Wenn Landwirte bauen, tun sie dies oft mit einer Genossenschaft für ländliches Bauen GLB. Früher sah das beispielsweise so aus: Ein Landwirt wollte einen Stall umbauen. Für dieses Projekt hat er die GLB beigezogen, und die hat für die Arbeiten Material, Inventar und Personal organisiert – oftmals andere Landwirte.
Die GLB sind mit dem Bauboom der 1970er und 1980er Jahre mitgewachsen. Die Verfügbarkeit von temporärem Personal war nicht mehr immer gegeben, und so setzte man mit der Zeit konsequent auf Festangestellte, erklärt Pius Fölmli von der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete SAB. Die SAB ist die Dachorganisation der Genossenschaften für ländliches Bauen.
«Mehr Festanstellungen bedeuten Sicherheit für die GLB-Mitarbeiter», hält Fölmi fest. Dieser Wechsel machte es auch nötig, dass die GLB ganzjährig genügend Aufträge haben, um ihr Personal auslasten zu können. Wie genau tun sie das?
Die Genossenschaften für ländliches Bauen GLB unterscheiden sich von Region zu Region
«Die Genossenschaften für ländliches Bauen GLB sind je nach Region unterschiedlich ausgerichtet», weiss Pius Fölmli, der technische Leiter der SAB. Die grösste Genossenschaft – die GLB Langnau BE – bietet die ganze Palette am Bau an: Planung, Neubauten, Umbauten, Photovoltaik-Anlagen.
Und das nicht nur in der Landwirtschaft: Auch Mehrfamilienhäuser in Wohnquartieren, Badezimmer- oder Küchenrenovationen für Privatpersonen oder Gewerbegebäude gehören zur Tagesordnung. Was unterscheidet die Genossenschaft für ländliches Bauen da noch von anderen, privaten Bauunternehmen?
Ein wichtiger Punkt ist das Fachwissen für landwirtschaftliche Bauten. «Nicht viele Bauunternehmen bringen dieses Know-how mit. Anders als die meisten privaten Unternehmen sind wir auf die Landwirtschaft spezialisiert», so Fölmli.
Für private Konkurrenten ist es in Zeiten guter Konjunktur interessanter, andere Aufträge ausserhalb der Landwirtschaft anzunehmen. «Diese sind finanziell oft lukrativer», weiss Fölmli. Laufe die Konjunktur aber schlecht, gibt es rasch auch mehr
Mitbewerber, welche Projekte in der Landwirtschaft realisieren möchten.
Ein weiterer Vorteil: Die GLB sind genossenschaftlich organisiert. «Das heisst, dass wir keine Investoren finanziell befriedigen müssen. Gewinne brauchen wir, um zu reinvestieren», erklärt Fölmli.
Gutes Personal zu finden, ist für die Genossenschaft für ländliches Bauen eine Herausforderung
Es gibt aber auch immaterielle Unterschiede: «Im Geist hat die GLB nach wie vor eine bodenständige, bäuerliche Grundhaltung. Wir sprechen oft von der GLB-Familie», erklärt Pius Fölmli. Diese Familie zeichnet auch aus, dass die Hilfe zur Selbsthilfe und das Erbringen von Eigenleistungen durch den Bauern im Fokus steht. Auch für die GLB ist es zunehmend anspruchsvoll, gutes Personal zu finden.
«Gute Leute sind keine Selbstverständlichkeit. Da müssen wir selber aktiv sein, darum bilden wir auch Lernende aus und ermöglichen unseren Mitarbeitenden regelmässige Aus- und Weiterbildungen», so Fölmli.
Landwirte sind als Arbeitnehmer bei der Genossenschaft für ländliches Bauen GLB beliebt
Oft arbeiten Landwirte in einem Teilpensum bei der Genossenschaft für ländliches Bauen. Das hat sowohl Vorteile, als auch Nachteile: «Die Landwirte lernen schnell und sind gute Arbeitskräfte. Die Herausforderung liegt für uns darin, dass viele noch einen Betrieb zu Hause haben. Da müssen wir flexibel sein und uns gut organisieren», erklärt Fölmli.
