Kurz & bündig

- Der Merlin-Melkroboter von Lemmer Fullwood wird mit kochendem Wasser gereinigt.
- Die «Kochendwasser»-Reinigung senkt die Betriebsmittelkosten für chemische Reinigungsmittel.
- Bei der Aufstallung von Urs Reimann separiert die Melkbox die Kühe mit einem vorderen und einem seitlichen Ausgang.

Ein Merlin Melkroboter melkt die Kühe von Urs Reimann in Wölflinswil AG. Vor sieben Jahren baute er mit seiner Familie einen neuen Milchviehstall. Damit schaffte er Platz für 72 Milchkühe. Vorher wurden 40 Milchkühe gehalten. Zurzeit ist der Stall mit 60 Milchkühen belegt, alle Tiere stammen aus eigener Nachzucht.

«Für die Gesundheit der Kühe ist es besser, wenn man keine Tiere von aussen in die Herde nimmt» – Urs Reimann geht bei der Tiergesundheit keine Kompromisse ein und dies tat er auch beim Bau des Stalls nicht.

Trotz Mehrkosten ist beispielsweise das Dach isoliert, was die Tiere im Sommer spürbar vor der Hitze schützt. Am Fressplatz wurden der Boden erhöht und Feedboxen montiert. Dadurch werden die Kühe beim Fressen nicht durch den Mistschieber (Roboter) gestört oder durch ranghöhere Kühe weggedrängt, die entlang der Fressachse den besten Platz suchen.

Zusätzlich befinden sich am Fressplatz auch Tränkebecken, damit die Kühe länger am Fressplatz verweilen und mehr fressen.

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Urs Reimann ist es wichtig, dass im Stall alles rund läuft

«Ich habe bei den Stall-Einrichtungen nicht gespart. Aber ich denke, dass sich ein möglichst gutes Umfeld für die Tiere langfristig bezahlt macht. Ich investiere lieber etwas mehr, wenn dafür alles rund läuft. Das schlägt sich in tieferen Betriebskosten nieder.»

Auch bei der Melktechnik haben sich die Investitionen für Urs Reimann gelohnt. Es war ihm auch hier wichtig, dass die Betriebskosten gering sind und die durch den Melkroboter erfassten Tier-Daten einen direkten Nutzen beim Tiermanagement bringen.

Die Ansprüche für geringe Betriebskosten werden vor allem durch die BWAC Kochendwasser-Reinigung begünstigt. Dadurch kann der Aufwand für Verbrauchmaterial zur Reinigung reduziert werden.

Bei den Management-Daten, welche das Melksystem erfasst, gefällt Reimann vor allem die Aktivitätsmessung mit einem Sensor, den jede Kuh an einem Fuss trägt.

«Hier erhalte ich eine sehr gute Unterstützung, um den richtigen Besamungszeitpunkt zu bestimmen. Besonders, wenn eine Kuh nachts eine erhöhte Aktivität hatte und ich das sonst verpassen würde. Später kann ich dank dem Aktivitätsverhalten mit 90-prozentiger Sicherheit erkennen, ob eine Kuh trächtig ist. Auf die Untersuchung durch den Tierarzt verzichte ich jedoch trotzdem nicht.»

Das Managementsystem mit der Messung der Leitfähigkeit der Milch und dem tierindividuellen Abgleich ermöglicht einen guten Rückschluss auf die Tiergesundheit.

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Die Laufstallhaltung hat bei Reimanns Tradition

Mit dem Umzug in den neuen Stall im Jahr 2013 hatten die Kühe keine Mühe. Sie waren sich bereits an die Laufstallhaltung des bisherigen Stalls gewöhnt, welcher bereits im Jahr 1976 errichtet wurde.

Nur der Melkroboter war neu. Alle Kühe haben sich rasch an den neuen Melker gewöhnt. Und im Verlaufe der Zeit musste nur einmal ein Tier verkauft werden, obwohl der Landwirt bemüht war, dieses in der Melkbox durch manuelles Ansetzen der Zitzenbecher zu unterstützen. «Das Tier hätte sich aber wohl auch in einem Melkstand nicht melken lassen», meint Urs Reimann.

