Kurz & bündig
- In der Gülle sind viele Nährstoffe enthalten, die im Futterbau und Ackerbau genutzt werden können.
- Ein Teil des Stickstoffs ist als Ammoniak enthalten und verflüchtigt sich bei Luftkontakt.
- Lohnunternehmer setzen oft Ausbringverfahren ein, welche die Verluste mindern.
- Ein verbreitetes Verfahren ist der Schleppschlauch, der die Gülle bodennah ausbringt.
Die Gebrüder Christoph und Andreas Meier bewirtschaften seit anfangs 2020 den elterlichen Rindermast-Betrieb mit 420 Tieren in Waltenschwil AG.
Dabei fallen jährlich 3800 Kubikmeter Gülle an. Diese wird vor allem in Getreidekulturen und Mais eingesetzt. Mit dieser Menge liesse sich eine eigene oder überbetrieblich genutzte Gülletechnik schon ziemlich gut auslasten. Dennoch verzichten die beiden Brüder darauf und überlassen die Arbeit dem Lohnunternehmen Strebel aus dem benachbarten Waldhäusern.
Dieser Entscheid hat zwei Gründe. Einerseits werden mit der Auslagerung Arbeitsspitzen gebrochen: «Da wir selbst Lohnarbeiten mit zwei Feldspritzen anbieten, haben wir zu Vegetations-Beginn gar keine Zeit, die Gülle selber auszubringen», so Christoph Meier.
Andererseits wird durch den Lohnunternehmer gewährleistet, dass der Austrag mit emissionsmindernder Technik erfolgt und diese laufend optimiert wird. Durch die 420 Mastmunis sammeln sich in der Gülle grosse Nährstoffmengen an. Ob hier die Ausbringverluste hoch, gering oder tief sind, fällt ins Gewicht.
Beim Gülle-Ausbringen keine Kompromisse beim Bodendruck eingehen
Ausserhalb der saisonalen Arbeitsspitzen hilft Christoph Meier zusätzlich im Lohnunternehmen von Ruedi Strebel aus. Dort ist er nebst anderen Arbeiten auch mit der Gülletechnik vertraut. Was natürlich dazu beiträgt, auf dem eigenen Betrieb ebenfalls auf diese Technik zu setzen.
Die Auslagerung an den Lohnunternehmer hat aus Meiers Sicht nicht nur arbeitstechnische Gründe. «Ein Teil unserer Flächen ist mit Bodenleitungen erschlossen. Hier verschlauchen wir auch mit dem Lohnunternehmer mit seiner Pumpe und dem Schleppschlauch.»
Bei weiter entfernten Flächen muss die Gülle an dem Feldrand transportiert werden. «Hier eine eigene schlagkräftige Infrastruktur aufzubauen, wie sie der Lohnunternehmer mit Transportfässern bietet, wäre nicht wirtschaftlich», so Christoph Meier. Hier wäre zwar ein Güllefass mit Schleppschlauchgestänge eine Lösung, die im Ein-Mann-Verfahren auch wirtschaftlich funktionieren würde.
Allerdings ist der Bodendruck höher als bei der Verschlauchung. Und der Bodendruck ist der falsche Faktor, um Kompromisse einzugehen, sind sich die Gebrüder Meier einig.
Die Landwirte intensivieren den Hauptbetriebszweig
Lohnunternehmer Ruedi Strebel stellt fest, dass in den letzten Jahren immer mehr Landwirte das Güllen auslagern. «Durch Aufstockung werden die Betriebe grösser. Die Arbeit wird mit dem gleichen Personal erledigt, welches mit dem Hauptbetriebszweig ausgelastet ist. Dieses Personal kann sich nicht mehr um Arbeiten wie das Güllen kümmern.» Bei Betriebszusammenschlüssen ist häufig eine Bewirtschaftung über grössere Distanzen die Folge. Dafür ist der Lohnunternehmer mit Lastwagen meistens besser eingerichtet.
In der Gülle steckt tonnenweise Ammonsalpeter
Für Christoph Meier sind die Güllenährstoffe besonders wichtig. Berechnet er den Wert ihrer Gülle, zeigt es sich, dass mit verlustarmer Ausbringung mehr Nährstoffe, vor allem Stickstoff, an die Pflanzenwurzel gelangt.
Bei 3800 Kubikmeter Gülle sind das rund 5000 Kilogramm pflanzenverfügbarer Stickstoff (1,3 kg/Kubikmeter). Das entspricht der Menge von 18 Tonnen Ammonsalpeter mit 27,5 Prozent N jedes Jahr. Damit gehen Meiers sorgsam um, um Verluste zu vermeiden. Diese Anforderung erfüllt auch ihr Lohnunternehmer.
