Kurz & bündig
- Seit Anfang 2023 ist die überarbeitete MLP im Einsatz. Nebst der neuen Datengrundlage kommt auch ein angepasstes Einzeltier-Datenblatt dazu.
- Darin werden Stoffwechselbeeinträchtigungen mit einem Buchstaben ausgewiesen.
- Das gibt einen guten ersten Anhaltspunkt für weitere Abklärungen zur Gesundheit der einzelnen Kuh.
In der Ergebnistabelle der Milchleistungsprüfung MLP (siehe unten) steht bei der Kuh Chroni ein «S» in der Stoffwechsel-Spalte. Dieses «S» steht für Strukturmangel. Doch was bedeutet der Buchstabe genau? Geht es Chroni nicht gut, braucht sie Behandlung? Oder sollte ihre Futterration angepasst werden?
Diese Frage sollte nicht nur aufgrund der MLP-Daten beantwortet werden, betont Andreas Raemy, Tierarzt und Praxisinhaber der Tierarztpraxis am Gantrisch. «Es ist unabdingbar, auch immer das Tier anzuschauen.»
Eine zweite Milchwägung abwarten
Bei einem Strukturmangel haben die betroffenen Kühe beispielsweise eher dünnen Kot mit langen Futterfasern darin. Auch sehr wichtig sei die Beobachtung der Wiederkautätigkeit der Tiere: «Brauchen die Kühe mehr als 55 Schläge pro Bissen, ist alles im Lot», so Raemy.
So oder so rät Andreas Raemy, eine zweite Milchwägung abzuwarten: «Denn Ereignisse wie etwa der abrupte Weidegang im Frühling beeinflussen die Milchgehalte ebenfalls, ohne dass dies bedenklich wäre und deswegen die ganze Fütterung auf den Kopf gestellt werden müsste.»
Ausser, wenn die Kühe andere Symptome zeigen. Dann muss gehandelt werden, betont Raemy. Es muss unbedingt der Tierarzt gerufen werden, wenn beispielsweise klare Symptome einer akuten Ketose beobachtet werden.
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Weitere Empfehlungen zur Interpretation der neuen Milchleistungsprüfung finden Sie im Merkblatt «Die neue Milchleistungsprüfung» von Agridea, Braunvieh Schweiz, swissherdbook und Holstein Switzerland.
Tierindividuelle Grenzwerte stehen nicht in der Tabelle
Für den Landwirt bedeutet das: Die ausgewiesenen Stoffwechselbeeinträchtigungen in der neuen MLP sind ein guter Hinweis dafür, welche Kühe genauer beobachtet werden sollten. Sind diese Kühe in guter Verfassung und zeigen keine weiteren Symptome, muss nicht zwingend gehandelt werden.
Die Beobachtung der Kühe ist auch deshalb wichtig, weil es schwierig ist, aus den Zahlen herauszulesen, wie schlimm denn nun dieses «S» ist. Der Algorithmus zeigt diesen Buchstaben, weil Kuh Chroni mit einem Milchfettgehalt von 3,04 % unter einen bestimmten Grenzwert fällt. Dieser Grenzwert ist in der Tabelle allerdings nicht zu sehen. Er müsste tierindividuell nachgerechnet werden, unter Berücksichtigung von Milchleistung, Laktationsstadium und Zuchtwert der Kuh.
Ein eher aufwändiges Unterfangen. Dementsprechend bietet es sich an, das «S» zur Kenntnis zu nehmen und anschliessend an der Kuh selbst zu beurteilen, wie gravierend dieser Strukturmangel nun sei.
Für die Anpassung der Fütterung sind Gruppen geeigneter
Für die Anpassung der Fütterung sei diese Einzeltier-Betrachtung sowieso nicht sonderlich geeignet, sagt Benjamin Laville, Produktmanager Milchvieh bei Melior: «Mich interessieren nicht die Einzelfälle, sondern die Gruppen.»
Die Fütterung wird dementsprechend auf ganze Gruppen ausgelegt, beispielsweise auf die Kühe in der ersten Laktation. Für Laville ist daher eher die 6-Felder-Tafel die aussagekräftige Darstellung innerhalb der Milchleistungskontrolle.