Ist beispielsweise Heuwetter, müssen viele Mitarbeiter auf ihren Betrieben die Ernte einbringen, bevor sie wieder auf die Baustelle können. «Das ist aber eine Frage der Organisation und Kommunikation und somit machbar», so Fölmli.
Die GLB Uri weiss zum Beispiel, dass einige ihrer Mitarbeiter im Sommer auf der Alp sind. Um diese Mitarbeiter behalten zu können, sucht man nach Lösungen, um sie das restliche Jahr hindurch gut einsetzen zu können.
Die Genossenschaft für ländliches Bauen GLB offeriert keine Dumpingpreise
Früher hatten die Genossenschaften für ländliches Bauen teilweise einen Vorteil, weil sie viele Beschäftigte aus der Landwirtschaft hatten und deren Lohn etwas tiefer als in der Branche üblich war. Deshalb wurde der GLB von der Konkurrenz manchmal Dumpingpreise vorgeworfen.
«Schnee von gestern», erklärt Pius Fölmli. «Der Gesamtarbeitsvertrag für das Schweizerische Bauhauptgewerbe wird zwingend von allen GLB eingehalten. Wir haben gleich lange Spiesse wie unsere Mitbewerber.»
Und wie sieht die Beziehung zu Stallbaufirmen und Stalleinrichtern aus? Einerseits steht man in der Konkurrenz, andererseits ist man auf vielen Baustellen auch Partner. «Die Stalleinrichter bieten heute oft auch den kompletten Service inklusive Planung an», weiss Fölmli. «Die GLB verkaufen aber keine Stalleinrichtungen. Das ist nicht unser Geschäft», erklärt er.
Die Aufträge in der Landwirtschaft haben sich für die GLB verändert. Früher war es üblich, dass die Landwirte viele Eigenleistungen erbrachten. «Diese Möglichkeit besteht noch immer, wird aber seltener oder in geringerem Umfang wahrgenommen», hat Fölmli festgestellt.
Der Grund ist klar: Es arbeiten weniger Menschen auf den Betrieben, und die Auslastung der Landwirte ist auch ohne Baustelle oft sehr hoch. Auch werden heute – wiederum regional unterschiedlich – vermehrt Grossprojekte realisiert. Das bindet für eine gewisse Zeit viele Ressourcen.
So braucht es auch schlagkräftige Genossenschaften für ländliches Bauen. Das ist mit ein Grund dafür, dass der Strukturwandel auch vor den GLB nicht halt gemacht hat: Heute existieren noch 23 Schweizer GLB, 1980 waren es 65 Genossenschaften.
Strukturwandel in der Landwirtschaft löst immer auch Investitionen aus
Der Strukturwandel in der Landwirtschaft hat den Genossenschaften für ländliches Bauen auch Aufträge beschert, ist Pius Fölmli überzeugt. «Wenn ein Betrieb von einem anderen übernommen wird, löst das sehr oft Investitionen aus. Die Bauern bringen ihr Geld nicht ins Ausland oder verprassen es. Üblicherweise wird es wieder investiert, das liegt in der DNA eines Unternehmers», weiss Fölmli. Er stammt von einem Bergbauernhof in Menzberg LU und ist gelernter Maurer.
Daher, und weil je nach GLB immer noch ein Grossteil der Aufträge aus der Landwirtschaft kommt, ist für die Zukunft der Baugenossenschaften entscheidend, wie viel die Landwirte investieren können. «Dazu braucht es einen gesunden Markt, aber natürlich auch die richtige Agrarpolitik.»
Den Markt kann die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete als Dachorganisation der Genossenschaften für ländliches Bauen nicht beeinflussen, in der Politik hingegen bringt man sich ein. «Wir beziehen Stellung zu politischen Vorlagen, beispielsweise zur Agrarpolitik AP22+», erklärt Pius Fölmli.
Bleiben diese Voraussetzungen erfüllt, ist Fölmli für die Zukunft der Genossenschaften für ländliches Bauen zuversichtlich. «Wir geniessen nach wie vor einen guten Ruf bei den Landwirten und sind beliebte Partner am Bau. Viele Bauern sind Genossenschafter, somit auch Mitinhaber, und stehen der GLB nahe», weiss Fölmli.
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