Kurz & bündig

- Der MelkroboterDeLaval VMS V310 erkennt während des Melkens Brunst und Trächtigkeit.
- Die silofreie Milch aus dem Melkroboter der Betriebsgemeinschaft Agrino in Rementschwil AG wird in die Käserei geliefert.
- Gemolkene Kühe werden am Weidetor zur Weide gelassen, nicht gemolken Kühe müssen zuerst zum Melken.
- Das Herdenmanagement-Programm informiert Samuel Imboden und seine Mitarbeiter online über die Gesundheit der Tiere.
- Der DeLaval VMS V300 kostet in der Grundausstattung rund 185'000 Franken. Die Zusatzausrüstung Repro Upgrade V310 zur Messung des Progesteron-Levels für die Zyklus-Überwachung kostet zusätzlich rund 25 000 Franken.

Der DeLaval Melkroboter VMS 310 ist auch ein Stier

«Unser Melkroboter ist auch ein Stier», sagt Samuel Imboden von der Betriebsgemeinschaft Agrino in Rementschwil AG und lacht. Imboden ist dort für die Milchviehhaltung zuständig.

Bei Agrino melkt seit September 2019 ein Melkroboter von DeLaval. Der VMS V310 ist mit einem Labor ausgerüstet. Aus einem Tropfen Milch erkennt das Labor anhand des Progesteron-Levels den Zyklus der Kuh: «Im System werden die Inhaltsstoffe der Milch in einen Wert umgerechnet, der mit sehr hoher Genauigkeit den idealen Besamungs-Zeitpunkt bestimmt – eben wie ein Stier.»

Das Milchlabor ist eine Option und wurde im Februar 2020 in Betrieb genommen. Seither unterstützt das Labor Samuel Imboden in seiner täglichen Arbeit. Die Erfolgsrate lässt sich in dieser kurzen Zeit noch nicht beurteilen.

Imboden hat jedoch festgestellt, dass die vorgeschlagenen Besamungs-Zeitpunkte leicht von seinen eigenen Beobachtungen abweichen. Er misst dem digitalen Terminvorschlag ein hohes Gewicht in seinen Überlegungen bei. Der Progesteron-Gehalt jeder Kuh wird in entsprechendem Abstand immer wieder kontrolliert, bis die Werte eine Trächtigkeit nachweisen.

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Brunsterkennung und Trächtigkeitskontrolle machen die Bestandeskontrolle günstiger

Diese Angaben seien sehr zuverlässig, ergänzt Urs Schmid. Er ist bei DeLaval Produktleiter für Melk-, Kühl- und Fütterungs-Technik. Durch die Brunst-Erkennung und die Trächtigkeits-Kontrolle während dem Melken erwartet Samuel Imboden geringere Kosten bei der Bestandes-Kontrolle.

Die täglichen Entscheide eines Milchvieh-Halters trifft Samuel Imboden nun vermehrt gestützt auf digitale Daten. «Die Datenflut ist riesig. Man kann sich die wichtigsten Parameter zusammenstellen. Darüber werde ich am Büro-Computer, am Smartphone oder an jedem anderen Gerät mit Internet-Zugang auf den ersten Blick informiert.»

In der Betriebsgemeinschaft wird die Verantwortung für die Milchkühe verteilt

Samuel Imboden ist nicht alleine für die Betreuung der zurzeit rund 45 Milchkühe zuständig. In der Betriebsgemeinschaft Agrino mit zwei weiteren Betrieben wird er in der Milchvieh-Betreuung von den Betriebspartnern Raphael und Niklaus Peterhans entlastet. Die beiden nehmen in der Betriebsgemeinschaft andere Verantwortungsbereiche wahr. Auch ein Angestellter und ein Lehrling sind mit der Melktechnik betraut.

Die Planung für einen Melkroboter muss genau sein

«Bis wir im Herbst 2019 in den umgebauten Stall mit der neuen Melktechnik eingezogen sind, haben wir mit einem 20-jährigen Melkstand gemolken. Es standen grosse Investitionen an. Uns war klar, dass es bei der Milchvieh-Haltung auf unserem Betrieb eine Veränderung geben wird. Der Laufstall war bereits 40-jährig, mit Erneuerungsbedarf.»

Vor allem hat die Milchproduktion eine Zukunft auf dem Betrieb. Eine Umstellung auf Mutterkuh-Haltung zum Beispiel ist nicht vorgesehen. Genauso klar war auch, dass die Kühe nach dem Umbau mit einem Automatischen Melksystem (Melkroboter) gemolken werden sollen.

