Kurz & bündig

  • Den idealen Erntezeitpunkt zu bestimmen ist wichtig und braucht Erfahrung.
  • Getreidesammelstellen bieten Feuchtigkeitsmessungen als Dienstleistung an.
  • Mobile Feuchtigkeits-Messgeräte und Handdrescher können gute Entscheidungshilfen sein.
  • Die Auswuchsgefahr spielt bei der Entscheidung eine Rolle.

Wie gut sich die Getreide- und Rapsbestände präsentieren, kann mittlerweile nicht mehr beeinflusst werden. Was aber für Getreideproduzenten nach Monaten der Pflege wichtig ist: Das Bestimmen des idealen Erntezeitpunktes. 14,5 Prozent Feuchtigkeit sollte das Getreide aufweisen, der Raps 6 Prozent. Zu feuchtes Getreide muss nachgetrocknet werden. Ist es hingegen zu trocken, vergibt man Gewicht und damit Geld.

Wie also nähert sich der Landwirt einer Punktlandung? Die Kurzfassung: Erfahrung und Messgeräte sind die wichtigsten Verbündeten.

Einer, der in beiden Punkten Kompetenzen mitbringt, ist der Lohnunternehmer Adrian Wälchli aus Brittnau AG. Sechs Mähdrescher sind bei ihm während der Saison im Einsatz, wobei einer voll ausgestattet ist mit Ertrags- und Feuchtigkeitsmessung.

Weshalb muss nun aber gleichwohl der Landwirt über den Erntezeitpunkt entscheiden, wo doch die Erntemaschine das auch kann? «In der Saison haben wir unmöglich Zeit, auf einem Feld mit der Ernte zu beginnen und nach einigen Minuten zu sagen, dass wir besser einen Tag später nochmals vorbeikommen», erklärt Adrian Wälchli.

Die Disposition sei je nach Witterung zur Erntezeit bereits so eine grosse Herausforderung. So interveniert Wälchli nur in Notfällen, beispielsweise, wenn das Erntegut noch sehr feucht ist.

Getreidesammelstellen unterstützen bei der Suche nach dem Erntezeitpunkt

Grundsätzlich ist es Aufgabe des Landwirtes, den Erntezeitpunkt festzulegen. Es gibt aber diverse Hilfsmöglichkeiten. «Wenn uns jemand um Rat bezüglich Erntezeitpunkt fragt, schicken wir schon jemanden vorbei», so Wälchli.

Einfacher ist es allerdings, ein Muster zu nehmen und dieses genau zu messen. Die meisten Getreidesammelstellen bieten diesen Service für ihre Kunden an, so auch die Eichmühle in Beinwil Freiamt. «Unsere Landwirte beanspruchen diese Hilfe aber relativ selten», erzählt Geschäftsführer David Villiger. Tendenziell sei die Nachfrage danach rückläufig.

Mit der angelieferten Qualität ist Villiger hingegen sehr zufrieden. Er vermutet, dass die generelle Professionalisierung, aber auch die zunehmende Beratung durch die Lohnunternehmer dafür verantwortlich sind.

Die Erfahrung zeigt aber, dass es jährlich Unterschiede gibt. «In einem feuchten Jahr mit erhöhter Auswuchsgefahr kann es sein, dass etwas früher gedroschen und feuchter abgeliefert wird», so Villiger. So kann eine Herabstufung von Brot- zu Futtergetreide verhindert werden.

Die Feuchtigkeitsmessgeräte für die Bestimmung des Erntezeitpunktes zuerst eichen

Eine weitere Option sind mobile Feuchtigkeitsmessgeräte, welche über das Internet bestellt werden können. Einige Landwirte verfügen bereits über ein solches Gerät. Diese sind zuverlässig, sofern sie vorher geeicht werden.

Dazu empfiehlt sich ein Gang zur Getreidesammelstelle: Man misst ein Muster mit dem dortigen Profi-Gerät, anschliessend mit dem eigenen Gerät und passt die Messung an. Wichtig: Jedes Messgerät misst nur so genau, wie das Muster ist. Für eine repräsentative Probe sollte der Getreideproduzent sein Feld diagonal durchschreiten und in regelmässigen Abständen Ähren nehmen.

Wem das Ausdreschen von Hand zu mühsam ist, kann auch hier technische Hilfe in Anspruch nehmen: Handdrescher mit Akkubetrieb sind ebenfalls erhältlich.

Adrian Wälchli ist nach jahrzehntelanger Erfahrung mittlerweile in der Lage, vom Feldrand her zu beurteilen, ob die Frucht reif zum Drusch ist: «Dafür habe ich mit den Jahren ein «Gschpüri» entwickelt. Beim Dreschen achte ich mich auf das Geräusch, wie die Körner an das Sichtglas im Tank rieseln oder darauf, wie sie im Tank verlaufen.»

Anfangs Saison nimmt Wälchli auch Rücksprache mit einigen Landwirten, um zu wissen, wie feucht die Ernte genau abgegeben wurde. «Das ist ein für mich ein kleiner Test geworden: Ich schätze die Feuchtigkeit und vergleiche meine Prognose dann mit der effektiven Messung. So kann ich mich immer wieder selber eichen», so Wälchli.

Täglich messen lohnt sich, um den Erntezeitpunkt nicht zu verpassen

David Villiger von der Eichmühle hat festgestellt, dass die Abreife der Frucht bei Hitze sehr schnell erfolgen kann. «Auf leichten Böden kann das Getreide gegen Ende an einem Tag bis zu 4 Prozent Feuchtigkeit verlieren», so Villiger. Ein bis zwei Prozent Abtrocknung bei heissem Wetter sei auch auf normalen Böden normal.

Da ist es gut, dass die Lohnunternehmer heute sehr leistungsfähige Maschinen haben, die innert kürzester Zeit grosse Mengen Getreide ernten können. Das ermöglicht für die meisten Landwirte eine Ernte zum idealen Zeitpunkt, sorgt aber für einen enormen Peak bei den Getreidesammelstellen.

«Im letzten Jahr haben wir innert zehn Tagen zwei Drittel der gesamten Brotgetreide- und Raps-Ernte angeliefert bekommen», erinnert sich Villiger. Umso wichtiger ist es dann, dass die Frucht nicht zu feucht ist und nicht nachgetrocknet werden muss.

Und nebst dem idealen Feuchtigkeitsgehalt ist auch die Fusarienfreiheit entscheidend. Insbesondere in diesem Jahr, wo es vielerorts zur Weizenblüte regnete.