Über die letzten Jahre war das Produktionskosten-Umfeld in der Landwirtschaft verhältnismässig stabil. Die Schweizer Eierproduzenten haben die Preisschwankungen mehrheitlich selber getragen oder diese wurden zeitnah von den Marktteilnehmern berücksichtigt.
Die Preise auf den Weltmärkten sind in den letzten Monaten aber stark angestiegen. Die Situation bei den Rohstoff- und Energiepreisen führt zu einem massiven Anstieg der Produktionskosten. Nach aktuellem Wissensstand und vor dem Hintergrund der angespannten politischen Weltlage ist vorerst keine Besserung in Sicht.
Sowohl in der Schweiz als auch im Ausland waren die Ernten 2021 schlecht. Dürren oder zu grosse Regenmengen, Frost und Hagel haben gesamthaft zu grossen Qualitäts- und Mengeneinbussen geführt.
Neben den Kosten für Getreide stiegen auch die Kosten für Eiweiss-Bestandteile, Fette, Öle, Aminosäuren und Traubenzucker massiv an. Soja zum Beispiel kostet heute fast doppelt so viel wie noch 2019.
Neben den Futterkosten sind auch die Energie- und Treibstoffkosten, sowie Unterhaltskosten für Gebäude und Einrichtungen ein wichtiger Teil der Produktionskosten in der Eierproduktion. Zudem müssen die Schweizer Eierproduzenten auf allen vorgelagerten Stufen der Junghennen-Produktion, von den Zuchttieren über die Brüterei bis zum Transport, mit massiv höheren Kosten und entsprechenden Preisaufschlägen rechnen.
Gleichzeitig werden die Anforderungen an Tierwohl und Nachhaltigkeit kontinuierlich erhöht, was für viele Produzenten ebenfalls mit Mehrkosten verbunden ist.
Im Verlauf des aktuellen Jahres wurden die Produzentenpreise zwar teilweise erhöht – diese Preiserhöhungen decken aber nur einen kleinen Anteil der gestiegenen Produktionskosten. Die Mehrkosten für Eierproduzenten lagen per Anfang Juni 2022 bei rund 2,5 Rappen pro Ei im Vergleich zum Vorjahr. Diese Mehrkosten werden zurzeit nicht vollständig gedeckt.
Eine Anpassung der Produzentenpreise tut Not, damit die Mehrkosten korrekt und vollumfänglich abgegolten werden – falls nötig über eine Anpassung der Preise am Verkaufspunkt.
Bei einem durchschnittlichen Jahreskonsum von rund200 Eiern pro Person würden die entsprechenden Mehrkosten von 2,5 Rappen pro Ei einer Belastung im Budget der Konsumenten von 5 Franken pro Jahr entsprechen.
Werden diese Mehrkosten den Produzenten nicht entschädigt, stellen sich für viele Schweizer Familienbetriebe existenzielle Fragen. Soll Nachhaltigkeit gelebt und das Tierwohl auf hohem Stand gehalten und weiterentwickelt werden, ist eine umgehende Erhöhung der Produzentenpreise unabdingbar.