Die Tierzahl in der Betriebsgemeinschaft Agrino steigt von vorher 30 auf derzeit 45. Bis Ende 2020 steigt sie auf 65 Milchkühe. Die Betriebsgemeinschaft stellt aktuell auf Bio um und produziert silofreie Käserei-Milch.

Der Stall wurde um den Melkroboter herum umgebaut

Es ging bei der Neuausrichtung nicht nur darum, den Stall zu vergrössern. Gesucht wurde auch die ideale Position des Melkroboters. Zudem sollten die Stall-Einrichtungen so gewählt sein, dass die Tiere auch geweidet werden können.

Der Stall wurde mit einer dritten Boxenreihe ergänzt. Dazu wurde gegen das Wohngebäude eine neue Stützmauer erstellt. Dies schaffte den nötigen Platz an idealer Lage zum bisherigen Stall. Zudem wurde an der Stützmauer die Dachabdeckung der neuen Liegeboxen-Reihen angebracht.

Gegenüber den alten Boxenreihen im bisherigen Stall entstand ein breiter Laufgang. Dieser misst sechs Meter und ist zugleich der nicht überdachte Laufhof. Durch diesen Gang gelangen die Kühe in den Melkroboter.

«Es macht sich heute bezahlt, haben wir den Laufgang einen Meter breiter gebaut als ich ursprünglich wollte. Die Planer von DeLaval haben mich darauf hingewiesen, dass bei einem freien Tierverkehr genügend Warteraum vor dem Roboter vorhanden sein muss», sagt Imboden.

«Auch haben wir auf zwei Liegeboxen verzichtet, für welche aus meiner Sicht Platz vorhanden gewesen wäre.» Nun können dort die Kühe unbedrängt warten und es hat genügend Platz. So muss Imboden bereits gemolkenen Kühe nicht durch Absperrungen von diesem Bereich trennen. Es war ihm ein Anliegen, dass sich die Kühe immer frei im ganzen Stall bewegen können.

Trotz DeLaval Melkroboter VMS 310 lebten die Kühe anfangs nach dem alten Rhythmus

Die Kühe haben wegen der Käserei-Milchproduktion eine Zwischenmelkzeit von acht Stunden. Während dieser Zeit besuchen sie dank dem freien Tierverkehr zwar die Roboterbox, allerdings öffnet sich das Tor gleich wieder, nach dem die Kuh identifiziert wurde.

Im Durchschnitt leistet sich eine Kuh diesen Spass sieben bis acht Mal innert 24 Stunden. Innert 24 Stunden werden sie durchschnittlich 2,4 Mal gemolken.

«Die Kühe lebten zu Beginn der Roboter-Ära noch wie vorher mit fixen Melkzeiten am Morgen und am Abend. Einige merkten dann rasch, dass sie ihre Melkzeit selber bestimmen können. Andere haben es bis heute noch nicht gemerkt.»

Der Melkroboter verändert das Leben für den Landwirt und die Milchkühe

Bei der Stallarbeit hat sich hingegen vieles verändert. Vor allem wurde die Flexibilität verbessert: «Klar, am Morgen gehen wir immer noch in den Stall, daran ändert sich nichts.»

Allerdings prüfe man zuerst am Computer, was aktuell ansteht. Ob sich eine Kuh auffällig verhalten hat und beispielsweise ein Besuch im Melkroboter überfällig ist, oder die Milch-Inhaltsstoffe auffällige Werte aufweisen.

«Diese Tiere schauen wir uns dann noch etwas genauer an als sonst schon. Oder wir programmieren das System so, dass die entsprechende Kuh nach dem Melken nicht zurück in den Stall, sondern in eine separate Behandlungsbox separiert wird.» Mit diesem Leitsystem werden auch brünstige Kühe separiert, wenn die Besamung ansteht.

Ein solches Tier muss nicht mehr von Hand aus der Herde getrennt werden. Das erleichtert die tägliche Arbeit stark. Der Computer erinnert Imboden am Morgen auch an manuell erstellte Einträge aus der Tierbeobachtung.

«Hatte eine Kuh bei der letzten Abkalbung ein Festliegen, trage ich das ein. So werde ich beim nächsten Mal nicht erst nach dem Abkalben daran erinnert, sondern schon Tage vorher und ich kann das Tier besser vorbereiten.»

