Einen Einblick in diese On-Farm-Forschung liefert das Beispiel der Kartoffelsortenprüfung. Klassische Sorten wie Erika und Charlotte sind anfällig für die Kraut- und Knollenfäule. Werden keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel eingesetzt, kann diese Pilzkrankheit anfällige Sorten bis zum Totalausfall schädigen.
Deshalb braucht der Bioanbau krankheitsresistente Sorten. Im Kartoffelsortenprojekt werden die vielversprechendsten europäischen Neuzüchtungen in die Schweiz geholt und geprüft. Kann sich eine Sorte in Kleinparzellenversuchen des staatlichen Kompetenzzentrums Agroscope gut behaupten, wird sie in Praxisversuchen auf sechs Biobetrieben während zwei Saisons angebaut.
So wurden etwa 2020 auf dem Gerbehof von Christoph Hauert und Eva Ulm vier Versuchssorten in je zwei Streifen von drei Metern Breite über die gesamte Feldlänge verglichen. Das FiBL begleitete den Anbau umfassend, holte die Rückmeldungen der LandwirtInnen ein und erfasste Faktoren wie Krankheitsanfälligkeit oder Ertrag. Die Ergebnisse zeigen schliesslich, welche Sorten Potenzial haben und von der Praxis angenommen werden.
Kommentar von Tobias Gelencsér, FiBL-Berater: Vom Acker in den Laden
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Seit mehr als 40 Jahren erarbeiten die FiBL-Forschenden mit innovativen und experimentierfreudigen LandwirtInnen Lösungen für den Biolandbau – direkt in deren Ställen und auf deren Feldern. Die Forschenden können so wichtige Erkenntnisse gewinnen, um marktfähige Lösungen zu kreieren und gleichzeitig den Puls der Praxis spüren. Die LandwirtInnen können ihren Anliegen Gehör verschaffen und die biologische Landwirtschaft weiterentwickeln.
Das Beispiel der Kartoffelsortenprüfung zeigt, wie erfolgreich dies sein kann. Frühere Sortenversuche kürten die Sorte Vitabella zur Siegerin, sie hat den Einzug ins Ladenregal bereits geschafft. Die Ergebnisse des Sommers 2020 zeigen, dass auch die Sorte Montana robust und ertragreich ist. La Vie tat sich durch schöne Knollen und ausgezeichneten Geschmack hervor, erwies sich aber als zu wenig robust.
Welche weiteren Sorten in die Kränze kommen, werden die LandwirtInnen in der Saison 2021 auf ihren Äckern ermitteln.