Die Möglichkeit, dass man Rinder anfangs beim Melken von Hand unterstützen kann, findet Urs Reimann beim Merlin von Lemmer Fullwood besonders gut gelöst.

Der Melk-Arm bleibt während des Melkvorgangs unter dem Euter. Das macht das Ansetzen von Hand leicht und wenn ein Melkbecher abgeschlagen wird, wird er durch den Arm aufgefangen und fällt nicht auf den Boden. Die Bewegungen des Melk-Arms erfolgen elektrisch und der Arm folgt der Kuh, wenn sie sich bewegt. Die Bewegung wird über eine Kamera gesteuert, welche oberhalb der Kuh positioniert ist und ihre Position erkennt. Die Zitzenbecher werden mit 3 D-Laseroptik gesteuert und finden ihr Ziel rasch. Die Koordinaten der einzelnen Zitzen werden fortlaufend gespeichert, was das nächste Ansetzen erleichtert.

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Auffallend ruhiger Ablauf beim Melken mit dem Merlin

Der Ablauf während des Melkens ist sehr ruhig und das überträgt sich auch auf die Kühe. Der gesamte Ablauf im Stall von Urs Reimann erfolgt auffallend ruhig. Bei der automatischen Milchseparierung kann die Milch von Kühen in dafür bestimmte Kannen zugeteilt werden.

Der Merlin-Melkroboter lässt sich für jedes Tier optimal einstellen

Zwei Bürsten reinigen in der Melkbox zu Beginn des Melkvorgangs das Euter und die Zitzen. Hier können alle Vorgänge für jedes Tier individuell eingestellt werden.

Urs Reimann hat festgestellt, dass man Kühe mit einer ungünstigen Strichausrichtung etwas länger vorbereiten muss. Damit werden sie voller und der Melkbecher lässt sich leichter ansetzen. «Mit zunehmender Erfahrung kann man den Roboter für jede Kuh optimal einstellen. Die Melkberechtigungen stelle ich ebenfalls manuell ein. Nimmt die Milchleistung im Verlauf der Laktation ab, verlängere ich das Intervall für die nächste Melkberechtigung.»

Pro Melkung sollen etwa 10 Liter gemolken werden. Das ergibt durchschnittlich 3,2 Melkungen pro Tier und Tag. Würde bei einem Melkvorgang weniger Milch gemolken, lohnt sich die Vorbereitungsarbeit durch den Roboter nicht und er wird unnötig blockiert.

Aufgrund der Milchleistung könnte das Managementsystem des Roboters die Melkberechtigungen auch selbstständig für jede Kuh bestimmen. «Mir ist es jedoch lieber, wenn ich hier die Vorgänge selber bestimme,» sagt Urs Reimann.

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Die Roboterbox kann die Milchkühe separieren

Die Roboterbox steht stirnseitig am Laufgang und die Kühe bleiben auch in der Box in Kontakt zur Herde. Sie haben einen freien Zugang ohne geregelten Tierverkehr.

Um Rinder an das Melken zu gewöhnen oder eine Kuh zu holen, die für das Melken überfällig ist, kann jedoch eine Abtrennung vor dem Roboter eingerichtet werden.

Von dort ist der Ausweg nur durch die Melkbox möglich. Im Durchschnitt ist dies etwa ein Tier pro Tag, welches so unterstützt wird. Die Roboterbox hat vier Öffnungen. Der Zugang ist von hinten und von der Seite möglich. Die Ausgänge sind ebenfalls so angeordnet. Im Stall von Urs Reimann gelangen die Kühe von hinten gerade in die Box.

«Es zeigt sich immer wieder, dass dies für die Tiere die beste Variante ist», hat Lemmer-Fullwood-Verkaufsleiter Pius Muff festgestellt. Treten die Kühe aus der Melkbox, tun sie dies bei Urs Reimann jedoch durch den seitlichen Ausgang. Dieser führt zurück in den Stall.

