Der gesamte Pflanzgutbedarf in der Schweiz liege jährlich bei etwa 27 000 Tonnen. Dabei muss immer ein Teil an Pflanzgut, besonders Vermehrungssaatgut, importiert werden. Die Eigenversorgung liegt dabei bei etwa 85 Prozent. Doch die Importmengen häufen sich. «In den letzten Jahren musste mehr Pflanzgut importiert werden», sagt Christof Rüfenacht, Geschäftsführer von Swisssem. Grund dafür waren die schlechten Erträge in den Jahren 2021 bis 2023.

Anfang 2024 war schliesslich eine ausserordentliche Situation bezüglich Pflanzgutverfügbarkeit. Aufgrund der dürftigen Kartoffelernte 2023 in Europa fehlte es überall und schliesslich auch in der Schweiz an Pflanzgut. «2023 konnten in der Schweiz lediglich 16 000 Tonnen Pflanzgut für den Handel gebraucht werden, womit fast 10 000 Tonnen fehlten», erzählt Rüfenacht.

Er fügt an, dass in der EU viele Frites-Verarbeitungsfabriken gebaut wurden. Diese würden gute Preise für Frites-Kartoffeln zahlen, weshalb etliche Pflanzgutproduzenten auf die Frites-Kartoffel-Produktion umgestiegen seien. Das würde die Pflanzgutverfügbarkeit beim Import zusätzlich verschärfen, besonders bei Frites-Kartoffeln.

Verlorene Pflanzgutproduzenten mit höheren Preisen locken

In der Schweiz herrscht eine ähnliche Situation. Nicht nur die tiefen Erträge, sondern auch die schwindenden Produzenten sind ein Grund für die mangelnde inländische Pflanzgutverfügbarkeit. «Wir haben 10 Prozent der Anbaufläche für Pflanzgut verloren und hoffen, dass wir die Pflanzgutverfügbarkeit mit einer guten Ernte 2024 sichern konnten», sagt Rüfenacht.

Jährlich seien etwa 1540 Hektaren nötig, um den Bedarf an Pflanzgut zu decken. In der Saison 2024 waren es nur noch 1400 Hektaren. Aufgrund der tiefen Rentabilität der letzten drei Jahre haben etliche Produzenten das Handtuch geworfen.

Dem soll mit höheren Produzentenpreisen entgegengewirkt werden. «Als unsere Pflanzgutproduzenten gesagt haben, wir verdienen zu wenig und werden aus der Produktion aussteigen, haben wir die Preise erhöht. Wir müssen jetzt handeln und Sorge tragen zu unseren Pflanzgutproduzenten, wenn wir Schweizer Saatgut anbieten und die Selbstversorgung gewährleisten wollen», erklärt Rüfenacht.

Zukünftig soll der Einzelkulturbeitrag für Pflanzkartoffeln noch erhöht werden. Ebenfalls sollen die Produzentenpreise für die Ernte 2024 erneut erhöht werden.

Gute Aussichten auf genügend Pflanzgut fürs 2025

«Wenn wir preislich bessere Aussichten schaffen, glaube ich daran, dass wir die Pflanzgutversorgung im Inland sichern können.» Rüfenacht hofft, dass nicht noch mehr Pflanzgutproduzenten verloren gehen.

Jedoch habe eine Preiserhöhung beim Pflanzgut zur Folge, dass schliesslich die Speisekartoffelproduzenten höhere Pflanzgutkosten tragen müssen.

Christof Rüfenacht ist zuversichtlich, dass fürs kommende Jahr genügend Pflanzgut zur Verfügung steht. Abgesehen vom Biolandbau wurden bis jetzt erstaunlich gute Erträge eingefahren. Die Ernteschätzung von Mitte August liegt bei 22 500 Tonnen Pflanzgut, obwohl von den 1400 Hektaren Pflanzgut noch 100 Hektaren verloren gingen – wegen Kraut- und Knollenfäule sowie bakterieller Welke.

Es braucht eine Alternative für verbotenes «Reglone»

Beim Anbau von Pflanzgut ist die erfolgreiche Krautvernichtung zentral, um einen späten Virusbefall verhindern zu können. Seit dem Verbot von «Reglone» ist die Krautvernichtung nicht mehr so einfach durchführbar. Für Christof Rüfenacht ist es deshalb wichtig, dass wenigstens die verbleibenden chemischen Mittel erhalten bleiben und nicht noch mehr Wirkstoffe verboten werden.