Kurz & bündig

- Matthias Schär pflegt in Brittnau AG eine Haselnuss-Anlage.
- Er hat auf 140 Aren 670 Bäume, die bald im Vollertrag sind und dann jedes Jahr rund zwei Tonnen Ertrag liefern sollen.
- 2022 hat ein noch unbekannter Pilz die Ernte sämtlicher Schweizer Haselnuss-Anlagen vernichtet.

 

Landwirt Matthias Schär baut seit 2012 im aargauischen Brittnau Haselnüsse an. Die Anlage ist nach dem Konzept von Obstanlagen errichtet.

Sind die Bäume zu dieser Jahreszeit normalerweise mit den gesunden Früchten beladen, erblicken wir Bäume mit Haselkätzchen und bräunlich verfärbten Blättern. [IMG 2]

«Dieses Jahr hatten wir einen Haselnuss-Totalausfall», berichtet Matthias Schär. Der Pilz hat auch alle anderen Haselnuss-Bauern in der Schweiz getroffen. Deshalb wird es 2022 keine Schweizer Haselnüsse geben. «Woher der Pilz stammt, ist unklar», so der Landwirt weiter.

Er vermutete erst Monilia, doch auch Laboranalysen aus Deutschland sind noch nicht schlüssig. Es wird davon ausgegangen, dass es ein Phoma-Pilz ist, ähnlich der Gattung Choletotrichum. Das Geheimnis des Totalausfalls ist noch nicht gelüftet.

Die Idee zum Anbau kam Matthias Schär beim Haselnuss-Joghurt

Die Idee, Haselnüsse auf dem elterlichen Betrieb anzubauen, kam Matthias Schär während seiner Zweitausbildung zum Landwirt. Der gelernte Baumaschinenmechaniker löffelte ein Haselnuss-Joghurt zum Frühstück. Er fragte sich, weshalb es in einem Schweizer Joghurt keine Schweizer Haselnüsse habe. Denn Haselnüsse gedeihen im hiesigen Klima gut. So war die Idee «Haselnuss-Anbau» geboren.

Das Wissen über den Anbau und die Pflege der Bäume steckt in der Schweiz noch in den Kinderschuhen. Die Nachbarländer wie Frankreich, Italien und Deutschland haben bereits mehr zu bieten. Pionier in der Schweiz auf diesem Gebiet ist Andreas Gauch vom Reusshof in Niederwil AG. Ihn kontaktierte Matthias Schär und konnte von dessen Unterstützung profitieren.

Zu Beginn waren es drei Reihen mit Haselnüssen. Heute sind 140 Aren mit 670 Bäumen bepflanzt. «Die Bäume sind bald im Vollertrag», berichtet der Landwirt. Wenn die Anlage nach zehn Jahren im Vollertrag sei, könne man gut zwei Tonnen Haselnüsse pro Jahr erwarten, meint er. Doch auch bereits im ersten Jahr werfen die angebauten Kultursorten einen kleinen Ertrag ab, der von Hand gelesen werden kann.

Geschnitten wird der veredelte Haselnussbaum im Winter nach der Ernte. Während des Frühjahrs und im Sommer wird gemulcht und gemäht, um den Boden bedeckt zu halten. Von Ende August bis Ende Oktober sind die Anlagen mit Netzen bespannt, die auf 40 cm über dem Boden angebracht werden. Die Nüsse fallen darauf und werden so nicht verschmutzt. Während der Erntezeit fährt Matthias Schär mit einem «Staubsauger» durch die Anlage. Damit werden die Nüsse aufgesogen und zur Trocknung eingebracht.

Die Haselnussernte ist jeweils fast schon verkauft

«Könnte ich zehn Tonnen Nüsse abgeben, wären sie sehr schnell verkauft», erklärt Matthias Schär die Marktlage. Zur Zeit bauen fünf Betriebe im Schweizer Mittelland Haselnüsse im grösseren Stil an.

[IMG 3] Auch die Nachfrage ist dementsprechend hoch. Die Nüsse können immer verkauft werden. Kleine Confiseure, Unverpackt-Läden, Biberli-Hersteller oder auch Privatkunden interessieren sich sehr für Haselnüsse aus biologischem Anbau.

