategorie werden aufaddiert und durch die gemeldete Anzahl Tiere in dieser Kategorie geteilt.

Bei Tierarzneimitteln, die besonders vorsichtig eingesetzt werden sollen (z. B. kritischen Antibiotika, Wirkstoffkombinationen oder lang wirkenden Präparaten), gelten spezielle Faktoren, mit denen die eigentlichen Behandlungstage multipliziert werden.