Während Christian Bucher von Swisspatat recht optimistisch in die Zukunft blickt, ist Andreas Rüsch, Leiter Anbau und Gewächshausbetriebe beim Gemüseproduzenten Rathgeb Bio, recht nüchtern: «Schwierige Jahre wie 2024 gehören zu unserem Beruf. Die müssen wir abhaken und vorwärts schauen.» Doch Freude macht der Kartoffelanbau in solch einem Jahr natürlich nicht: Auch Rathgeb Bio hatte wie die anderen Schweizer Biokartoffelproduzenten keine gute Ernte.

Keine Alternative zur Behandlung mit Kupfer in Sicht

Das bedeutendste Problem war wie überall die Krautfäule. Wegen des Regens konnten einige Kartoffelpartien erst spät gepflanzt werden. «Kartoffeln haben bei der Krautfäule keine Jugendresistenz und werden sofort befallen», erklärt Andreas Rüsch. Im Bioanbau ist nur Kupfer zur Bekämpfung erlaubt – es wird jedoch bei jedem Regen wieder abgewaschen.

Eine Alternative sei nicht in Sicht, sagt Rüsch. Das liege auch daran, dass die Forschung und Entwicklung für Pflanzenschutzmittel im Biokartoffelanbau für Firmen wirtschaftlich weniger attraktiv sei, da der Anteil an Biokartoffeln weltweit relativ gering ist.

Rüsch versteht die Sorgen der ÖLN-Produzenten, wenn immer mehr Wirkstoffe wegfallen. Werde die bestehende Palette rechtzeitig und mit den richtigen Abständen eingesetzt, liessen sich aber noch gute Erträge erzielen, das zeige das Jahr 2024. «Doch die Luft wird dünner, wenn immer mehr Wirkstoffe wegfallen.»

Der Krautfäule-Erreger passt sich enorm schnell an, was zu Resistenzen führen kann. Selbst Sorten, die eigentlich als robust eingeschätzt werden, waren 2024 befallen. Rüsch hat von der Sorte Acoustic Proben nehmen lassen, da er einen Resistenzdurchbruch befürchtet. Resultate der vom FiBL gesammelten Proben liegen noch nicht vor.

Rüsch bleibt aber ruhig, denn Krautfäule sei immer eine Kombination von verschiedenen Faktoren:

  • Als Erstes ist das Wetter für die Verbreitung ausschlaggebend.
  • Je nach Anbauregion sind unterschiedliche Typen und Mengen an Pilzsporen vorhanden.
  • Je nach Sorte sind die Bestände unterschiedlich anfällig.

Vorkeimen bringt einen Vorsprung gegenüber Krautfäule

Was gilt es also zu tun? Rüsch und sein Team sind sich der Bedeutung des Bodens bewusst: Dieser muss vital, gut belüftet und sorgfältig bearbeitet sein. Zudem setzen sie auf robuste Sorten wie beispielsweise Vitabella. Alle frühen Pflanzungen werden vorgekeimt: «Das gibt uns gegenüber der Krautfäule einen Vorsprung von zwei bis drei Wochen.» Das könne bezüglich Kaliber matchentscheidend sein, sagt Rüsch.

Bei Rathgeb werden die Kartoffeln, die unter Vlies wachsen, mehrmals abgedeckt, behandelt und wieder zugedeckt, wenn es die Witterung erfordert. Darauf legt Rüsch grossen Wert: «Krautfäule entsteht immer aus einem Primärherd, von dem aus sich die Krankheit explosionsartig verbreitet.» Da die Pilzsporen nur auf lebenden Kartoffeln – sprich dem Pflanzgut – überleben, brauche es bei den Kartoffeln, die als Erste in den Boden kommen, besondere Aufmerksamkeit.

Rüsch betont auch, wie wichtig permanente Feldbeobachtungen seien: «Weil wir nur mit Kupfer behandeln können, kann die ganze Saison gelaufen sein, wenn wir einige Tage zu spät sind.» Dass 2024 die erlaubte Kupfermenge ausnahmsweise von 4 auf 6 kg/ha erhöht wurde, habe dort, wo es eingesetzt wurde, die Ernte vor noch gravierenderen Problemen gerettet.

Er ist sich bewusst, dass auch diese Massnahme nur eines der Schräubchen ist, an denen sich drehen lässt. «Extreme Witterungssituationen wie dieses Jahr sind nicht in unserer Hand.» Wolle jemand in den Kartoffelanbau einsteigen, müsse man sich der Risiken bewusst sein: «Es braucht einen guten Marktpartner und am besten einen Berufskollegen mit viel Wissen und Erfahrung.»