Der Landwirt arbeitet mit Biofarm zusammen, welche seine Nüsse weiter verkauft. Onlineplattformen wie Gebana wären ebenfalls erpichte Abnehmer, wenn die Menge ausreichen würde.

Schweizer Haselnüsse sind nicht im Detailhandel zu finden

Erwähnenswert ist der Preis: «Ich muss 33 Fr. pro Kilogramm geknackter Nuss haben», führt Matthias Schär aus. Sonst sei er jetzt in der privilegierten Position, sein Angebot jemand anderem zu unterbreiten. Haselnüsse würden in der Schweiz allerdings nicht bis in den Detailhandel gelangen, meint er.

Dafür ist der Produktionspreis zu hoch. Zudem ist es finanziell auch nicht interessant, Haselnüsse konventionell anzubauen, da die Produktionskosten für einen günstigeren Verkaufspreis zu hoch sind.

Im Anbau ist die Dauerkultur Haselnuss sehr pflegeleicht. Die Bäume werden auf wildem Hasel veredelt und liefern bis zu 40 Jahren eine gleichbleibende Qualität an Haselnüssen. Denn der Schnitt im Winter lässt das junge Holz wieder ausschiessen.

Somit steht genug Energie für einen hohen Nussertrag zur Verfügung. Ab dem zehnten Anbaujahr sind die Bäume im Vollertrag.

Kaum Schädlinge in der Haselnuss-Anlage von Matthias Schär

Mit Ausnahme des unbekannten Pilzes, welcher 2022 die Haselnussernte in Schweizer Anlagen komplett vernichtete, kann sich Matthias Schär nicht über viele Schädlinge beklagen. «Der Haselnussbohrer ist ein Schädling, den es zu beobachten und im Zaum zu halten gilt», erklärt er.

Hier helfen ihm seine Legehennen, die er in einem mobilen Stall in die Haselnussanlage stellen kann. «Die Hühner helfen mir über den Winter, die Larven des Haselnussbohrers zu fressen und somit den Druck gering zu halten.»

Ansonsten behandelt er die Bäume mit Komposttee und effektiven Mikroorganismen, um sie im Wachstum und Krankheitsresistenzen zu unterstützen. «Ich versuche nach den Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft zu arbeiten», erzählt Matthias Schär. So hat er in jeder zweiten Reihe seiner Anlage eine Gründüngung gesät, um das Bodenleben zu fördern.

Nur der Pilz macht seine Kollegen und ihn im Jahr 2022 ratlos. «Die Laboranalysen werden hoffentlich bis nächsten Frühling zeigen, womit wir es zu tun haben», meint er.

Wer Haselnüsse anbauen möchte, ist gut beraten, langfristig zu denken und zu planen. Da der Konsum von Nüssen jedoch künftig steigend wird und die Nachfrage nach Schweizer Nüssen noch nicht befriedigt werden kann, sind Haselnüsse ein verlässliches Standbein für Betriebe mit gutem Ackerboden.

 

Fünf verschiedene Sorten

Matthias Schär baut auf seinem Betrieb fünf Sorten Haselnüsse an: Hallesche Riesennuss, Butler, Wunder von Bollweiler, Emoa und Ennis. Die Kultursorten werden auf wildem Baumhasel (Colonus Colurna) veredelt, wie auch dies in Obstanlagen oder auch im Weinbau gemacht wird.

Weitere Haselnuss-Anlagen sind auf dem Reusshof in Niederwil AG, in Flawil SG, in der Nähe von Burgdorf und im Kanton Zürich zu finden.

Betriebsspiegel Biohof Schär

Matthias Schär, Brittnau AG
LN: 16 ha, davon 140 Aren Haselnüsse, 1,6 ha Grünspargel, 1 ha Chabis, 1 ha Frischgemüse
Tierbestand: 70 Engadiner Mutterschafe, 1250 Legehennen
Arbeitskräfte: Betriebsleitung Matthias Schär, 1 Vollzeitmitarbeiter pro Saison, Vollzeitmitarbeit der Mutter sowie Mithilfe durch die Familie