Flexibler bei der Arbeitseinteilung dank dem DeLaval Melkroboter VMS 310

Bei einem normalen Tagesablauf ist die Stallarbeit am Morgen nach zwei Stunden beendet. Daran hat sich gegenüber dem vorherigen System mit dem Melkstand nicht viel geändert.

Die Unterschiede ergeben sich vor allem während dem Rest des Tages. Die Boxen müssen nicht immer abends um 17 Uhr nachgestreut werden. Das kann auch früher oder später geschehen. «Während dem Heuen erhoffe ich mir so eine grössere Flexibilität bei unserer Arbeitseinteilung.»

Samuel Imboden ist sich jedoch bewusst, dass das automatische Melksystem dennoch eine Präsenz rund um die Uhr verlangt. Er ist froh, dass diese nicht allein auf seinen Schultern lastet.

Der DeLaval VMS 310 ist ein leiser Melkroboter für einen ruhigen Schlaf des Landwirtes

Der Stall wurde gegen das Wohnhaus hin erweitert. Der Melkroboter ist nicht weit entfernt und erledigt auch nachts seine Arbeit. Deshalb wurde bei der Wahl des Modells auf die Lärmemissionen geachtet. «Hier haben mir die leisen und ruhigen Bewegungs-Abläufe vom DeLaval VMS V310 besonders gut gefallen, was wohl an der hydraulischen Bedienung des Ansetzarms liegt.»

Der Melkroboter raubt also niemandem den Schlaf. Er ist aber auch nicht völlig geräuschlos. Die Geräusche, die der Roboter auch nachts von sich gibt, empfindet Samuel Imboden sogar als angenehm. «Wenn ich im Hintergrund höre, dass alles normal tönt, ist das beruhigend», sagt er und schmunzelt.

Der Entscheid für dieses Modell fiel auch wegen der Käserei-Milchproduktion. Hier sahen Imboden und seine Betriebspartner durch das schnelle und genaue Ansetzen der Zitzenbecher hygienische Vorteile.

Auf seinem Betrieb sei die Roboter-Position sehr gut gewählt, ist er überzeugt. Daneben befindet sich gleich das Betriebsbüro, er gehe auch sonst oft an diesem Bereich vorbei.

«Wir haben die Funktionen dauernd im Auge. Das ist viel besser, als wenn der Roboter auf der gegenüberliegenden Seite des Stalls positioniert wäre.» Samuel Imboden oder seine Betriebspartner müssen nicht dauernd eingreifen:

«Im Gegenteil, wir sind er staunt, wie ruhig und sicher das Melken von sich geht. Auch bei den Rindern gibt es kaum Probleme. Wegen der Umstellung auf das automatische Melken mussten wir keine Kuh verkaufen.»

Von datenlos zur Datenflut durch den DeLaval Melkroboter VMS 310

«Vor der Roboter-Ära hatten wir keine Daten zu unseren Kühen. Seit dem Roboter haben wir eine Datenflut zu jeder Kuh.» Alles wird registriert und Imboden kann sich ein gutes Bild von jedem Tier machen. Allerdings wurden die Kühe deswegen nicht selbst zu Robotern, die nur noch digital am Bildschirm erscheinen.

«Ich mag Kühe sehr und beobachte sie gerne. Es tönt vielleicht erstaunlich, aber seit dem Roboter habe ich meine Kühe noch besser kennen gelernt. Vorher war ich überzeugt, dass ich meine Tiere sehr gut kenne. Aber man hat eine nach der anderen gemolken und hat gemerkt, wenn mit einer Kuh etwas nicht ganz stimmt – das war es dann auch schon. Jetzt werden meine Beobachtungen mit digitalen Daten gestützt. Das gibt Sicherheit bei der Planung.»

Samuel Imboden freut sich daran, dass die Milchkühe jetzt vieles selbst entscheiden können. Einige wollen immer sofort zum Melken. Diese Tiere rennen dann regelrecht in den Stall, wenn er nach der Halbtages-Weide den Rückweg in den Stall öffnet. Andere nehmen es gemütlich und gehen zum Melken, wenn es Platz hat.

«Ich habe auch festgestellt, dass die starken Kühe mit dem Melkroboter noch besser werden. Offenbar hilft es den Kühen, wenn sie sich frei bewegen können und die Melkzeiten im Rahmen des vorgegebenen Rasters selbst bestimmen.»