Lohnunternehmer Strebel achtet seit jeher darauf, Verluste zu vermeiden. Dabei kommt ihm zugute, dass er als Tüftler massgeschneiderte Lösungen selber entwickelt und baut. In seinem angegliederten Landtechnik-Unternehmen produziert er Maschinen in Serie für den Verkauf.
Für einen verlustarmen Gülleaustrag baute er einen Schleppschlauch-Verteiler mit 15 Meter Arbeitsbreite. Den Verteilkopf baute er ebenfalls selber. Damit reduziert er seit vielen Jahren die Ausbringverluste.
Der Schleppschlauch verringert Verluste – Lohnunternehmer Ruedi Strebel will stärker verringern
Ruedi Strebel rechnet bei seinem System mit geringeren Ammoniak-Verlusten von 30 bis 35 Prozent gegenüber Breitverteilern.
Schleppschlauch-Verteiler sollen mit der AP 22+ obligatorisch werden. Einzig bei steiler Hanglage sollen Ausnahmen möglich sein.
Lohnunternehmer Strebel will jedoch mehr als nur die technische Mindestanforderung erfüllen und tüftelt weiter an emissionsmindernder Technik.
Wobei der findige Lohnunternehmer aus Waldhäusern die Lösung derzeit weder beim Schleppschuh noch bei Schlitzgeräten sieht. «Die Schleppschuhtechnik bringt gegenüber der heutigen Schleppschlauchtechnik einen zu geringen Nutzen und das Drillen der Gülle erachte ich als zu aufwändig.»
Seit einiger Zeit befasst sich Ruedi Strebel mit der Möglichkeit, die Gülle mit Schwefel anzusäuern und den pH-Gehalt auf 5,4 senken. Dadurch wird aus Ammoniak Ammonium, das bei Luftkontakt weniger ausgast. So könnte weiterhin mit dem Schleppschlauch gearbeitet und die Verluste weiter gesenkt werden.
Gemäss Untersuchungen in Dänemark sollen die Verluste auf das Niveau der Schlitztechnik, wo die Gülle in Schlitze im Boden gelegt wird, gesenkt werden.
Gegenüber dem Schlitzverfahren bleibt jedoch die komfortable Arbeitsbreite von 15 Metern erhalten. Mit Schlitzgeräten halbiert sich die Arbeitsbreite und die Kulturen werden mit mehr Überfahrten belastet.
Der Ausbringe-Zeitpunkt beeinflusst den Wirkungsgrad der Gülle
Der Wirkungsgrad der Gülle wird auch durch den bedarfsgerechten Austragszeitpunkt beeinflusst. Strebel hat deshalb das Reihen-Düngen bei Mais in spätem Stadium eingeführt.
Der Verteiltraktor fährt eine Länge, hängt den Schleppschlauch ab, fährt um das Feld und setzt dann zur nächsten Spur an.
In der Zwischenzeit verschiebt sich auch die selbstfahrende Schlauchrolle mit Aufbaupumpe an die neue Position. Diese Dienstleistung sei vor allem im Bio-Landbau gefragt, so Ruedi Strebel.
Strebel bringt mit seinen zwei Gülletruppen jährlich einige tausend Kubikmeter Gülle und flüssiges Gärgut aus. Bei grossen Distanzen erfolgt der Transport der Gülle mit Lastwagen und bei kürzeren Distanzen werden die Güllefässer mit Traktoren gezogen.
Beladen werden die Tanks mit einer externen Pumpe an der Ladestelle. Das reduziert das Gewicht der Fässer und erhöht deren Ladekapazität. Wenn alles perfekt läuft, können mit einer Gruppe täglich bis zu 800 Kubikmeter Gülle ausgebracht werden.
Wobei Ruedi Strebel betont, dass für ein effizientes Vorgehen ein Auftrag mindestens 100 Kubikmeter umfassen muss.
Das sagen die Stickstoffgehalte aus
Die N-Verluste die oberhalb von Nverfügbar entstehen, können durch emissionsmindernde Ausbringverfahren nicht beeinflusst werden. Rund die Hälfte des ursprünglichen Ntotal-Gehalts von 38 kg N verflüchtigt sich unvermeidlich.
Ammoniakverluste, verursacht durch die Ausbringung, sind bei trockenen, warmen und windigen Bedingungen am höchsten.
Am geringsten sind die Verluste bei kühlen, feuchten und windstillen Bedingungen. Auch die Verdünnung mit Wasser reduziert Verluste.
Dank Technik lässt sich, unter gleichen Bedingungen, der übrig bleibende Nverfügbar gegenüber Breitverteilern bis zu 70 Prozent reduzieren. Beim Schleppschlauch beträgt das Reduktionspotenzial minus 30 bis 35 Prozent. Beim Schleppschuh sind es minus 30 bis 60 Prozent. Beim Gülledrill beträgt das Reduktionspotenzial minus 70 Prozent. (Quelle: Agridea)
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