Die vielen verschiedenen Apfelsorten, die einige von uns noch von den Bäumen im Garten der Grosseltern gegessen haben, sind heute weitgehend verschwunden. In den Läden findet man meist nur noch einige wenige Sorten, die dafür weltweit verbreitet sind. Sie lassen sich gut präsentieren und sind vor allem gut lagerbar. Doch die alten Sorten sind nicht nur mit schönen Kindheitserinnerungen verbunden. Mit ihren verschiedenen Geschmäckern, Farben und Formen sind sie auch ein wertvolles Reservoir an genetischer Vielfalt.
Die Schweizer Apfel-Sortensammlung besteht aus 330 alten Schweizer Apfelsorten und 28 Referenzsorten. Das Bundesamt für Landwirtschaft hat sie unter der Führung der Gruppe Molekulare Pflanzenzüchtung der ETH Zürich gemeinsam mit Agroscope und der ZHAW an drei Standorten in den Kantonen Zürich, St. Gallen und Wallis gepflanzt. Während sechs Jahren werden nun die Baum-, Frucht- und Resistenz-Eigenschaften der Sammlung erhoben; gleichzeitig wird die Erbsubstanz (das Genom) dieser Sorten analysiert.
Mit den gewonnenen Daten können beispielsweise genomische Regionen, die mit interessanten Eigenschaften verbunden sind, identifiziert und für eine effiziente Apfelzüchtung genutzt werden. Langfristiges Ziel ist es, die Entwicklung von vielfältigen, robusten und resistenten Sorten für eine nachhaltige Apfelproduktion weiter voranzubringen.
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Kommentar von Giovanni Broggini, Molekulare Pflanzenzüchtung, ETH Zürich:
Zielgerichtete Selektion
Die Schweizer Apfelproduktion wird dominiert von wenigen Sorten wie Gala, Golden Delicious und Braeburn. Das Apfelzüchtungs-Programm von Agroscope entwickelt seit mehreren Jahrzehnten krankheitsresistente Sorten, die jedoch noch kaum Verbreitung auf dem Markt gefunden haben. Die Züchtung von neuen Apfel-sorten braucht viel Zeit. Durch die Verwendung von Erbgutinformationen kann die Selektion zielgerichteter erfolgen.
Die genotypische und phänotypische Beschreibung einer sehr vielfältigen Sammlung von Apfelsorten an drei klimatisch unterschiedlichen Standorten ermöglicht es uns, das Zusammenspiel zwischen Genetik, Umwelt und Merkmalen besser zu verstehen. Diese Informationen dienen zur Vorhersage von Produktions-, Frucht- sowie Resistenz-Eigenschaften. Sie helfen den ZüchterInnen, schneller und gezielter neue Sorten für den Markt zu entwickeln, die zudem nachhaltiger produziert werden können.