Steht jedoch eine Besamung oder eine sonstige Tier-Kontrolle oder -Behandlung an, öffnet sich die Fronttüre für den Weg in die grosszügig dimensionierte Separations- und Abkalbebucht. Die Melkbox übernimmt also auch Separations-Aufgaben. Auch hier bestimmt Urs Reimann selbst, wann eine Kuh separiert werden soll, obschon auch hier der Roboter selbstständig handeln könnte. Beispielsweise dann, wenn die Milch-Inhaltsstoffe von der Norm abweichen. Die 60 Holstein-Kühe haben eine durchschnittliche Milchleistung von 9500 kg. Im neuen Stall konnte die Milchleistung um 2000 Liter gesteigert werden.

«Ich führe dies unter anderem auf den Melkroboter zurück. Aber auch die grosszügige Dimensionierung mit viel Licht und Luft sind dafür verantwortlich. Dazu kommt, dass ich dank dem Roboter mehr Zeit und mehr Daten für das Tier-Management habe. Vorher waren wir morgens und abends beinahe zwei Stunden mit dem Melken beschäftigt und hatten überhaupt keine Tier-Daten, ausser unserem Gespür, wenn man die Kühe zweimal täglich berührt.»

Die Tierbeobachtung erfolgt trotz allem nicht nur am Arbeitsplan am Bildschirm, an dem die aktuellsten Daten zu Milchleistung, Milchqualität etc. erfasst und Abweichungen einzelner Tiere von ihrer üblichen Leistung hervorgehoben werden, betont Urs Reimann.

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Züchter Urs Reimann arbeitet wie ein Manager

«Ich beobachte meine Kühe immer noch gerne von Auge. Das Managementsystem des Roboters mit seinen Daten unterstützt mich jedoch sehr gut. Erscheint mir eine Kuh nicht fit, schaue ich ihre Daten nach und kann mir ein Bild ihres Gesundheitszustands machen», berichtet Urs Reimann.

Wegen des Melkroboters gibt es für Urs Reimann nicht weniger Arbeit, aber die Arbeit sei weniger anstrengend und wird vor allem für das Herdenmanagement eingesetzt. Einen Unterschied gibt es auch bei der Verantwortung. War früher die Stallarbeit beendet, war die Arbeit getan.

Der Melkroboter arbeitet jedoch auch während der Nacht und man müsse sich daran gewöhnen, dass man rund um die Uhr gerufen werden könnte. «Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass man auch die Vorteile der automatischen Melktechnik nutzen sollte und die gewonnene Freiheit nicht mit zusätzlicher Arbeit belasten sollte.»

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Betriebsspiegel der Familie Reimann

Nicole und Urs Reimann, Wölflinswil AG

LN: 52 ha
Kulturen: Weizen, Mais, Kunst-wiese, Naturwiese, Dauerweiden
Tierbestand: 60 Milchkühe, 40 Aufzuchtrinder, 20 Kälber
Weitere Betriebszweige: 2,5 ha Tafelkirschen
Arbeitskräfte: 1 Lehrling, Vater

Der Merlin-Melkroboter von Lemmer Fullwood

Mit der «Kochendwasser»-Reinigung kann der Reinigungsmittelbedarf gesenkt werden und der Reinigungsprozess beschleunigt sich. Dabei werden alle milchführenden Teile während mindestens zwei Minuten auf 77 Grad erhitzt und durch die Hitze desinfiziert. Um Ablagerungen zu vermeiden, wird eine saure Lösung zudosiert. Auf herkömmliche Reinigungs- und Desinfektionsmittel kann verzichtet werden. Der Reinigungsvorgang dauert nur sechs Minuten, weil es weniger Spülgänge braucht, um Reinigungsmittel-Rückstände zu beseitigen. Auch der Wasserverbrauch ist laut Lemmer Fullwood geringer.

Der Merlin-Melkroboter von Lemmer Fullwood kostet je nach Ausstattung ab 150'000 Franken.